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Management > Reaktion auf Titelgeschichte von "Markt und Mittelstand"

„Erforderliche Schritte vor 17 Jahren umgesetzt“

In einem aktuellen „Markt und Mittelstand“-Artikel geht es auch um die Pensionsrückstellungen bei der IHK Region Stuttgart. Deren Hauptgeschäftsführer Andreas Richter erklärt die Praxis in einem Leserbrief, den wir an dieser Stelle veröffentlichen.

Vor 2003 arbeitete die IHK Region Stuttgart mit der seinerzeit für IHKs geltenden kameralistischen Rechnungslegung, einer reinen Ein- und Ausgabenrechnung, wie sie im öffentlichen Dienst üblich ist. Einer der zahlreichen Nachteile dieses Rechnungslegung ist, dass eingegangene Pensionszusagen bezüglich deren späteren Belastungen nicht zu Tage treten. Im Falle der doppischen Rechnungslegung (doppelte Rechnungslegung; Anm. Red.) mit Gewinn- und Verlustrechnung (G+V) sowie Bilanz ist dies anders: Dort müssen für die Pensionsverpflichtungen Rückstellungen gebildet und diese entsprechend bilanziert werden.

In den 90er-Jahren und davor lagen die Gehälter bei der IHK Region Stuttgart vergleichbar zum öffentlichen Dienst unter Marktniveau. Für das Halten und Gewinnen von Fachkräften wurde diese Differenz durch Pensionszusagen ausgeglichen.

2003 Umstellung auf kaufmännisches Rechnungswesen

Mit dem Wechsel in der Hauptgeschäftsführung 1998 wurden das bisherige Altersversorgungssystem der IHK Region Stuttgart einer eingehenden Prüfung unterzogen und die Mitglieder der Vollversammlung entsprechend informiert. Im Jahr 2000 wurde die bisherige Pensionsregelung dann komplett aufgegeben.

Im Jahr 2003 stellte die IHK Region Stuttgart als erste IHK in Deutschland auf das kaufmännische Rechnungswesen um, dem ein längerer Überzeugungsprozess bei der Rechtsaufsicht im Wirtschaftsministerium vorangegangen war. Mit dieser Umstellung veröffentlichte die IHK aktiv Bilanz, G+V, sowie alle relevanten Finanzdaten auf ihrer Homepage. Ebenso wurde ein Geschäftsbericht publiziert. Dies ist bis heute jährlich der Fall.

Es herrscht vollständige Transparenz

Die gegenwärtige besondere Höhe der Pensionsrückstellungen ist eine Folge der alle bilanzierenden Unternehmen betreffenden Niedrigzinspolitik. Für die IHK Region Stuttgart bedeutet dies, dass für eine überschaubare Zeit noch weitere Dotierungen der Pensionsrückstellungen erforderlich sein werden. Hingegen wird es aufgrund des sich fortsetzenden Ablebens der Pensionäre in wenigen Jahren zu einer lang anhaltenden Phase der Auflösung von Pensionsrückstellungen kommen und die IHK-Finanzen damit deutlich entlasten.

Was will ich mit alledem sagen:
1. Die erforderlichen Schritte einer Korrektur hat die IHK bereits vor 17 Jahren umgesetzt.
2. Er herrscht über die Situation seit 2000 gegenüber der Vollversammlung und seit 2003 gegenüber der Öffentlichkeit vollständige Transparenz.
3. Es liegt in der Natur von Pensionsrückstellungen, dass diese langfristiger Natur sind und Veränderungen entsprechend dauern.
4. Die Lösung dieser Problematik in circa 5 Jahren eintreten dürfte.

Ich kann indes sehr gut nachvollziehen, dass die geschilderten Effekte bei einer Betrachtung der IHK seitens der Medien zu komplex sind. Wir werden damit leben müssen, dass eine 1998 eingeleitete Korrektur bei solchen Berichten keine Rolle spielen. Dass Herr Boeddinghaus Pensionsvergaben, die weit mehr als 20 Jahre zurückliegen und seit 2000 nicht mehr vergeben werden, ihm heute noch als Beleg für die angebliche aktuelle Selbstbedienung in den IHKs dienen, wundert mich ebenfalls nicht.

In dem Artikel von unserem Redakteur Jens Kemle auf Seite 31 heißt es:
"(...) Auch die Pensionsrückstellungen sorgen immer wieder für Befremden. In der Bilanz aus dem Jahr 2015 der IHK Stuttgart beliefen sie sich auf fast 90 Millionen Euro. Die IHK Berlin stellte im selben Jahr mehr als 45 Millionen Euro zurück. Keine Einzelfälle. „Die Pensionszusagen sind oft völlig überzogen – manchmal sind sie höher als das Gehalt für die geleistete Tätigkeit bei der Kammer“, weiß ein Insider. (...)"

Andreas Richter, Jahrgang 1952, ist studierter Volkswirt und war Wirtschaftskorrespondent für Zeitungen am Finanzplatz Frankfurt tätig. Danach wurde er Ressortleiter der "Stuttgarter Zeitung". Seit 1998 ist Richter Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart. Sein Vertrag endet zum 31. Januar 2018, jedoch will Richter bereits davor in den Ruhestand treten.

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