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Management > Compliance für den Mittelstand

"Korruption ist ein klassisches Thema"

Verstöße gegen Compliance-Vorgaben können für Mittelständler nicht nur zu Einbußen bei der Reputation und zum Verlust von Kunden führen. In letzter Konsequenz droht Insolvenz. Daher ist es wichtig, dass auch mittelständische Unternehmen ein Regelwerk für ihre Mitarbeiter aufstellen und strikt auf dessen Einhaltung achten.

Markt und Mittelstand: In Sachen Compliance gilt häufig: große Unternehmen, große Probleme. Lässt sich im Umkehrschluss sagen, dass der mittelständische Maschinenzulieferer mit 12 Millionen Jahresumsatz fein raus ist?

Jens Laue: Das wäre ein folgenschwerer Irrtum, und ich kann davor nur eindringlich warnen. Die Anforderungen an das Compliance Management und die verhängten Strafen bei „In-Compliance“ unterscheiden nicht zwischen der Größe von Unternehmen. Im Gegenteil: Große Unternehmen verkraften finanzielle Strafen oft besser als kleine, die dadurch bis in die Insolvenz getrieben werden können und das Familienvermögen verlieren.

MuM: Welche Compliance-Themen sind gerade für den kleineren Mittelstand relevant?

Laue: Das klassische Thema, das vor absolut keiner Unternehmensgröße Halt macht, ist die Korruption. Jedes Unternehmen, das Waren oder Dienstleistungen verkauft, steht vor der Herausforderung sicherzustellen, dass Geschäfte nicht durch Bestechung gemacht werden. Gleiches gilt übrigens für den Einkauf, wo es darum geht, Mitarbeiter von der Annahme von Gefälligkeiten abzuhalten, die am Ende nachteilig für das Unternehmen sind.

Nachweise werden verlangt

MuM: Warum sollte sich ein mittelständischer Unternehmer überhaupt mit Compliance beschäftigen?

Laue: Weil er damit Schäden vom eigenen Unternehmen fern hält. Dabei ist es nicht nur der finanzielle Schaden aus Verstößen. Sondern auch die beschädigte Reputation des Unternehmens und seiner Mitarbeiter. Gerade der Mittelstand, der in hohem Maße vom Vertrauen der Kunden und Lieferanten geprägt ist, erholt sich oftmals nicht von solchen Skandalen. Hinzu kommt: Viele große Konzerne verlangen mittlerweile von ihren Zulieferern Nachweise über die Compliance-Instrumente und trennen sich strikt von solchen, die dem nicht nachkommen können.

MuM: Wie geht ein Unternehmen das Thema sinnvoller Weise – und rechtlich einwandfrei – an?

Laue: Es ist ja nicht so, dass viele mittelständische Unternehmen keinerlei Compliance-Maßnahmen eingerichtet hätten. Oft werden die nur nicht so bezeichnet. Ich denke an einfache Verhaltensrichtlinien, die es eigentlich in allen Unternehmen in der einen oder anderen Form gibt. Am Anfang sollte also eine Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Maßnahmen stehen. Diesen Status Quo spiegelt man dann an den Industrieanforderungen. Dabei darf natürlich nicht die Unternehmensgröße außer Acht gelassen werden. Nicht an alle Unternehmen lassen sich dieselben Erwartungen stellen. Ein gutes Compliance Management System ist so zugeschnitten, dass es den Risiken und der Komplexität des Unternehmens im Sinn einer maximalen Effizienz Rechnung trägt.

MuM: Und was passiert, wenn der Mittelständler nichts tut?

Laue: Die Erwartungshaltung an eine wirksame Compliance steigt stetig – aus Sicht der Öffentlichkeit, der Regulatoren, der Kunden, der Banken, der Lieferanten und nicht zuletzt auch der Arbeitnehmer, die bei ihren Bewerbungen immer öfter darauf achten, wie der potenzielle neue Arbeitgeber im Bereich Corporate Governance aufgestellt ist. Mittelständler dürfen und sollten sich dem Thema also nicht entziehen, wenn sie ihr Unternehmen und sich selbst keinem hohen Risiko aussetzen möchten. Und wenn man ein Compliance Management System effizient und mit Augenmaß aufbaut, ist das auf der Kostenseite beherrschbar und bringt sogar wirtschaftlichen Mehrwert.

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