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Debatte > Einwanderungsgesetz

Der Mittelstand wird beim Thema Fachkräfte-Zuwanderung benachteiligt

Die Regierung reformiert das Einwanderungsgesetz, vergisst an einer wichtigen Stelle aber den Mittelstand: Zeitarbeitsfirmen dürfen keine Arbeitskräfte außerhalb der EU rekrutieren. Ein herber Nachteil, meint Thorsten Giersch.

Den Fachkräfte- und allgemeinen Personalmangel können Mittelständler vor allem durch Zuzug begegnen. Aber es gibt Hürden.

Als „Schritt in die richtige Richtung“ wurden die Pläne der Ampel­ko­ali­ti­on zur Reform des Einwan­de­rungs­rechts für quali­fi­zier­te Arbeits­kräf­te aus aller Welt von den allermeisten bezeichnet. Jetzt, wo immer mehr Details sichtbar werden, gibt es einen Punkt, der mittelständische Firmen zurecht auf die Palme bringt: Die Zulas­sung von Zeitar­beits­un­ter­neh­men für die Rekru­tie­rung von Arbeits­kräf­ten aus Ländern jenseits der Europäi­schen Union ist bisher nicht vorgesehen.

Das mag für große Konzerne nicht schlimm sein. Die Bekanntheit und Strahlkraft von BMW, Mercedes und Co. ist so groß, dass sie im Ausland hinreichend bekannt sind. Für alle anderen wird das aber zum Malus. Die Zeitarbeitsunternehmen haben für diese unbekannten Mittelständler eine enorm wichtige Funktion: Sie sind quasi eine ausgelagerte, global agierende Personalabteilung. Die Dienst­leis­ter werben geeig­ne­te Arbeits­kräf­te an und schleusen sie durch die Forma­li­tä­ten des Einwan­de­rungs­ver­fah­rens. Außerdem werden die Menschen während der Phase in der Zeitarbeit auf die deutschen Unternehmen vorbereitet. Es dürfte in den meisten Fällen die ideale Heranführung an die passenden Unternehmen und ihre Mentalität sein.

Hier kommen zwei Wahrheiten zusammen: Nur wenige mittel­stän­di­sche Unter­neh­men verfü­gen über die Ressour­cen, um Perso­nal­ak­qui­se im Ausland zu betrei­ben. Auf der anderen Seite verfügen die großen Zeitar­beits­firmen bereits über Nieder­las­sun­gen in aller Welt, kennen die kultu­rel­len Beson­der­hei­ten vor Ort und haben einen starken Antrieb, sich auf die chancen­reichs­ten Kandi­da­ten zu konzen­trie­ren.

Was will man mehr, fragt sich der Unternehmer, der dringend Leute sucht? Doch sein bedarf wird nicht erfüllt, weil ein altes Bild von Zeitarbeit dagegensteht, das vor allem Gewerkschaften pflegen: Da wird sie als Ausbeutung hingestellt, als völlig entmenschlichte Form der Beschäftigung. Doch gerade an diesem Punkt ist das so falsch wie gestrig. Zeitarbeit entspricht inzwischen mehr dem Verhalten von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen als alles andere. Der lebenslange Job in einem Betrieb ist für die meisten keine erstrebenswerte Perspektive mehr.
Selbstredend wäre die Zulassung der Zeitarbeitsfirmen fürs Rekrutieren im Ausland nur ein Baustein für mehr Zuwanderung. Die Auslandsbehörden gehören besser ausgestattet und so manche Verfahrenswege geändert – deutsche Firmen haben aufgrund der Bürokratie einen nennenswerten Standortnachteil bei der Anwerbung von ausländischen Fachkräften. Die sogenannten „Expat-Hubs“, also zentrale Anlaufstellen wie es sie zum Beispiel in Hamburg erfolgreich gibt, sollten nicht auf Ballungszentren beschränkt sein. Aber bei all den Herausforderungen des Arbeitsmarktes braucht es eben jeden Baustein. Die Regierung sollte auf die Zeitarbeitsfirmen nicht unnötig verzichten.

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