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Debatte > Dreizehn ehrliche Antworten von Angelika Gifford

„In der Natur fallen mir die besten Ideen ein“

Meta-Europa-Chefin Angelika Gifford verrät, was erfolgreiche Unternehmen ausmacht, warum niemand ausschließlich auf Daten vertrauen sollte und wen sie auf eine einsame Insel mitnähme.

Angelika Gifford hat mehr als 30 Jahre Erfahrung mit Technologieunternehmen. Die gebürtige Essenerin ­arbeitete unter anderem bei Microsoft und Hewlett-Packard. Seit 2020 ist sie bei Meta, inzwischen als ­Vizepräsidentin für Europa, Afrika und den Nahen Osten. Sie sitzt im Vorstand der Atlantik-Brücke und im ­Aufsichtsrat von ThyssenKrupp.

1. Was macht für Sie einen ehrenwerten Kaufmann aus?
Ein ehrenwerter Kaufmann übernimmt Verantwortung von Ende zu Ende, für ein Projekt, ein Produkt, ein Unternehmen, für andere Menschen. Er denkt nicht nur innerhalb der Grenzen seiner eigenen Funktion, sondern hat den Gesamterfolg im Blick. Und: Sie oder er hat nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis im Sinn, sondern auch gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen von Entscheidungen.

2. Wem raten Sie davon ab, Unternehmer zu werden? 
Menschen, die nicht bereit sind, ihr Maß an Verantwortung zu tragen und auch mal mit einem Projekt zu scheitern. Aber auch alle, die keinen Spaß daran haben, in unbekannte Themen einzutauchen, die Ärmel hochzukrempeln, mit unterschiedlichsten Menschen zusammenzuarbeiten und sich dabei kontinuierlich weiterzubilden.

3. Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie erfolgreich ist Ihr Unternehmen?
Die Stärke von Meta ist es, Menschen miteinander zu verbinden. Wir haben mit Facebook, Instagram und WhatsApp einige der erfolgreichsten sozialen Plattformen aufgebaut, die täglich von mehr als zwei Milliarden Menschen genutzt werden. Damit geht eine enorme Verantwortung einher und wir müssen uns stetig weiterentwickeln, um eines der führenden Metaverse-Unternehmen zu werden. Diese Reise ist erst zu ein Prozent abgeschlossen und als Startpunkt hat Mark Zuckerberg 2023 zum ,Jahr der Effizienz‘ ausgerufen. Deshalb würde ich uns derzeit eine 7 vergeben: Wir sind gut unterwegs, aber haben noch mehr Potenzial. Das ist für mich als Managerin besonders spannend.
 

4. Welchen Managementtrend halten Sie für überschätzt?
Ausschließlich auf Daten zu vertrauen: In der heutigen Unternehmensführung ist eine vernetzte und verlässliche Echtzeit-Datenbasis eine zentrale Entscheidungsgrundlage und ein riesiger Effizienzhebel. Gerade deshalb ist es aber unabdingbar, sein kritisches Denken nicht am Firmentor abzugeben und nur auf Datenpunkte zu vertrauen. Man sollte sich jeden Tag aufs Neue die Mühe machen, verwendete Daten und Dashboards wirklich zu durchdringen, selbst Trends abzulesen, datenbasierte Empfehlungen zu hinterfragen und eigene Erfahrung einzubringen. Nur clever miteinander kombiniert entfalten künstliche und menschliche Intelligenz ihr Potenzial. 

5. Was ist die größte Veränderung, mit der Sie beruflich in den vergangenen fünf Jahren zu tun hatten?
Digitale Transformation. Die hat schon vor weit mehr als fünf Jahren Fahrt aufgenommen, aber ihre Auswirkungen zeigen sich in letzter Zeit umso deutlicher. Man denke an Technologien wie Künstliche Intelligenz, die weitreichende Chancen und Risiken für unsere Prozesse, Geschäftsmodelle und Marktpositionen bieten. Ich bin überzeugt: Technologie bestimmt das unternehmerische Denken und Handeln in den 2020er Jahren so stark wie kaum zuvor. Und es liegt nun an uns allen, die Auswirkungen solcher Technologien vorausdenken, gemeinsam Leitplanken für ihren Einsatz zu entwickeln und technologische Veränderungen insgesamt mit Mut und Tatendrang zu umarmen.

6. Wem vertrauen Sie Ihr Geld an?
Der Bank meines Vertrauens. Ich glaube an langfristige Anlagen, über verschiedene Branchen, Arten und Klassen diversifiziert, und bei Firmenanlagen an solche Unternehmen, deren Geschäftsmodell ich selbst durchdrungen und verstanden habe. Und der Aspekt Nachhaltigkeit ist für mich ein zentraler Anlage-Faktor.
 

7. Welche Netzwerke sind Ihnen wichtig?
Netzwerke, die auf tiefgreifenden Beziehungen, Gegenseitigkeit und Vertrauen beruhen. Es geht nicht nur um oberflächliches Networking oder Smalltalk, sondern um den Austausch von Erfahrungen und Ideen, um etwas zu bewirken. Für mich sind außerdem Netzwerke wertvoll, die einem starken, übergeordneten Zweck dienen, wie zum Beispiel die Atlantik-Brücke für transatlantische Kooperation, oder solche, die sich Gleichberechtigung und Inklusion in der Wirtschaftswelt widmen. Denn wir wissen alle: Diversität trägt entscheidend zum Unternehmenserfolg bei.

8. Welche Unternehmerin oder welchen Unternehmer nähmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Bill Gates, für den ich über 20 Jahre arbeiten durfte. Er hat als Unternehmer ein starkes Bewusstsein für die soziale Verantwortung von Unternehmen und die Notwendigkeit, Ressourcen und Wissen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme einzusetzen. Er hat selbst Milliarden von Dollar für die Bekämpfung von Krankheiten, die Verbesserung von Bildung und die Unterstützung von Menschen in Not investiert. Außerdem wissen wir alle, wie Bill Gates Probleme auf innovative Weise angeht. Man denke an die seinerzeit völlig vermessene Vision, auf jedem Schreibtisch der Welt einen Personal Computer stehen zu haben. Mit Bills Erfahrung und Erfindergeist wären wir auf der einsamen Insel gut gerüstet!

9. Was ist falsch, klingt aber richtig?
Mehr Input bedeutet mehr Output.
 

10. Wie entspannen Sie sich?
Zum Glück habe ich die Berge nicht weit von meiner Haustür entfernt, und sooft ich kann, schnappe ich mir unseren Familienhund Stella und bin draußen unterwegs. Manchmal nehme ich meine beruflichen Telefonate auch mit nach draußen, und in der Natur fallen mir die besten Ideen ein.

11. Können Sie sich ein Leben ohne Arbeit vorstellen - und was machen Sie dann?
Für mich kommt es auf ein gesundes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit an. Arbeit zu haben bedeutet auch, einer Aufgabe zu folgen, Zeit mit inspirierenden Menschen zu verbringen, an Ideen zu feilen, Dinge anzuschieben und ein Stück Lebenserfahrung weiterzugeben oder selbst Neues zu lernen. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, auch ohne feste Arbeit weiterhin aktiv und vernetzt zu sein.

12. Fehlt Ihnen etwas zum Glück?
Beruflich bin ich bei Meta und Thyssenkrupp eng und mit großer Begeisterung eingebunden. Obwohl beide Unternehmen grundverschieden sind, gibt es bei beiden aufregende Themen, die ich begleite und die mir großen Spaß machen. Zurecht fordern aber beide Engagements meine volle Aufmerksamkeit. Wenn ich also daneben noch ein klein wenig selbstbestimmter meinen Alltag gestalten könnte, dann wäre das ein letztes Quäntchen Glück!

13. Haben Sie ein Lebensmotto?
Sage, was du denkst, und tue, was du sagst.

Angelika Gifford, Vice President EMEA bei Meta, wird am 3. Mai zu Gast auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee sein. Gemeinsam mit einer Reihe hochkarätiger Experten sitzt die Managerin auf dem Panel zum Thema "Auf dem Weg in eine digitale soziale Marktwirtschaft - Liegt die Zukunft der deutschen Wirtschaft in Cloud, Metaverse und ChatGPT?". Sie können dies und den gesamt Ludwig-Erhard-Gipfel live im Stream verfolgen: ludwig-erhard-gipfel.de

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