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Corona: Wie Firmen ihre Lieferketten auf den Prüfstand stellen sollten

Die Lungenkrankheit Covid-19 stört die Lieferketten in der Industrie. Um Probleme frühzeitig zu erkennen, hilft ein professionelles Risikomanagement. Mit diesen drei Schritten können Unternehmen Schwachstellen identifizieren und beseitigen.

Der Sportwarenhersteller Ferrari schließt wegen des Coronavirus für zwei Wochen seine Werke in Italien. „Erste ernsthafte Probleme in der Lieferkette“ hätten eine weitere Produktion unmöglich gemacht, teilte das italienische Unternehmen am vergangenen Wochenende in einer Pressemitteilung mit. Auch bei Opel in Rüsselsheim steht die Produktion derzeit still. Um das Risiko, in eine solche Situation zu geraten, zu verringern, sollten Unternehmen im Einkauf jetzt handeln und ihre Lieferketten auf den Prüfstand stellen. Wie das funktionieren kann:

Schritt 1: Transparenz in der Lieferkette schaffen

Als Erstes sollten Unternehmen einen Überblick über ihre Lieferanten und deren Zulieferer bekommen. Dazu braucht es eine Übersicht über alle noch offenen Bestellungen und darüber, für welche Produktionen die georderten Komponenten benötigt werden. „Auf dieser Basis kann das Unternehmen dann ermitteln, welche Lieferanten dringend benötigte Waren liefern und welche Zulieferer in stark vom Coronavirus betroffenen Gebieten sitzen“, sagt Frank Sundermann, Geschäftsführender Gesellschafter der Einkaufsberatung „Durch Denken Vorne Consult“. Mit diesen Lieferanten sollte das Unternehmen Kontakt aufnehmen und nachfragen, ob es Probleme bei der Produktion gibt und ob Zulieferer in Risikogebieten sitzen.

Ist eines von beiden der Fall, sollte das Unternehmen nach Alternativlieferanten oder -produkten suchen und zudem mit den eigenen Endabnehmern sprechen, dass sich die Produktion verzögern kann, da es Probleme mit der Lieferkette gibt. „In einer solchen Situation wird oft vergessen, mit den eigenen Kunden zu sprechen“, sagt Sundermann. „Dabei ist diese Transparenz wichtig, um mit Kunden gemeinsam nach Lösungen zu suchen.“

Da sich die Lage durch das Coronavirus derzeit ständig ändern kann und immer mehr Risikogebiete hinzukommen, sollte die Lieferkette permanent beobachtet werden. Am besten wählt das Unternehmen einen Mitarbeiter aus, der die Angelegenheit koordiniert. Außerdem hilft ein Google Alert zu den jeweiligen Lieferanten dabei, den Überblick zu behalten. Ist dieser aktiviert, erhält das Unternehmen automatisch eine Nachricht per Mail, wenn es im Internet neue Beiträge gibt, in denen der Lieferant erwähnt wird. 

Schritt 2: Alternativen suchen

Bahnen sich Probleme mit der Lieferkette an, heißt es, frühzeitig zu handeln. Sitzt ein Lieferant oder ein wichtiger Zulieferer von ihm in einem vom Virus stark betroffenen Gebiet, ist es gut möglich, dass es früher oder später zu Lieferschwierigkeiten kommt. Daher sollte sich der Kunde nach Alternativlieferanten umschauen und untersuchen, ob es möglich ist, die Spezifikation bei den für die Produktion benötigten Komponenten zu entfeinern. „Mitunter können beispielsweise Kunststoffe durch andere Kunststoffe ersetzt werden“, sagt Sundermann. 

Wichtig: In einigen Branchen wie der Automobilindustrie oder der Luftfahrt müssen Bauteile und Lieferanten vom OEM freigegeben werden. Daher müssen Unternehmen, bevor sie Komponenten und Zulieferer austauschen, mit dem Endabnehmer sprechen. Da natürlich auch dieser daran interessiert ist, dass die Lieferkette nicht zusammenbricht, wird er – wann immer es möglich ist – einem solchen Wechsel zustimmen.

Schritt 3: Nach Möglichkeit Einigung mit Lieferanten erzielen

Eine andere Möglichkeit, um auf sich abzeichnende Engpässe zu reagieren, ist, beim Lieferanten größere Mengen auf Vorrat zu bestellen, die dieser produziert, indem er zusätzliche Schichten fährt. Das belastet zwar die Liquidität des ordernden Unternehmens, stellt dafür aber die eigene Lieferfähigkeit sicher. 

Kommt es durch das Coronavirus dennoch zu Lieferschwierigkeiten, sollten beide Parteien versuchen, einvernehmlich Lösungen zu finden und etwa auf Vertragsstrafen zu verzichten. Denn bis ein möglicher Rechtsstreit darüber, ob wirklich höhere Gewalt vorlag oder nicht, gelöst ist, kann es lange dauern und die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen ist vermutlich langfristig belastet. „Es gibt keine bessere Möglichkeit, die Kundenbindung zu erhöhen, als in einer Krise zu beweisen, dass man verlässlich und partnerschaftlich miteinander arbeitet“, sagt Sundermann.

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