Wenn ein Unternehmer seinen Liquiditätsspielraum erweitern möchte, lassen sich bei einer direkten Ansprache der Lieferanten zwischen 0,5 und 0,8 Prozent mehr Skonto realisieren. Oftmals scheuen sich Einkäufer davor, an Lieferanten mit diesen Forderungen heranzutreten. Doch wenn die Zahlungsziele in Einkauf und Beschaffung länger sind als im Vertrieb, leidet der Liquiditätsspielraum des Unternehmens massiv.
Wie lässt sich die Schraube drehen? Ein einfaches Mittel ist ein Anschreiben an die Lieferanten mit der Erklärung. „Wir haben unsere Standardzahlungsziele verlängert“. Der Einfachheit halber werden alle Zahlungen auf zwei Zahlungskonditionen standardisiert. Die Einkaufsberatung Kloepfel Consulting hat gute Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise gemacht. „Luft ist genügend da“, meint Geschäftsführer Marc Kloepfel. Nach seiner Erfahrung stimmt nach einem solchen Anschreiben in der Regel die Hälfte der Lieferanten zu, die andere Hälfte protestiert aber. Davon wiederum lässt sich eine Hälfte zu einem Kompromiss bewegen. Dies bedeutet jedoch eine weitere Runde von intensiven Gesprächen mit der Beschaffung. Übrig bleiben rund 25 Prozent aller angeschriebenen Lieferanten, die sich einer Verlängerung verweigern. Die Entscheidung liegt dann entsprechend bei dem Einkäufer, ob er solche Lieferanten auslistet oder dem Lieferantenwunsch nachgibt.
Beschaffung: Offene Gespräche vor Auslistung
Anders geht das Unternehmen Bartec vor. Die Einkäufer stimmen sich fortlaufend mit ihren Lieferanten ab. Realisiert werden in Einkauf und Beschaffung in der Regel Zahlungsziele von 60 Tagen netto sowie ein Skonto von 3 Prozent bei einer Zahlung innerhalb von 30 Tagen. „Wir können diese Ziele gut realisieren, weil wir in einem ständigen Kontakt mit unseren Lieferanten stehen und das offene und partnerschaftliche Gespräch als Grundprinzip bei Bartec etabliert haben“, erklärt Robert Grosch, Vice President Procurement der Bartec Gruppe. Der Anbieter industrieller Sicherheitstechnik für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen weist ein Einkaufsvolumen in Höhe von 100 Millionen Euro auf.
Zahlungsziele in der Beschaffung strecken
Die Verlängerung von Zahlungszielen lässt sich auch über ein Finanzierungsinstitut realisieren. Sportfachhändler stehen oft vor Liquiditätsengpässen, wenn die Ware aufgrund schlechten Wetters nur zögerlich verkauft wird, der Wareneingang aber hoch ist. Die DZB Bank bietet ihren Kunden über die Verbundgruppe Sport 2000 eine Saisonlinie an. Die beteiligten Händler erhalten längere Valuten auf ihre Warenrechnungen und strecken damit ihren Liquiditätsspielraum. Der Zinssatz ist bonitätsabhängig, die Laufzeit beträgt bis zu 120 Tage. Damit lässt sich ein verregneter Sommer schon mal überbrücken. Langfristig ist jedoch ein gutes Gleichgewicht zwischen Zahlungszielen in Einkauf und Vertrieb der entscheidende Baustein für einen hohen Liquiditätsspielraum.
Maßnahme | Einsparung | Bewertung |
Anschreiben mit der Festsetzung neuer Standardzahlungsziele | Skontosatz von bis zu 3% bei 30 Tagen netto, Laufzeit netto 30-60 Tagen | könnte zu Verärgerung von Lieferanten führen, intensive Nachbearbeitung bei ca. ¼ aller Lieferanten erforderlich, immerhin die Hälfte stimmt ohne Gespräche zu
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Auslistung von Lieferanten mit zu kurzen Zahlungszielen | fallabhängig | Aufwand durch Neuakquise, Chance, neue Zahlungsziele bei neuen Lieferanten gleich von vornherein zu vereinbaren. |
Skontosatz von 5% bei einer Zahlung von 14 Tagen festschreiben | variiert je nach vorherigem Skontosatz | Wenn Lieferanten diesem Instrument zustimmen, haben sie evtl. solche Zugeständnisse vorher schon eingepreist. |
Fortlaufende persönliche Gespräche mit Lieferanten |
| hoher Aufwand, positiv: Überblick über die Situation der Lieferanten |
Saisonlinie über Finanzinstitut | Zinszahlung auf die Verlängerung des Zahlungseingangs | zur Überbrückung eines Liquiditätsengpasses geeignet, langfristig mit hohen Kosten verbunden |