
Für das Unternehmen Memo hat die ökologische Beschaffung einen klaren Auftrag: „Damit kann man sich Wettbewerbsvorteile erarbeiten“, stellt Lothar Hartmann heraus. Er leitet das Nachhaltigkeitsmanagement des Versandhandels. Im Sortiment finden sich unter anderem Büroartikel, Büromöbel und Schulmaterial. Insgesamt 10.000 Artikel, die sich durch ihre ökologischen Eigenschaften im Markt abheben sollen, listet das Unternehmen. „Es ist unser Ziel, ausschließlich geprüfte und nachhaltige Produkte anzubieten“, betont er.
Fünf Produktmanager prüfen die ökologische Herkunft der Produkte. Ein 16-seitiger Beschaffungskriterienkatalog kategorisiert die Überprüfung.
„Es ist nicht möglich, jeden einzelnen Rohstoff in der Lieferkette bis zum Ursprung zurückzuverfolgen“, schränkt Hartmann ein. Eine solche Öko-Bilanz kann er bislang im Detail nur für vier Produkte vorweisen, zuletzt für eine Handwaschseife und für ein Vollwaschmittel.
Die Prüfung der gesamten Lieferkette hat eine Mitarbeiterin mehrere Monate pro Produkt beschäftigt. Daher werden eher Produkte ins Sortiment aufgenommen, die bereits ein Umweltzeichen oder -label aufweisen. Über 1.000 Artikel tragen beispielsweise den Blauen Engel , die weltweit älteste Umweltkennzeichnung für Produkte und Services.
Forschungsprojekt Ökologische Beschaffung bei Nordsee
Lebensmittelunternehmen wie Hipp achten bei der Beschaffung auf ökologische Vorgaben und haben dieses Thema schon seit Jahrzehnten ganz vorne auf ihrer Agenda. Auch die Restaurantkette Nordsee beschäftigt sich mit dem Thema ökologische Beschaffung. Gemeinsam mit den Partnern Engel-Netze, IKZ, Imare Institut für Marine Ressourcen und dem TTZ Bremerhaven werden zwei Jahre lang neue Fischarten für die Aquakultur in Deutschland getestet. Durch die Züchtung zweier Plattfischarten in deutschen Aquakulturen würden die langen Transportwege aus dem asiatischen Raum entfallen.
Im Einkauf mittelständischer Unternehmen sind umfassende Maßnahmen zur ökologischen Beschaffung noch Einzelfälle. Dazu trägt auch die notorische Überlastung in den Einkaufsabteilungen bei. Im Einkauf sparen viele Mittelständler an der Qualität. Doch langfristig gesehen ist dies keine sinnvolle Strategie. „Um wettbewerbsfähig zu sein, kann man das Thema Grüner Einkauf nicht ausblenden“, mahnt Frank Rösch, Pressereferent beim Bundesverband Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik.
Allerdings würden häufig noch konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen für die Einkaufsabteilungen fehlen. Auf die lange Bank sollte man die Überprüfung der Lieferkette ohnehin nicht mehr schieben. Von Seiten der EU-Kommission wird spätestens 2016 ein Gesetz erwartet, das den Unternehmen umfangreiche Pflichten hinsichtlich Umwelt- und sozialen Standards in der Lieferkette auferlegt.
Wie setze ich eine ökologische Beschaffung im Unternehmen um?
- Konzentration auf Produkte, von denen große Mengen gekauft werden
- Entwicklung von Lieferanten im Hinblick auf ökologische Ziele in gemeinsamen Workshops
- Entwicklung einer Datenbank im Unternehmen, die Kunden und Vertriebler des Unternehmens über den ökologischen Einkauf im Unternehmen informiert
- Entwicklung eines Beschaffungskriterienkatalogs für den Einkauf
- Erstellung einer Öko-Bilanz für einzelne Produkte