
Die deutsche Metallindustrie zählt mit rund 916.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 200 Milliarden Euro hierzulande zu den größten Industriebranchen. Sie ist aber nicht nur aufgrund ihrer Größe von entscheidender Bedeutung für den Industriestandort Deutschland, sondern stellt beispielweise mit der Stahl- und der Nichteisen(NE)-Metallindustrie auch die Basis für zahlreiche heimische Wertschöpfungsketten dar.
Diese Basisindustrien sind das wirtschaftliche Rückgrat der deutschen Industrie und tragen mit ihren Produkten und Innovationen maßgeblich zum Erfolg nachgelagerter Wirtschaftsbereiche bei. Wichtige Abnehmer der Stahl- und Metallverarbeitung sind beispielsweise die Automobilindustrie und der Maschinenbau.
Auf Hochleistungsstähle spezialisiert
Gerade für die Basisindustrien ist eine sichere und wettbewerbsfähige Versorgung mit mineralischen Rohstoffen elementar. So benötigt beispielsweise die Stahlindustrie – Deutschland ist der wichtigste Stahlhersteller in der EU – neben Eisenerz, Schrotten und Kokskohle vor allem auch zahlreiche mineralische Rohstoffe als Zuschlagstoffe für die Legierungen. Schon seit Jahren haben sich die deutschen Hersteller vor allem auch auf Edel- und Hochleistungsstähle spezialisiert, da gegen die billige oft subventionierte Konkurrenz aus Asien im Bereich der einfachen Massen- und Baustähle derzeit ökonomisch kaum anzukommen ist.
Zur Herstellung von Spezialstählen wird Eisen beispielweise mit Mangan, Chrom, Nickel, Molybdän, Kobalt, Titan, Vanadium oder Wolfram legiert und damit veredelt. Diese Legierungen führen dazu, dass die Stähle spezifischere Materialeigenschaften aufweisen. So werden Hartmetalllegierungen aus Wolfram für Schneid- und Bohrwerkzeuge verwendet. Legierungen aus Eisen, Chrom und Mangan sind wiederum sehr widerstandsfähig gegen Korrosion; ultrahochfeste Stähle kommen im Karosseriebau zum Einsatz. Moderne Stahllegierungen eignen sich auch als Leichtbauwerkstoff und haben vor allem im Bereich der Mobilität zahlreiche Anwendungsgebiete.
Wichtiger Import
Stahlproduzenten sind damit im Rohstoffeinkauf auf zahlreiche Rohstoffe und Vorprodukte angewiesen. Mit Ausnahme der durch das Recycling wieder zur Verfügung stehenden Rohstoffe müssen alle Metalle für die Stahlerzeugung importiert werden – in Deutschland wird keines der Metalle abgebaut. Auch nachgelagerte Industrien, die Stahlprodukte einsetzen und davon abhängen, sollten sich die Entwicklung an den Rohstoffmärkten genau ansehen. Preisrisiken im Rohstoffsektor pausen sich durch die gesamte nachgelagerte Wertschöpfungskette durch – entsprechend wichtig ist also gerade hier eine Risikoabwägung in den Unternehmen.
In den letzten Jahren nahm sowohl bei Eisenerz als auch bei vielen Stahlveredlern die Angebotskonzentration deutlich zu. Bei zahlreichen Rohstoffen existieren zudem Handelsbeschränkungen, die den Zugang zu Rohstoffen zusätzlich einschränken und den Wettbewerb verzerren können, wie man aktuell am Beispiel Nickel sehen kann.
Die Serie
- Teil 1: So entwickelt sich der Markt bei Aluminium, Magnesium und Titan
- Teil 2: Seltene Erden: Grüne Technologien treiben die Nachfrage
- Teil 3: Gallium, Germanium und Indium: Günstige Preise, wenige Produzenten
- Teil 4: Silizium, Kadmium, Selen: China kontrolliert die Wertschöpfungskette
- Teil 5: Lithium und andere Batterierohstoffe: Megatrend Elektromobilität lässt Nachfrage und Preise steigen
- Teil 6: Mangan, Chrom, Wolfram und Co.: Hohe Konzentration am Weltmarkt
- Teil 7: Antimon, Platin und Fluorit: Chemische Industrie ist abhängig von fossilen und mineralischen Rohstoffen
Die Entwicklung einiger Stahlveredler im Einzelnen
Mangan
Südafrika löste im letzten Jahr China als den größten Produzenten von Manganerz ab. Dabei gelang es Südafrika seine Produktion seit 2010 auf aktuell rund 16 Millionen Tonnen zu verdoppeln. Chinas Manganproduktion erreichte rund 15 Millionen Tonnen. Australien ist der drittgrößte Produzent. Die Angebotskonzentration der Bergwerksförderung ist im Vergleich zu anderen Rohstoffen nur mäßig kritisch.. Zu den wichtigsten Zwischenprodukten des Mangans zählt Ferromangan. Hier ist China mit einem Marktanteil von über 50 Prozent der mit Abstand größte Produzent, gefolgt von Indien und Südafrika. Auf die drei größten Produzenten entfallen mehr als 70 Prozent der globalen Produktion, entsprechend ist die Angebotskonzentration für Ferromangan als potenziell kritisch einzuschätzen.
Vanadium
Auch bei der Gewinnung von Vanadium spielen China und Südafrika eine wichtige Rolle. China ist mit 42.000 Tonnen seit Jahren der größte Produzent. Südafrika ist nach Russland (16.200 Tonnen) der drittgrößte Produzent mit aktuell rund 10.000 Tonnen. Die südafrikanische Vanadiumproduktion ist zuletzt deutlich zurückgegangen. Ursache war die Schließung der größten Lagerstätte und die Umstrukturierung der dazugehörigen Weiterverarbeitung. Die Angebotskonzentration der Bergwerksförderung liegt in einem kritischen Bereich.
Mehr zum Thema „Vertrieb und Beschaffung“ sowie zum Thema „Rostoffe“ finden Sie auf unseren entsprechenden Themenseiten.
Chrom
Wie wichtig Südafrika für die Stahlindustrie ist, zeigt sich auch am Beispiel der Chromitförderung. Mit fast 15 Millionen Tonnen ist das Land der mit Abstand größte Produzent, gefolgt von der Türkei (6,6 Millionen Tonnen) und Kasachstan (5,5 Millionen Tonnen). Auf die drei größten Abbauländer entfällt ein Marktanteil von 80 Prozent. Entsprechend hoch ist die Angebotskonzentration. Die Weiterverarbeitung zu Ferrochrom findet vor allem in Südafrika und China statt. Zusammen haben beide Länder einen Marktanteil von über 63 Prozent.
Wolfram
Seit Jahren kontrolliert China die Produktion von Wolfram. Der Marktanteil chinesischer Produzenten liegt derzeit bei über 80 Prozent, entsprechend ist die Angebotskonzentration stark erhöht. Nach China mit einer Jahresproduktion von rund 65.000 Tonnen folgen Vietnam (5.100 Tonnen) und Russland (2.700 Tonnen) als größte Produzenten.
Preisentwicklung
Seit dem Preispeak im Jahre 2008 gab der Manganpreis bis Mitte 2016 rund 60 Prozent nach. Bis zum Januar 2017 konnte sich der Preis in einer rasanten Aufwärtsbewegung wieder deutlich erholen, gab jedoch im Jahresverlauf wieder leicht nach. Auch beim Ferrochrom kam es nach einem Preispeak Anfang 2008 zu einem deutlichen Preisrückgang. Nach einer kurzen Phase signifikanter Preissteigerung fiel der Chrompreis in einem sehr volatilen Marktumfeld wieder deutlich. Bei Vanadium kam es nach einer langen Seitwärtsbewegung zu einem deutlichen Preisrückgang im Jahr 2015. Seit dieser Zeit legte der Preis wieder deutlich zu. Seit den Höchstständen im Jahr 2013 hat der Wolframpreis um 67 Prozent deutlich nachgegeben. Erst seit Ende 2015 haben sich die Preise etwas erholt und konnten seitdem wieder etwas zulegen.
Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA)
Die DERA wurde 2010 in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gegründet, um der deutschen Wirtschaft in Rohstofffragen zur Seite zu stehen. Neben regelmäßig erscheinenden Publikationen, können sich Mittelständler auch individuell zu Preis- und Lieferrisiken beraten lassen. Die DERA führt auch Detailstudien zu zahlreichen mineralischen Rohstoffen durch, wenn ein gesamtwirtschaftliches Interesse vorliegt.