
Die Folgen eines mangelhaften Risikomanagements im Einkauf können verheerend sein. Wer nur auf einen Lieferanten bei strategisch wichtigen Bauteilen setzt, gefährdet im Ernstfall das gesamte Unternehmen. Diese bittere Lektion musste auch der damalige Telekommunikationskonzern Ericsson lernen. Wenig bekannt ist, dass der Rückzug des schwedischen Konzerns aus dem Mobiltelefongeschäft auch mit dem Feuer in einer Halbleiterfabrik in Albuquerque in New Mexico im Jahr 2000 zusammenhing. Eine dort ansässige Chip-Fabrik von Philips hatte ein elektronisches Bauteil an Sony Ericsson geliefert. Das nur 10-minütige Feuer hatte verheerende Auswirkungen, die Einnahmenausfälle werden auf 400 Millionen US-Dollar geschätzt. Die Produktion von Mobiltelefonen ruhte bei Ericsson einige Monate. Das wichtige Bauteil hatte nur ein Lieferant geliefert, eine solche, sehr gefährliche Vorgehensweise ist unter Einkäufern bekannt als Single Sourcing.
Die jüngsten Unruhen in Brasilien verdeutlichen das immer noch hohe politische Risiko in den aufstrebenden Volkswirtschaften. Den Chancen in den Schwellenländern stehen gravierende Nachteile gegenüber. „In Brasilien, aber auch in anderen südamerikanischen Ländern, sind die klimatischen Besonderheiten eine enorme Herausforderung für die Logistik – heftige Unwetter behindern immer wieder einen reibungslosen logistischen Fluss und führen auch zu hohen Prozess- und Rohstoffkosten, die sich signifikant in den Total-Cost-Rechnungen niederschlagen“, sagt Lars Immerthal, Global Sourcing-Experte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Eine weitere Herausforderung in Brasilien sei die Infrastruktur des Landes. Die aktuellen Proteste würden zeigen, wie wichtig der Erhalt der bestehenden Infrastruktur sei.
Risikomanagement verpflichtend für Aktiengesellschaften
Immer wieder gefährden Ausfälle die Abläufe in Unternehmen bis hin zum Weiterbestand des Unternehmens aufgrund eines mangelhaften Risikomanagements. Die atomare Katastrophe von Fukushima führte insbesondere in der Automobilbranche dazu, dass kurzfristig gravierende Lieferengpässe entstanden. Weltweit wurden relativ viele, insbesondere elektronische Bauteile aus der Gegend um Fukushima bezogen. Der Automobilbauer PSA Peugeot Citroen musste als Folge des Tsunami und des Reaktorunfalls die Fertigung von Dieselmotoren zeitweilig einstellen. „Nicht nur die regionale Verflechtung ist ein Risiko, auch das Single Sourcing kann ein Problem darstellen“, warnt auch Tobias Német, Geschäftsführer von Roi Consulting in Wien. Entwicklungspartnerschaften lassen sich im Zweifelsfall nicht einfach transferieren, ein alternativer Lieferant muss daher schon frühzeitig vom Einkauf im Unternehmen eingebunden werden.
In Deutschland sind Aktiengesellschaften durch das „Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich“ dazu verpflichtet, ein Risiko-Früherkennungssystem einzuführen. Darüber hinaus trägt Basel II den Banken auf, bei Kreditvergaben die Lieferstrategien des Unternehmens auf mögliche Risiken zu überprüfen. Manche Unternehmen begegnen bedrohlichen Szenarien auch mit ausgeklügelten Risikomanagementsystemen, die weit über das Übliche hinausgehen. „Nach dem Kauf dreier Zementfabriken in Libyen hat das Mutterunternehmen einen detaillierten Notfallplan erstellt“, sagt Német. . „Bei Ausbruch des Aufstandes in Libyen konnten durch verschiedene Evakuierungsmöglichkeiten die Mitarbeiter in Sicherheit gebracht werden.“

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