
Mit der Energiewende wird nicht nur die deutsche Energieversorgung grundlegend umgestaltet, sie hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Rohstoffnachfrage. Gerade die Photovoltaik hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass durch Kostensenkung ein ökologischer und ökonomischer Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende leistbar ist.
Insgesamt werden in Deutschland derzeit rund sechs Prozent des erzeugten Bruttostroms aus Photovoltaik erzeugt. Damit ist sie nach wie vor einer der wichtigsten Quellen regenerativer Energie. Deutschland ist auch weiterhin eines der führenden Länder im Bereich der installierten Leistung von Solarenergieanlagen. Nach China und Japan liegt Deutschland mit einer installierten Photovoltaikleistung von rund 41 Gigawatt international an dritter Stelle.
Pariser Klimaabkommen
Die Nutzung von regenerativen Energiequellen ist eine der zentralen Stellschrauben zur Erreichung der Pariser Klimaziele und zur Reduzierung der Entnahme fossiler Energieträger wie Kohle oder Erdöl. Für den Ausbau und die Entwicklung der Erneuerbaren-Energietechnologien werden jedoch auch mineralische Rohstoffe benötigt.
Auf dem Photovoltaikmarkt dominieren mit rund 90 Prozent der ausgelieferten Module Dickschichtsolarzellen der kristallinen Siliziumwafer-Technologie. Allerdings wird der Dünnschichttechnologie innerhalb der Photovoltaik ein hohes Wachstumspotenzial zugeschrieben. Bei Dünnschichtsolarzellen bestehen die Beschichtungsmaterialien zum Beispiel aus amorphem Silizium (a-Si), Kupfer-Indium-(Gallium)-Diselenid (CIGS) oder Kadmium-Tellurid (CdTe). Zukunftstechnologien wie Dünnschichtsolarzellen haben das Potenzial, die Nachfrage nach einzelnen Rohstoffen stark zu beeinflussen. Entsprechend wichtig ist ein kontinuierliches Monitoring dieser Märkte.
Silizium
Der weltweit führende Produzent ist China mit einem Marktanteil von aktuell fast 60 Prozent. Das Land hat die Produktion in den vergangenen fünf Jahren stark erhöht. Die USA folgen mit einem Anteil von 18 Prozent, drittgrößter Produzent ist aktuell Brasilien mit rund 7 Prozent. Damit vereinigen die drei Länder mehr als 85 Prozent der globalen Produktion. Entsprechend hoch ist die Länderkonzentration der Siliziumproduktion. Silizium wird nicht nur in Solarzellen, sondern vor allem in Chemikalien und in den Halbleitertechnologien eingesetzt.
Kadmium
Die Produktion findet überwiegend im asiatischen Raum statt: China mit einem Marktanteil von 33 Prozent, Südkorea mit 23 Prozent und Japan mit rund 8 Prozent sind die aktuell die wichtigsten Produzenten. Da es beispielsweise mit Kasachstan, Mexiko, Kanada und Russland weitere Produzenten mit Marktanteilen zwischen 4 und 6 Prozent gibt, liegt die Länderkonzentration in einem mäßig kritischen Bereich. Damit zählt der Markt von Kadmium, das zudem auch noch in Batterien und in Kunststoffen eingesetzt wird, schon zu den relativ diversifizierten Rohstoffmärkten.
Die Serie
- Teil 1: So entwickelt sich der Markt bei Aluminium, Magnesium und Titan
- Teil 2: Seltene Erden: Grüne Technologien treiben die Nachfrage
- Teil 3: Gallium, Germanium und Indium: Günstige Preise, wenige Produzenten
- Teil 4: Silizium, Kadmium, Selen: China kontrolliert die Wertschöpfungskette
- Teil 5: Lithium und andere Batterierohstoffe: Megatrend Elektromobilität lässt Nachfrage und Preise steigen
- Teil 6: Mangan, Chrom, Wolfram und Co.: Hohe Konzentration am Weltmarkt
- Teil 7: Antimon, Platin und Fluorit: Chemische Industrie ist abhängig von fossilen und mineralischen Rohstoffen
Selen
Neben der Kadmiumproduktion dominieren die drei Länder China, Japan und Südkorea auch die Produktion von Selen. Rund 60 Prozent der globalen Produktion findet hier statt – auf China entfällt mit einer Jahresproduktion von rund 1,2 Millionen Tonnen, ein Marktanteil von 30 Prozent. Die Angebotskonzentration liegt insgesamt in einem niedrigen Bereich. In Deutschland produziert das Unternehmen Retorte zahlreiche Spezifikationen von Selen, die vor allem in der Metallurgie (Manganproduktion), der Glasherstellung, sowie der Agrarwirtschaft und der Pharmaindustrie und der chemischen Industrie eingesetzt wird.
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Preisentwicklung
Silizium gehört zu den Rohstoffen, dessen Preis in den letzten zehn Jahren eine relativ niedrige Volatilität aufwies. Zwar kam es auch hier zu Preisausschlägen, diese verliefen jedoch meist in einem relativ engen Preiskorridor. Seit 2007 bewegt sich der Siliziumpreis (mindestens 99 Prozent) zwischen 1.500 und 2.500 Euro pro Tonne. Aktuell liegt der Preis bei rund 1.950 Euro pro Tonne.
Der Kadmiumpreis (mindestens 99,95 Prozent) hat sich seit der Tiefpreisphase Ende 2015 recht dynamisch entwickelt und seitdem mehr als verdoppelt. Aktuell rangiert er bei etwa 1.800 US-Dollar pro Tonne. Damit liegt der Kadmiumpreis wieder im durchschnittlichen Preiskorridor der letzten fünf Jahre.
Die Preise für Selen (mindestens 99,5 Prozent) waren in den letzten Jahren sehr volatil. Ausgehend von Preisen jenseits von 100 US-Dollar pro Kilogramm zwischen den Jahren 2009 bis 2012 kam es nachfolgend zu einem rapiden Preisverfall. Erst Ende 2015 erfolgte eine Bodenbildung und der Preis erreichte mit 16 US-Dollar pro Kilogramm ein Zwölf-Jahrestief. Seit Anfang 2016 steigen die Preise wieder. Sie verdreifachten sich in den letzten 18 Monaten und notieren aktuell bei rund 42 US-Dollar pro Kilogramm.
Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA)
Die DERA wurde 2010 in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gegründet, um der deutschen Wirtschaft in Rohstofffragen zur Seite zu stehen. Neben regelmäßig erscheinenden Publikationen, können sich Mittelständler auch individuell zu Preis- und Lieferrisiken beraten lassen. Die DERA führt auch Detailstudien zu zahlreichen mineralischen Rohstoffen durch, wenn ein gesamtwirtschaftliches Interesse vorliegt. Internet: www.deutsche-rohstoffagentur.de.