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Finanzierung > Übernahme voller Hürden

Deutscher Kunststoffriese Covestro im Visier von arabischem Adnoc-Konzern

Übernahmekrimi: Abu Dhabis Ölkonzern Adnoc plant, bis zu 16 Milliarden Euro in die Übernahme der ehemaligen Bayer-Tochter Covestro zu investieren. Die spannende Frage bleibt, ob der Deal bis 2025 abgeschlossen wird.

Messestand Adnoc
shutterstock

Der Übernahmekrimi rund um den Chemiekonzern Covestro durch den arabischen Ölriesen ADNOC entwickelt sich wie ein langatmiger Thriller, bei dem die Spannung vor allem durch endlose Verhandlungen und komplexe regulatorische Hürden aufrechterhalten wird. Das Angebot von 62 Euro pro Aktie liegt auf dem Tisch, und dennoch bewegt sich der Aktienkurs hartnäckig bei rund 58 Euro. Anleger und Analysten fragen sich: Kommt dieser Deal wirklich zustande, oder steckt der Teufel doch im Detail?

 

Ein Deal, aber keine Eile

Obwohl die Übernahmevereinbarung von Covestro und ADNOC bereits offiziell unterzeichnet wurde, dauert es bis mindestens 2025, bevor der Deal abgeschlossen werden könnte. Warum? Es fehlt nicht nur an behördlichen Genehmigungen, sondern auch die Mindestannahmequote von 50 Prozent plus einer Aktie muss erreicht werden. Analysten wie Thomas Schulte-Vorwick vom Bankhaus Metzler halten das regulatorische Risiko für gering, aber die lange Dauer des Prozesses sorgt für Unsicherheiten auf dem Markt. „Je länger der Zeitraum, desto größer das Risiko, dass irgendetwas Unvorhergesehenes passiert“, sagt Schulte-Vorwick und fasst damit die Bedenken vieler Anleger zusammen.

Nachhaltigkeit auf dem Papier

ADNOC will sich Covestro nicht einfach nur schnappen, sondern verspricht vollmundig, das Unternehmen in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft zu führen. Es wurde eine Investitionszusage in Höhe von rund 1,17 Milliarden Euro gemacht, um Covestros „Sustainable Future“-Strategie zu unterstützen. Das klingt schön, aber Skeptiker fragen sich, wie ernst ADNOC es mit der Nachhaltigkeit wirklich meint, wenn gleichzeitig der Kern des Geschäftsmodells auf fossilen Brennstoffen basiert. Bis mindestens 2028 soll es keine Schließungen oder drastischen Einschnitte bei Covestro geben, betont ADNOC. Doch viele Analysten bleiben vorsichtig: Solche Versprechungen klingen gut, solange sie auf Papier stehen – aber wie sieht es in der Praxis aus?  

 

Was sagen die Anleger?

Während das Management von Covestro den Deal tatkräftig unterstützt und den Aktionären die goldene Zukunft verspricht, halten sich viele Investoren zurück. Einerseits gibt es die Hoffnung auf den soliden Übernahmepreis von 62 Euro, andererseits herrscht die Befürchtung, dass der Deal aufgrund der langen Bearbeitungszeit doch noch scheitern könnte. In Fachkreisen wird bereits Parallelen zur Monsanto-Übernahme durch Bayer gezogen, die anfänglich auch wie ein sicherer Deal aussah, aber später zu einem Alptraum wurde, als Regulierungsbehörden und Klagen die Synergieeffekte auffraßen.

ADNOC seinerseits bleibt optimistisch und sieht Covestro als Schlüsselteil seiner Strategie, um stärker im Chemiesektor Fuß zu fassen. Die Firma aus Abu Dhabi plant, ein „Top-5-Player“ im globalen Chemiesektor zu werden, wie Insider bestätigen. Doch während ADNOC diese Übernahme als „bahnbrechend“ beschreibt, haben einige Investoren Zweifel, ob es sich hier wirklich um einen strategischen Glücksgriff handelt oder einfach um den Versuch, sich an die globale Energiewende anzupassen, bevor die Ölreserven an Bedeutung verlieren.

 

Der lange Atem des Deals

Das vielleicht größte Hindernis für Anleger ist die schiere Dauer des Deals. Die Gespräche begannen bereits im Jahr 2023, und seitdem ist viel Zeit vergangen, ohne dass ein finales Ende in Sicht ist. Selbst wenn die Genehmigungen durch die Kartellbehörden und Regierungen erteilt werden, bleibt immer die Gefahr, dass geopolitische oder wirtschaftliche Faktoren den Deal noch zum Kippen bringen könnten. Und was passiert dann? Die Aktie würde wohl massiv abstürzen, was für Anleger, die auf einen schnellen Gewinn gesetzt haben, zum Alptraum werden könnte.
 
Der Deal scheint aus Sicht von Covestro und ADNOC eine Win-win-Situation zu sein – zumindest auf dem Papier. Doch für Anleger bleibt es ein riskantes Spiel, bei dem viel auf dem Spiel steht, und bei dem jede Wendung zu dramatischen Folgen führen könnte.

 

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