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Finanzierung > AfD bringt wirtschaftliche Unsicherheit

Wirtschaftsexperten besorgt: AfD-Wahlerfolge in Sachsen und Thüringen könnten Standort schaden

Wirtschaftsexperten warnen: AfD-Wahlerfolge in Sachsen und Thüringen könnten Firmenexodus und Investitionsstopp verursachen.

(Foto: picture alliance, Wolfrgang Maria Weber)

Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen müssen in beiden Bundesländern konstruktive Mehrheiten gefunden werden, die sich für gute standortpolitische Vorhaben einsetzen.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher sieht die AFD als Partei des Protektionismus und der Abschottung und befürchtet weniger Zuwanderung von Fachkräften: „Vor allem junge, gut qualifizierte und hoch motivierte Bürgerinnen und Bürger werden die beiden Bundesländer verlassen und dorthin gehen, wo sie mehr Offenheit und Wertschätzung erfahren“, so Fratzscher. „Dies dürfte einen Anstieg der Insolvenzen und einen Exodus von Unternehmen zur Folge haben.“

Der Familienunternehmer und Vorsitzende des VDMA-Landesverbands Ost Alexander Jakschik: "Die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen überraschen leider nicht. Sie spiegeln die Vorhersagen der Demoskopen wider und sind zugleich ein deutliches Signal des Unmutes über die Ampel-Regierung. Beide Bundesländer stehen in den nächsten Jahren vor gewaltigen Herausforderungen. Daher braucht es konstruktive politische Mehrheiten und eine gute Standortpolitik für den industriellen Mittelstand, um die Länder nach vorne zu bringen. Gerade die mittelständisch geprägten Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sind in ihrer Region verwurzelt. Gleichzeitig sind sie stark exportorientiert und verkaufen ihre Produkte in die ganze Welt. Diese Erfolgsgeschichten wollen wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Dazu braucht es eine weltoffene und sachorientierte Politik, die Investoren, Unternehmer und Arbeitskräfte ermutigt und nicht verunsichert."

Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, befürchtet nach den Wahlerfolgen der AfD in Sachsen und Thüringen negative wirtschaftliche Folgen für Deutschland und insbesondere die ostdeutschen Bundesländer. Vor allem bei Neuinvestitionen mit flexiblem Standort würden Unternehmen statt Ostdeutschland "eher andere Bundesländer ins Auge fassen", sagte Fuest im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Über das Gesundheitswesen sagte Fuest: "Dort könnten Versorgungsengpässe häufiger werden."

Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft warnt gegenüber Ippen.Media vor den Unwägbarkeiten der Regierungsbildung: „Unsicherheit ist aber schlecht für Unternehmen, die für ihre Investitionsentscheidungen Planungssicherheit brauchen. Für die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Bundesländern ist das keine gute Nachricht. Viele der in den beiden Bundesländern ansässigen Unternehmen stehen im globalen Wettbewerb. Eine Umsetzung der von der AfD und dem BSW geforderten Politikmaßnahmen wie Begrenzung der Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften oder Reduzierung der europäischen Integration würde ihnen und damit der wirtschaftlichen Entwicklung der Region schaden.“
 

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Michael Hüther hat ähnliche Bedenken: "Für die Wirtschaft kann das nichts Gutes verheißen, denn es braucht politische Berechenbarkeit, institutionelle Stabilität und verlässliche Rahmenbedingungen. Eins ist klar: Mehr Sozialpolitik hält Menschen nicht von der Wahl populistischer Parteien ab. Da Abstiegsängste und Entwertungserfahrungen einen großen Einfluss haben, braucht es vielmehr den vorsorgenden Investitionsstaat statt des nachsorgenden Sozialstaates.“

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