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Finanzierung > Auftragseinbruch

Verarbeitendes Gewerbe schwächelt

Der Einbruch im Verarbeitenden Gewerbe wirft besorgniserregende Fragen auf: Steht die Industrie am Rande eines massiven Abschwungs? Was bedeutet das für Unternehmen und Arbeitnehmer?

(Foto: shutterstock)

Zum Verarbeitenden Gewerbe gehören alle Industrie- und Handwerksbetriebe, die Rohstoffe und Zwischenprodukte weiterverarbeiten und dabei auch Endprodukte erzeugen. In der Wirtschaftsstatistik ist das Verarbeitende Gewerbe der wichtigste Bereich des Produzierenden Gewerbes.

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind wieder rückläufig, nachdem sie im Juli und Juli 2024 leicht gestiegen waren.

Wie das Statistische Bundesamt berichtet, gingen die Aufträge im August 2024 preis-, kalender- und saisonbereinigt um 5,8 % im Vergleich zum Vormonat zurück. Besonders stark war der Rückgang der Bestellungen aus dem Inland mit 10,9 %, doch auch die Auslandsgeschäfte verzeichneten ein Minus von 2,2 %.

Ohne die stark schwankenden Großaufträge waren die Ordereingänge mit -3,4 % gegenüber dem Vormonat etwas weniger rückläufig. In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes fiel dabei die Entwicklung unterschiedlich aus:
 

Merkliche Zuwächse:

  • Pharmazeutische Erzeugnisse (+7,3 %)
  • Maschinenbau (+6,9 %)
  • Metallerzeugung (+3,3 %)

Ordereinbußen:

  • Fahrzeugbau (-50,9 %)
  • Metallerzeugnisse (-14,1 %)
  • elektrische Ausrüstungen (-6,6 %)
  • Daten-, elektrische und optische Geräte (-5,0 %)
  • Chemie (-3,2 %)
  • Kfz-Teile (-0,5 %)

Die Entwicklung ist nach wie vor stark durch die Volatilität bei Großaufträgen beeinflusst. Im Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus, der stark von solchen Aufträgen abhängt, ist das Inlandsgeschäft zuletzt um dramatische drei Viertel eingebrochen, allerdings nach zuvor deutlichem Wachstum in den Vormonaten.

 

Ifo-Institut zuversichtlich

Auch der globale Index für das verarbeitende Gewerbe verzeichnete im September einen leichten Rückgang. Laut dem Bericht, den der Chinesische Verband für Logistik und Einkauf (CFLP) Anfang Oktober 2024 veröffentlichte, sank der Index im Vergleich zum August. Dies deutet darauf hin, dass die Gesamtentwicklung des Verarbeitenden Gewerbes weltweit weiterhin schwach bleibt.

Dennoch blickt das Ifo-Institut zuversichtlich in die Zukunft: Prof. Dr. Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturforschung und -prognosen am Ifo-Institut und Dr. Robert Lehmann schreiben in Ihrem Bericht 2024: "Derzeit gibt es keine Anzeichen für eine breit angelegte Deindustrialisierung der deutschen Wirtschaft". 

Mehr dazu in der Analyse der Wissenschaftler (pdf).

 

Verarbeitendes Gewerbe

Zum Verarbeitenden Gewerbe gehören alle Industrie- und Handwerksbetriebe, die Rohstoffe und Zwischenprodukte weiterverarbeiten und dabei auch Endprodukte erzeugen. In der Wirtschaftsstatistik ist das Verarbeitende Gewerbe der wichtigste Bereich des Produzierenden Gewerbes.

Ein kurzer geschichtlicher Abriss der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe

Abhängigkeit von globalen wirtschaftlichen Bedingungen und geopolitischen Ereignisse

  • Nachkriegsboom (1950er-1960er Jahre): In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das verarbeitende Gewerbe in vielen Industrieländern einen starken Aufschwung. Der wirtschaftliche Boom führte zu steigenden Auftragseingängen, insbesondere in Schlüsselindustrien wie Automobilbau, Maschinenbau und Elektronik.
  • Ölkrisen (1970er Jahre): Die Ölkrisen von 1973 und 1979 führten zu wirtschaftlichen Turbulenzen, die das verarbeitende Gewerbe stark beeinflussten. Die steigenden Energiepreise führten zu einem Rückgang der Nachfrage und einem Abfall der Auftragseingänge.
  • Globale Finanzkrise (2008): Die Finanzkrise führte zu einem starken Rückgang der Industrieproduktionen weltweit. Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe fielen drastisch, und es dauerte mehrere Jahre, bis sie sich erholten.
  • Euro-Krise (Anfang 2010er Jahre): Die europäische Schuldenkrise führte zu Unsicherheiten und einem Rückgang der ordemöglichenen Auftragseingänge, insbesondere in der Eurozone.
  • Corona-Pandemie (2020): Die globale Pandemie hatte beispiellose Auswirkungen auf die Wirtschaft, mit einem plötzlichen und tiefen Einbruch der Auftragseingänge aufgrund von Lockdowns und gestörten Lieferketten. Allerdings erfuhren einige Sektoren, wie etwa die Herstellung medizinischer Ausrüstung, einen Anstieg der Nachfrage.

 

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