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Bürokratie: Mittelstand leidet unter Aufwand und Kosten

Unternehmer kritisieren überzogene Dokumentations- und Nachweispflichten, während die Politik immer wieder verspricht, die Bürokratie abzubauen. Sind Erstere einfach chronisch unzufrieden, oder halten Letztere ihre Versprechen nicht? Ein Überblick.

So, wie es in der Politik dazugehört, den Abbau von Bürokratie zu versprechen, gehört es unter Unternehmern dazu, sich darüber zu beschweren, dass das de facto nicht passiert. Es scheint, als sei es trotz der bisherigen Bürokratieentlastungsgesetze aus den Jahren 2015, 2017 und 2024 immer schlimmer zu werden.

Aber wie schlimm steht es wirklich um die Bürokratie? Welche Berichte und Zahlen müssen Mittelständler vorlegen, was kostet sie die Bewältigung der Vorgaben? Und was ließe sich verbessern?

Kosten der Bürokratie

Bürokratie kostet die deutschen Unternehmen so viel wie Forschung und Entwicklung und frisst die Hälfte des Gewinns. Vor allem kleinere Betriebe leiden zunehmend unter der immer größer werdenden Regelungswut aus Brüssel, Berlin sowie Länder und Kommunen. Das geht aus einer bisher einzigartigen Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) hervor, die im Auftrag der Impuls-Stiftung des VDMA durchgeführt wurde. In vielen Betrieben herrscht demnach große Verunsicherung angesichts der kaum noch zu durchdringenden Vorschriften und Regelungen. Die Betroffenen nennen bereits 375 verschiedene Regelungen allein auf Bundesebene, die sie zu erfüllen haben. Hinzu kämen noch einmal so viele Vorschriften auf EU-, Landes- und kommunaler Ebene. Als zusätzliche Belastungen aus Brüssel nennen die befragten Unternehmen die Taxonomie, das Lieferkettengesetz sowie die CSRD-Pflichten.

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Schriftformerfordernisse und Aufbewahrungsfristen

In Deutschland gibt es gegenwärtig fast 5.000 Bundesgesetze und -verordnungen mit über 100.000 einzelnen Bestimmungen. Zusätzlich kommen die Gesetze und Verordnungen der Länder, kommunale Satzungen und direkt geltendes EU-Recht hinzu, wobei dieser Umfang weiter wächst.

Das ifo Institut meldete im Dezember 2024, dass die Bürokratie in Deutschland jährlich einen Verlust von bis zu 146 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung verursache. Diese Angaben stammen aus einer Studie, die im Auftrag der IHK für München und Oberbayern durchgeführt wurde. Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, betont die enorme Kostenbelastung durch die Bürokratie und die Dringlichkeit für Reformen, da das Potenzial für Wirtschaftswachstum durch den Bürokratieabbau erheblich ist.

Das Statistische Bundesamt hingegen weist auf die wichtigen Funktionen von Bürokratie hin, die Willkür verhindern und Gleichbehandlung sicherstellen soll. 2024 hat die Bundesregierung das vierte Bürokratieentlastungsgesetz (BEG IV) beschlossen.

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2025: Wie Deutschland das Gründen radikal vereinfachen will

In Deutschland scheitern jährlich tausende vielversprechende Geschäftsideen an bürokratischen Hürden. Doch jetzt plant der Bund zusammen mit NRW und Baden-Würtemberg eine Revolution: Mit Praxischecks und Digitalisierung soll der Gründungsprozess radikal vereinfacht werden. Können diese Maßnahmen Deutschland zu einem Gründerparadies machen?

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Endlich! Bundesregierung fordert Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichte

Besser spät als nie: Bundesregierung fordert EU-Entlastung bei Berichtspflichten. VDMA begrüßt Vorstoß für wettbewerbsfähigere Unternehmen. Schluss also mit dem Papierwahn! In einem Schreiben an die EU-Kommission fordert die Bundesregierung Entlastungen bei den Nachhaltigkeitsberichten.

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Bürokratie im Ausland

Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem es die Bürokratie Unternehmern vermeintlich schwermacht. Auch in anderen Ländern gibt es Pflichten und Regelungen, die gut gemeint sind, aber eben auch für zusätzliche Bürokratie sorgen. So ist Südafrika einer der wichtigsten Absatzmärkte auf dem afrikanischen Kontinent. Doch rechtliche Vorgaben wie das B-BBEE-Gesetz, das die Folgen der jahrzehntelangen Apartheidspolitik abschwächen soll, erschweren ausländischen Unternehmen mit Produktion vor Ort das Leben.

Was ist Bürokratie?

"Bürokratie" ist ein Kunstwort aus "bureau" und dem Suffix "-cratie", letzteres mit Wurzeln im Griechischen, bedeutet "Herrschaft" oder "Macht".

Bürokratie beschreibt ein Verwaltungssystem mit klar definierten Regeln und Strukturen. In einer Bürokratie sind Aufgaben und Zuständigkeiten streng geordnet. Jede Handlung folgt festgelegten Vorschriften, und alle Abläufe werden präzise dokumentiert. Diese Verwaltungsform ist durch klare Hierarchien und Entscheidungen basierend auf Gesetzen gekennzeichnet und findet sowohl in staatlichen als auch nicht-staatlichen Organisationen Anwendung.

Der Soziologe Max Weber bezeichnete in seinem Hauptwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“ vor ca. hundert Jahren Bürokratie als die „rationale“ Form der „legalen Herrschaft“. Er zählt unter anderem die Trennung von Amt und Person, die Neutralität des Verwaltungshandelns und die Schriftlichkeit der Verwaltung zu deren Eigenschaften.

Der Artikel wurde 2019 von Matthias Schmidt-Stein erstellt und wird seither in regelmäßigen abständen aktualisiert - zuletzt am 29.12.2024.

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