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Finanzierung > Warren Buffett schlägt Krise

Buffett lacht, wenn’s crasht – So trotzt das Börsen-Genie Trumps Chaos

Warren Buffett trotzt Trumps Handelskrieg – mit kluger Strategie, viel Cash und Weitsicht wird er zum Krisen-Gewinner an der Börse.

Mit Buffett durch die Krise: Wie das Orakel von Omaha Trumps Börsenchaos übersteht. (Foto: shutterstock)

Mit seiner chaotischen Zollpolitik stürzt Donald Trump die Aktienmärkte in historische Turbulenzen. Kaum jemand war darauf so gut vorbereitet wie das „Orakel von Omaha“. 

Von Oliver Götz 

Dieser April wird in die Börsengeschichte eingehen, so viel ist sicher. Wohl weniger als Heldenepos mit Donald Trump in der Hauptrolle, wie es sich der US-Präsident gewünscht haben dürfte, als er die Welt mit Zöllen flutete und den Vereinigten Staaten ein darauffolgendes „goldenes Zeitalter“ versprach. Eher schon als Drama, nah dran an der Tragödie, hätte er nicht fast all seine Zölle erst einmal für 90 Tage ausgesetzt. Soweit der Cliffhanger. Was danach passiert? Völlig offen. Möglicherweise hat aber ein betagter Amerikaner den Durchblick oder vielmehr den richtigen Plan für solche Situationen, doch dazu später.

An den Finanzmärkten jedenfalls sorgt Trump als Drehbuchautor dafür, dass kaum noch ein Akteur weiß, in welche Richtung er laufen soll. Erst der Billionen-Crash, dann das Billionen-Comeback. So viel Geld in so kurzer Zeit floss noch nie aus den Aktienmärkten ab und dann wieder hinein. Der S&P 500 war binnen drei Tagen um 15 Prozent abgestürzt. Solche Verluste gab es zuletzt während der Corona-Pandemie. Dann erholte er sich binnen eines Tages wieder um elf Prozent. Dieses Auf und Ab stand exemplarisch für alle großen Indizes weltweit. Und auch, wenn der US-Präsident die Märkte nun erst einmal beruhigt hat, bleiben die Risiken immens. Sicher ist nur, dass mit Trump im Weißen Haus nichts mehr sicher ist. Selbst, wenn sich die USA mit den wichtigen Handelspartnern wie der EU einigten, bleibt noch immer der Handelskonflikt mit China. Hier zeigt sich Trump bislang unnachgiebig. Weitere Abstürze sind an den Börsen deshalb jederzeit möglich.

Eine Gemengelage, in der sich an der Börse eine Menge Geld verlieren lässt, steigt man zum falschen Zeitpunkt aus und zum ebenso falschen Zeitpunkt wieder ein. Doch vor dem Hintergrund solcher Turbulenzen, die plötzlich die über Jahrzehnte angesparte Altersvorsorge vierteln oder sogar halbieren, ist es eben schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. 

Umso mehr können Anleger von einem lernen, der seinen Konzern und sein Vermögen schon durch zig Krisen manövriert hat – und der mit inzwischen 94 Jahren auch in dieser Krise wieder eindrucksvoll zeigt, warum er das „Orakel von Omaha“ genannt wird. Warren Buffett war auf Trumps Zollwut so gut vorbereitet wie nur wenige am Markt. Aktien von Berkshire Hathaway liegen in diesem Jahr mit 14 Prozent im Plus, der S&P 500 derweil mit rund neun Prozent im Minus. Eine bessere Krisenabsicherung als ein Investment in Buffetts Konglomerat hätte es zu Jahresbeginn kaum gegeben. 

Buffets herausragende Vorbereitung auf die aktuelle Krise zeigt sich nicht zuletzt auch im Vergleich der Superreichen. Trotz Crash hat Buffett dem Bloomberg-Billionaires-Index zufolge sein Nettovermögen seit Jahresbeginn bis Mitte April um 19,2 Milliarden auf 161 Milliarden Dollar gesteigert. Damit ist Buffett nun nicht nur der viertreichste Mensch der Welt, sondern auch der Einzige unter den Top Ten im Bloomberg-Index, dessen Vermögen in diesem Jahr gewachsen ist. Elon Musk hingegen verlor 121 Milliarden Dollar, Jeff Bezos 36,5 Milliarden, Mark Zuckerberg 13,9 –  alle drei bekennende Trump-Unterstützer. Buffett gilt als langjähriger Unterstützer der Demokraten. Unter Amerikas Superreichen war er einer der wenigen, die Trump immer wieder kritisierten. Und er hatte ganz offenbar eine Vorstellung von dem, was da drohen könnte, würde der US-Präsident seine im Wahlkampf angekündigte Handelspolitik tatsächlich in die Tat umsetzen. 

Bargeld, Bargeld, Bargeld

Als nach Trumps Wahlsieg die bereits zuvor stark gestiegenen Börsen noch weiter emporschnellten, war es Buffett, der antizyklisch handelte und große Aktienpakete verkaufte, darunter mehr als 30 Prozent seines Apple-Anteils sowie Anteile an der Citigroup und der Bank of America. Zudem trennte sich Buffett von zwei ETFs auf den S&P 500. Die Cash-Bestände von Berkshire Hathaway stiegen auf mehr als 330 Milliarden Dollar. Das war mehr als der Wert der restlichen Aktien-Bestände. 

Nicht für jeden nachvollziehbar, mitten in einer Rallye so viel Bargeld zu horten. Doch nun zeigt sich: Buffett hatte den richtigen Riecher. Die Apple-Aktie lag Mitte April im Vergleich zum Jahresbeginn mit 30 Prozent im Minus, die der Bank of America mit rund 25 Prozent. Apple würde besonders von den Zöllen getroffen, weil der iPhone-Hersteller dort produzieren lässt. Inzwischen sind Smartphones, Chips und Rechner von den Zöllen ausgenommen.  Bank-Aktien machen die Rezessionssorgen in den USA zu schaffen. Und die Cash-Bestände liegen nicht bei Buffett unter dem Kopfkissen, sondern hauptsächlich in US-Staatsanleihen. Diese werden aktuell mit rund vier Prozent verzinst. Ein ziemlich gutes Geschäft, während der S&P 500 fast zweistellig im Minus notiert. Zudem profitiert Buffett in einer Krise, wie dieser, besonders von seinen vielen defensiv ausgerichteten Unternehmen und Aktien im Portfolio, darunter in erster Linie Firmen aus der Versicherungs- und Energiebranche. 

Von Buffets Verhalten in den zurückliegenden Monaten können Anleger nur lernen. Erneut ist der Altmeister einer seiner berühmtesten Börsenweisheiten gefolgt: „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind und ängstlich, wenn andere gierig sind.“ Der Star-Investor hat seine Aktieninvestments zu einem Zeitpunkt verringert, zu dem die Risiken begannen, die Chancen zu überwiegen. Statt noch die letzten Prozentpunkte an Rendite in einer Rallye zu kassieren, nahm er frühzeitig Gewinne mit und schreibt so weiter an seiner eigenen Geschichte. 

Wie die Geschichte an den Börsen weitergeht, hängt von den nächsten Kapiteln im Zollkonflikt ab. Es scheint alles möglich. So lange sollten es Anleger vielleicht wie Buffett halten und in Krisen die Ruhe bewahren. In einem Interview mit CNBC sagte Buffett einmal: „Wenn man dumme Dinge tut, weil die Aktie fällt, sollte man überhaupt keine Aktie besitzen.“ 

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