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Finanzierung > Bargeldinfrastruktur

Cashback statt Geldautomat? Strategien für Unternehmen beim Rückgang der Geldautomaten

Weniger Geldautomaten, mehr Risiko: Wie mittelständische Unternehmen auf die neue Bargeldrealität reagieren – und welche Chancen Cashback-Modelle bieten.

Geldautomat
Immer seltener zu finden: Der klassische Geldautomat – Rückgänge in der Infrastruktur zwingen Unternehmen zum Umdenken in der Bargeldversorgung. (Foto: shutterstock)

Cash im Wandel: das Sterben der Geldautomaten r

Der Rückgang von Geldautomaten betrifft auch den Mittelstand: Neue Bargeldlogistik, Sicherheitsrisiken – aber auch Chancen im Einzelhandel. 

Während die Zahl der Bankfilialen und Geldautomaten kontinuierlich sinkt, gewinnen alternative Bezugsquellen wie Cashback-Angebote im Einzelhandel an Bedeutung. Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur eine Anpassung ihrer eigenen Bargeldlogistik, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten.

Die Deutsche Bundesbank konstatiert eine zunehmende Problematik beim Zugang zu Bargeld. Der Anteil der Bürger, die es als schwierig empfinden, zu einem Geldautomaten oder Bankschalter zu gelangen, hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Parallel dazu ist die Anzahl der Bankfilialen um rund die Hälfte geschrumpft.

Auch bei den Geldautomaten zeigt sich ein rückläufiger Trend.  Als Ursachen nennt die Bundesbank den "Kostendruck im Bankensektor sowie eine zunehmende Verbreitung des Onlinebanking". Zudem dürften die in den letzten Jahren häufiger auftretenden Geldautomatensprengungen den Abbau der Bargeldinfrastruktur beschleunigt haben.

Stadt-Land-Gefälle bei der Bargeldversorgung

Die Bargeldversorgung ist regional unterschiedlich ausgeprägt. In städtischen Gebieten beträgt die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Geldautomaten oder Bankschalter 1,1 Kilometer, während Bürger in ländlichen Regionen durchschnittlich 1,9 Kilometer zurücklegen müssen.

Insgesamt haben jedoch 95,7 Prozent der Gesamtbevölkerung (80,7 Millionen Menschen) Zugang zu mindestens einem Geldautomaten oder Bankschalter innerhalb ihrer Gemeindegrenzen. Nur etwa 3,6 Millionen Menschen müssen ihre Gemeinde verlassen, um sich mit Bargeld zu versorgen.

Einzelhandel als alternative Bargeldquelle

Angesichts der rückläufigen Bankinfrastruktur gewinnt das Bargeldabheben im Einzelhandel an Bedeutung. Zahlreiche Supermärkte, Drogerien und Baumärkte bieten mittlerweile die Möglichkeit, an der Kasse Bargeld abzuheben. Die Stiftung Warentest hat 23 Händler verglichen und festgestellt, dass große Ketten wie Aldi, Rewe, Lidl, Penny und dm diesen Service anbieten.

Die Bedingungen variieren jedoch: Bei Edeka ist der Service nicht in allen Märkten verfügbar, und die Akzeptanz verschiedener Kartenarten unterscheidet sich. Während fast alle Händler die Girocard akzeptieren, ist das Abheben mit Debit- oder Kreditkarte nicht überall möglich.

Auch die Mindestbeträge für den Einkauf unterscheiden sich: Bei dm, toom und Rewe reicht bereits ein Einkauf von 1 Cent, während bei Denns und Obi mindestens 20 Euro ausgegeben werden müssen. Die maximale Abhebemenge ist mit 200 Euro bei allen Anbietern gleich. An 31.289 Standorten ist dieses sogenannte Cashback aktuell möglich.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

  • Cashback aktiv anbieten:
    Kunden beim Einkauf Bargeld auszahlen – bequem und sicher. Besonders attraktiv im ländlichen Raum.
  • Kooperationen prüfen:
    Partnerschaften mit Banken, FinTechs oder Payment-Dienstleistern (z. B. via App oder QR-Code) ermöglichen einfache technische Integration.
  • Kommunikation stärken:
    Vor Ort und online klar kommunizieren: "Bei uns gibt's Bargeld zum Einkauf!" – das zieht neue Kundschaft an.
  • Kundenfrequenz steigern:
    Cashback-Angebote fördern Spontankäufe. Wer Bargeld holt, kauft oft auch mehr ein.
  • Kosten & Sicherheit beachten:
    Interne Prozesse für sichere Bargeldausgabe optimieren. Versicherungsschutz und Mitarbeiterschulungen einplanen.
  • Daten nutzen:
    Transaktionsdaten anonym auswerten, um Stoßzeiten, Bargeldbedarf und Zielgruppen besser zu verstehen.

Geldautomatensprengungen als Sicherheitsrisiko

Ein weiterer Faktor, der den Rückgang der Geldautomaten beeinflusst, sind die zunehmenden Sprengungen. Die "Allianz Geldautomaten", ein Zusammenschluss von Banken, Sparkassen und der Polizei, arbeitet an vorbeugenden Maßnahmen wie Einfärbesystemen für Geldscheine, Nachtverschluss, Videoüberwachung und Nebeltechnik, um die Zahl der gefährlichen Sprengungen weiter zu reduzieren.

Für Unternehmen in der Nähe von Bankfilialen oder Geldautomaten stellen diese Sprengungen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, das gelegentlich zu Sachschäden und Betriebsunterbrechungen führt.

Historische Entwicklung der Bargeldautomaten

1967 – Erster Geldautomat weltweit

  • Standort: London (Barclays Bank)
  • Erfinder: John Shepherd-Barron
  • Funktion: Ausgabe mit Einmalschecks (keine Karte)

1968 – Deutschland

  • Kreissparkasse Tübingen installiert ersten Automaten

1969 – USA

  • Chemical Bank in New York nutzt Magnetstreifenkarte + PIN

1970er – Verbreitung und Standardisierung

  • Einführung des PIN-Systems
  • Netzwerke entstehen (Abhebungen bei fremden Banken)

1990er – Digitalisierung

  • Online-Verbindung mit Bankensystem
  • Funktionen: Überweisungen, Kontoauszüge, Handyaufladung
  • Sicherheit: Einführung von Chipkarten (EMV-Standard)

2010er – Rückgang und Wandel

  • Mobile Payment und Onlinebanking nehmen zu
  • Rückbau vieler Automaten, v. a. auf dem Land
  • Supermärkte bieten Cashback als Alternative

Zukunftstrends

  • Rückgang der Bargeldnutzung in vielen Ländern (z. B. Schweden)
  • In Deutschland weiterhin relevant
  • Techniken wie biometrische Authentifizierung im Kommen

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