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Geld & Vorsorge > Dollarstärke und Exportwirtschaft

Dollarstärke beflügelt deutsche Exportwirtschaft

Der schwache Euro verschafft exportorientierten Unternehmen Wettbewerbsvorteile. Besonders Konzerne mit starkem US-Geschäft profitieren von der Währungsentwicklung.

Zerbrochener Euro vor Dollarschein
Wohin entwickelt sich der Euro-Dollar-Kurs? (Foto: shutterstock)

Der Euro nähert sich der Parität zum US-Dollar. Aktuell entspricht ein Euro rund 1,04 Dollar, im Herbst waren es noch sieben Cent mehr. Diese Entwicklung sorgt für unerwartete Entlastung bei deutschen und europäischen Unternehmen. Besonders exportorientierte Konzerne mit starkem Geschäft im Dollarraum können mehrfach von der Situation profitieren.

Wie wirkt sich die Dollarstärke auf deutsche Exporte aus?

Der schwache Euro verbilligt die Ausfuhren, wodurch europäische Produkte und Dienstleistungen im Dollarraum preiswerter und konkurrenzfähiger werden. "Für exportierende deutsche Unternehmen ist die Dollarstärke eine gute Nachricht", kommentieren die Analysten der Baader Bank. Diese Entwicklung erstreckt sich über weite Teile Amerikas und Asiens, wo der Dollar als Leitwährung fungiert.

Besonders deutlich zeigen sich die Auswirkungen bei hochgradig globalisierten Unternehmen. Der Halbleiterhersteller Infineon beispielsweise hat kürzlich seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr nach oben korrigiert. Konzernchef Jochen Hanebeck rechnet vor: "Die Anpassung und der bessere Wechselkurs im ersten Quartal erhöhen unsere Umsatzerwartung um etwa 450 Millionen Euro." Die Börse reagierte euphorisch - der Infineon-Kurs zog um mehr als zehn Prozent an.

Welche Branchen profitieren besonders von der Währungsentwicklung?

Zu den größten Nutznießern zählen Luftfahrt-, Automobil- und Rüstungskonzerne. Airbus SE beispielsweise produziert hauptsächlich in Europa, verkauft seine Flugzeuge aber weltweit zu Dollarpreisen. Dies führt bei der Umrechnung in Euro zu höheren Einnahmen. Auch die Automobilindustrie kann von der Situation profitieren. Porsche setzt jeden vierten Wagen in den USA ab, produziert dort jedoch nicht. Ein schwacher Euro steigert somit den Gewinn.

Im Rüstungssektor ergeben sich für Unternehmen wie Rheinmetall allein aus der Bilanzierung in Dollar höhere Erlöse. Auch der Pharma- und Agrarkonzern Bayer mit seinem starken US-Geschäft zählt zu den Profiteuren. Laut einem auf der Unternehmenswebsite verfügbaren Rechner wirkt sich jeder Cent, den der Euro nachgibt, positiv auf das Nettoergebnis aus.

Können Währungseffekte drohende US-Zölle kompensieren?

Die von Donald Trump angekündigten Zölle auf europäische Waren, insbesondere auf deutsche Autos, drohen die Erträge der Unternehmen zu schmälern. Doch der stärkere Dollar könnte helfen, diesen Effekt auszugleichen. EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch erklärt, man müsse den Euro auf die Parität bringen, um einen Zoll von zehn Prozent im Wesentlichen zu kompensieren.

Einige Unternehmen sehen in der Dollarstärke bereits eine Möglichkeit, potenzielle Zölle zu kompensieren. Siemens Healthineers-Finanzchef Jochen Schmitz etwa erwartet, dass sich negative und positive Effekte weitgehend ausgleichen. Andere Topmanager blieben vorsichtiger und wollen die Nettoauswirkungen noch nicht quantifizieren.

Wie reagieren Unternehmen auf die Währungsentwicklung?

Viele Unternehmen passen ihre Prognosen und Strategien an die neue Währungssituation an. Die Deutsche Bank beispielsweise deutet Potenzial für höhere Konzernerträge an. Finanzchef James von Moltke erklärt, dass die Bank mehr Einnahmen als Kosten in Dollar habe und dieses Währungsrisiko nicht absichere. Somit profitiert das Finanzinstitut von einem schwachen Euro. Auch in der Automobilbranche seien die Auswirkungen spürbar. Ein Frankfurter Aktienhändler prognostiziert, dass sich dies in der Porsche-Bilanz um mehrere Hundert Millionen Euro positiv bemerkbar machen werde. Allerdings könnten US-Zölle auf Importe von europäischen Autos diesen positiven Effekt wieder egalisieren.

Wohin entwickelt sich der Euro-Dollar-Kurs?

Fondsmanager Jens Ehrhardt, Gründer und Chef von DJE Kapital, prognostiziert, der Euro werde zu einer deutlich schwächeren Währung und könnte rasch unter die Parität zum Dollar fallen, wobei er schnell einen Wert von 0,95 Euro je Dollar erreichen dürfte. Auch die Ökonomen der Deutschen Bank erwarten, dass der Kurs im Laufe des Jahres in Richtung Parität sinken werde. Zur Dollarstärke tragen verschiedene Faktoren bei. Händler erwarten einen ökonomischen Sog in die USA und eine starke US-Konjunktur, während Europas Wirtschaft weiter lahmt. Zudem werden in den USA höhere Zinsen als in der Eurozone gezahlt, was Kapital anzieht.

Fazit

Die aktuelle Dollarstärke bietet deutschen Unternehmen mit starkem US-Geschäft kurzfristig Chancen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und mögliche Zollbelastungen abzufedern. Allerdings birgt eine zu starke Abhängigkeit vom US-Markt auch Risiken. Unternehmen sollten die Währungsentwicklung genau beobachten und ihre Strategien flexibel anpassen, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Eine ausgewogene Wirtschaftspolitik bleibt trotz kurzfristiger Vorteile durch Währungseffekte unerlässlich.

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