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Finanzierung > Jahrhundertfeuer

Immobilienmarkt Los Angelas: Feuerinferno treibt Mieten in schwindelerregende Höhen

Nach verheerenden Waldbränden explodieren die Mietpreise in Los Angeles. Verzweifelte Wohnungssuchende treffen auf skrupellose Vermieter.

Als ob eine Bombe eingeschlagen hätte: Vom Luxusparadies zum Schauplatz zerstörerischer Flammen – Pacific Palisades, einst Symbol des kalifornischen Traums, nun ein rauchendes Mahnmal für das Chaos, das alles veränderte. (Foto: picture alliance)

Meine beste Freundin aus Schulzeiten lebt in Los Angeles - oder sagen wir: lebte in Los Angeles. Sie hat es als Einzige von uns allen geschafft, ihren Lebensmittelpunkt in den Golden State zu verlegen. Und auch noch an die richtige Adresse: Pacific Palisades, Sunshine State California. Seit fast zwei Wochen ist sie nun obdachlos. Also sie, ihr Mann, ihre Tochter und Becks, ihr Beagle. Sie sind aktuell bei Freunden untergekommen.

Das verheerende Feuer hat ganze Stadtviertel vernichtet: 150.000 Menschen mussten evakuiert werden. Eine Ersatzwohnung zu finden? Aussichtslos. Denn nun steht der Immobilienmarkt in Flammen. Wer ein sicheres Zuhause sucht, muss bis zu 50.000 Dollar Miete pro Monat aufbringen.

Feuer und Flamme: Los Angeles' Immobilienmarkt brennt durch

Während die Feuerwehr noch gegen immer wieder neu aufflammende Glutnester kämpft, lodert in Los Angeles bereits das nächste Inferno: der Immobilienmarkt. Die verheerenden Waldbrände haben nicht nur Häuser in Schutt und Asche gelegt, sondern auch den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt in ein Pulverfass verwandelt. Plötzlich suchen Tausende verzweifelt nach einem Dach über dem Kopf - und treffen dabei auf Vermieter, die die Gunst der Stunde zu nutzen wissen.

Fiora Aston, Luxusmaklerin und Star der Branche, bringt es auf den Punkt: "Ich bin seit 35 Jahren hier im Business – aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Die Menschen verzweifeln, weil sie keine Unterkunft finden, es ist die totale Panik." Was früher als Luxusobjekt galt, wird jetzt zur begehrten Notunterkunft. Traumvillen für 20 Millionen Dollar und mehr wechseln den Besitzer, während andere bereit sind, astronomische Summen für simple Mietobjekte zu zahlen.

Wohnungssuche im Ausnahmezustand: Der neue Millionärs-Battle

Die Suche nach einer Bleibe ist zum Fulltime-Job geworden, wie das Wall Street Journal treffend bemerkt. Ein gnadenloser Bieterkrieg ist entbrannt, bei dem selbst gut betuchte Bewohner an ihre Grenzen stoßen. Mietpreissteigerungen von bis zu 125 Prozent sind keine Seltenheit mehr. Ein Haus in Bel Air, das Ende 2024 noch für 15.900 Dollar zu haben war, geht jetzt für schlappe 29.500 Dollar über den Tisch. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Die Szenen, die sich bei Wohnungsbesichtigungen abspielen, erinnern an Börsenparkett-Panik: Interessenten flüstern schon während der Besichtigung, dass sie bereit sind, das Doppelte zu zahlen. Bargeld, Apple Pay oder Blockchain - Hauptsache, der Deal geht durch. Ein Haus, ursprünglich für 24.000 Dollar im Monat inseriert, wurde für 50.000 Dollar vermietet. Der neue Mieter legte die Jahresmiete samt Kaution gleich auf den Tisch - insgesamt 750.000 Dollar. Für ein Mietobjekt, wohlgemerkt.

Zwischen Profit und Moral: Rechtliche Grauzonen im Mietchaos

Gouverneur Gavin Newsom hat zwar eine Notverordnung erlassen, die Mieterhöhungen von mehr als zehn Prozent verbietet. Doch wie so oft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gilt: Papier ist geduldig. Die Realität sieht anders aus. Lokale Medien berichten von Verstößen am laufenden Band. Während der laufenden Wohnungsbesichtigungen werden Mietpreise um Tausende Dollar nach oben korrigiert. Das höchste Gebot gewinnt - und niemand scheint sich darum zu scheren.

Die Bundesstaatsanwaltschaft fordert zwar alle Bewohner auf, Preiswucher zu melden. Doch in der Praxis zeigt sich: Es ist tief verankert im amerikanischen Unternehmertum, Chancen zu sehen und Möglichkeiten zu nutzen. Sobald es einen Tropfen regnet, verkaufen sie dir Regenschirme. Kommt die Sonne raus, bieten sie Sonnenbrillen an. Was liegt da näher, als nach der teuersten Feuerkatastrophe aller Zeiten das Big Business auf dem Immobilienmarkt zu machen?

Die Feuerkatastrophe hat nicht nur Zerstörung hinterlassen, sondern auch eine dunkle Seite der menschlichen Natur offenbart: Die Gier. Diese unersättliche Stimme, die selbst in den schwierigsten Zeiten flüstert, dass mehr immer besser ist. In ihrer extremen Form bringt Gier ein soziales Gefüge zum Wanken und gefährdet das Gemeinwohl - genau das erleben wir gerade in Los Angeles.

Wirtschaftliche Folgen: Wenn der American Dream in Rauch aufgeht

Die Auswirkungen dieser Krise gehen weit über den Wohnungsmarkt hinaus. Ganze Infrastrukturen sind zusammengebrochen. Schulen, Sportvereine, Arztpraxen, Supermärkte - alles muss neu aufgebaut werden. "Bis das wieder aufgebaut ist, das dauert mindestens ein Jahr, vielleicht zwei", prophezeit ein Betroffener. Die wirtschaftlichen Folgen sind noch gar nicht abzusehen.

Selbst diejenigen, deren Häuser von den Flammen verschont blieben, stehen vor einem Scherbenhaufen. Wer will schon im letzten Haus einer verkohlten Straße wohnen? Die Bagger werden die Aussicht über die schönen Surferstrände über Monate versperren. Der amerikanische Traum ist in Los Angeles zum Leben auf der größten Baustelle des Landes geworden.

Das neue Nomadenleben von Beagle Becks

Meine Freundin? Sie sucht immer noch nach einer neuen Bleibe. Ihr Beagle Becks hat sich inzwischen an das Nomadenleben gewöhnt. Vielleicht ist das die neue Definition des amerikanischen Traums: Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und der unerschütterliche Glaube, dass nach jedem Feuer ein Neuanfang wartet. Auch wenn er teurer ist als je zuvor.

 

bwk

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