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Finanzierung > Creditreform-Studie

Immer weniger Pleiten

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland sinkt auf ein Rekordtief. Insbesondere mittelständische Unternehmen gehen selten bankrott.

In Deutschland geht die Zahl der Insolvenzen immer weiter zurück – dem ungebrochenen Wirtschaftsboom sei Dank. Für das laufende Jahr rechnet die Auskunftei Creditreform mit insgesamt 20.200 Unternehmenspleiten – rund 1.300 weniger als im Vorjahr. Gegenüber dem Jahr 2003 mit 39.470 Insolvenzen haben sich die Fallzahlen sogar nahezu halbiert. Auf einem noch niedrigeren Niveau lag die Zahl der Firmenpleiten zuletzt vor einem Vierteljahrhundert: 1994 waren 18.820 Insolvenzen registriert worden.

Die durch die Insolvenzen verursachte Forderungsverluste auf Seiten der Gläubiger beziffert Creditreform mit 26,6 Milliarden Euro. Fast 200.000 Arbeitsplätze seien durch die Pleiten in Gefahr – bei den insolventen Unternehmen selbst, aber auch bei deren Zulieferern und Kunden.
  
Besonders insolvenzgefährdet sind laut Creditreform kleine und kleinste Unternehmen mit einem Jahresumsatz von höchstens 100.000 Euro. Fast ein Drittel aller Unternehmenspleiten fand 2017 in diesem Größensegment statt. Aber auch Unternehmen mit einem Umsatz von einer halben Million bis 5 Millionen Euro pro Jahr gehen überdurchschnittlich häufig pleite: Mehr als ein Viertel der registrierten Insolvenzen entfällt auf Firmen dieser Umsatzgröße. 

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Insolvenzverwaltung in Eigenregie hat sich etabliert

Je größer die Unternehmen werden, umso geringer wird die Gefahr eines Bankrotts: So haben Unternehmen zwischen 5 Millionen und 25 Millionen Euro Jahresumsatz nur 3,5 Prozent Anteil an den Gesamtinsolvenzen. Noch größere Unternehmen gehen noch seltener bankrott (nur ein knappes Prozent Anteil). 2017 mussten 80 Betriebe in der Umsatzgrößenklasse von mehr als 50 Millionen Euro im Jahr den Gang zum Insolvenzgericht antreten – darunter prominente Fälle wie die Fluggesellschaft Air Berlin, die Reederei Rickmers oder auch der Küchenhersteller Alno. 

Einen Grund für die Insolvenzanfälligkeit kleiner Unternehmen sieht Michael Bretz, Leiter Wirtschaftsförderung bei Creditreform, in dem häufig geringen Grad an professioneller Geschäftsführung. Häufig sei der Geschäftsführer für sämtliche Unternehmensbereiche – vom Einkauf über Buchhaltung und Marketing bis hin zum Vertrieb – selbst zuständig. Überschreite der Betrieb eine gewisse Wachstumsschwelle, sei das Wirtschaften in Personalunion aber nicht mehr möglich. Dann drohe persönliche Überforderung – das sei erste Schritt auf dem Weg zum Bankrott, stellt Bretz fest.

Gute Nachricht zum Schluss: Die erst vor kurzem eingeführte Insolvenzverwaltung in Eigenregie hat sich offenbar etablieren können. Bei den Gläubigern genieße dieses Sanierungsinstrument eine hohe Akzeptanz, konstatiert Creditreform-Experte Bretz. Nach seinen Angaben kommt dieses Verfahren bei rund 80 Prozent aller Firmenpleiten zum Einsatz. Wie nachhaltig und dauerhaft wirkungsvoll eine solche Sanierung sei, lässt Bretz freilich offen.

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