Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Finanzierung > Kurzmeldungen

Immobilienmarkt unter Druck

Steigende Zinsen und sinkende Immobilienpreise schaffen Refinanzierungsprobleme, besonders für Projektentwickler in Großstädten.

Baustelle Fürst, Kudamm, Berlin (Foto: picture alliance, Schoening)

Preise und Zinsen belasten: Vor allem Projektentwickler in der angespannten Lage geben auf

Auf dem Markt für Gewerbeimmobilien sanken die Preise rekordschnell. Die Kombination aus gesunkenen Vermögenswerten und gestiegenen Zinsen ist für Immobilienunternehmen besonders heikel. War es in den Boomzeiten möglich und üblich, fällig werdende Schulden über den Verkauf von Vermögenswerten zu tilgen, ist dies durch die gesunkenen Werte deutlich schwieriger geworden.

Gleichzeitig ist der Refinanzierungsbedarf hoch, wie eine Auswertung der ­Boston Consulting Group von 2023 zeigt. Allein die zehn größten deutschen Immobilienfirmen müssen demnach im laufenden Jahr insgesamt rund 5,7 Milliarden Euro refinanzieren, 2025 sind weitere 11,7 Milliarden Euro fällig und 2026 nochmal 11,9 Milliarden Euro. Bleiben die Zinsen wie zuletzt hoch und bringen Verkäufe nicht ausreichend Geld für die Tilgung ein, könnte dies weitere Insolvenzen bedeuten.

Einer Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg zufolge stellten 2023 allein 27 Großunternehmen der Immobilienbranche mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Euro einen Insolvenzantrag. Über alle Unternehmen der Branche stieg die Zahl der Insolvenzen von 848 auf 1164. Es traf vor allem ­Projektentwickler und Bauträger.

Ein bisschen wird weitergebaut: Insolvenzwelle trifft vor allem Berlin und Hamburg

Die Insolvenzwelle hat die Immobilienbranche ausgebremst. Immerhin: Gebäude mit 93.000 Quadratmeter Mietfläche sind trotz der Pleite ihrer Entwickler fertig geworden, wie die Beratungsgesellschaft Colliers ermittelte.

Bei Projekten mit einer Mietfläche von etwa 400.000 Quadratmetern ist der Weiterbau gestoppt. Projekte mit einer Mietfläche von 265.000 Quadratmetern wurden gestrichen.

Regional sind die Unterschiede groß. In Berlin sind Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro betroffen, in Hamburg 1,8 Milliarden Euro. Spektakulärstes Projekt ist der Hamburger Elbtower der österreichischen Signa. In Frankfurt geht es um 205 Millionen Euro. In Stuttgart ermittelten die Experten einen Ausfall von 50 Millionen Euro Investitionsvolumen.

Der Homeoffice-Trend verschiebt auch den Handel und Gastronomien zu den Stadträndern, während Innenstädte unter Umsatzrückgängen leiden

Der Markt für Büroimmobilien zeigt langfristig weniger Bedarf, was zu mehr Leerständen führt. Nur Unternehmen mit modernen, zentral gelegenen Büros und grünen Umweltstandards werden sich behaupten können.

Ältere Bürogebäude stehen vor Herausforderungen, oft enden sie in Umnutzungen zu Wohnraum oder Hotels. Diese Umwandlungen schaffen oft teuren Wohnraum, der eher Wochenpendler und Berufseinsteiger anspricht, weniger aber den benötigten günstigen Wohnraum. Der Büroimmobilienmarkt unterstreicht die Bedeutung von attraktiven, flexiblen Arbeitsplätzen, zeigt aber auch, wie sehr sich aktuell die Arbeitswelt und ihre Umgebung im Umbruch befinden.

zum ausführlichen Hintergrundartikel

Ähnliche Artikel