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Recht und Steuern > Pro & Contra

Streitthema KI-Regulierung - Chance oder Bürokratie?

Kontroverse um KI-Regulierung: Schafft der AI Act der EU einen notwendigen Rahmen für sichere KI-Systeme oder hinderliche Bürokratie für technologische Fortschritte?

Die Debatte um den AI Act der EU polarisiert: Schafft er notwendige Sicherheit für KI oder bremst er Innovation durch Bürokratie? (Foto: picture alliance, CHROMORANGE, Christian Ohde)

Pro

von Midia Nuri

 

Künstliche Intelligenz braucht Regeln. Jetzt ist Deutschland am Zug.

Bei wenigen Themen sind sich Unternehmer und manche Politiker so schnell einig wie bei der Kritik an vermeintlich überbordender Bürokratie und teils wenig sinnvoll erscheinender Regulierung. Firmen hier zu entlasten, bringt viel, zuletzt etwa durch Anheben der Schwellenwerte für die Größenklassen von Unternehmen. Die Wirtschaft soll dank solcher Regeln schon mehrere hundert Millionen Euro gespart haben.

Doch manche Regulierung gerade bei Technologie ist selbst bei betroffenen Unternehmern überraschend wenig umstritten – weil sie wichtige Interessen schützt, wie etwa Leib, Leben, bürgerliche Freiheiten oder wirtschaftliche Existenz und Daten.

Der AI Act der EU, das weltweit erste Gesetz für künstliche Intelligenz, teilt KI-Systeme in Risikogruppen ein und verbietet solche der höchsten Kategorie, wie etwa zur Gesichts- oder Emotionserkennung am Arbeitsplatz.

Für KI-Systeme, die erhebliches Schadenspotenzial für Demokratie, Gesundheit oder Sicherheit bergen, sind strenge Anforderungen vorgesehen. Für weniger riskante KI-Anwendungen gelten Transparenzvorgaben.

Natürlich muss der AI Act in deutsches Recht umgesetzt werden. Dabei kann aus einer sinnvollen Richtlinie auch ein bürokratisches Monster werden, das wenig zusätzlich bewirkt, außer teuer und nervtötend zu sein. Sinnvoll umgesetzt dagegen kann der AI Act auch wichtige Grenzen aufzeigen und einen Rahmen setzen, innerhalb dessen es sich lohnt, nutz- und gewinnbringende Lösungen für sich und auch potenzielle Abnehmer zu entwickeln. Statt der vielleicht andernorts grenzenlosen Freiheit mit schier unendlichen Möglichkeiten und verpassten First Moves nachzutrauern, bietet die KI-Regulierung in einem entscheidenden Bereich die Chance, sich auf einstmals selbstverständlich gepflegte Werte wie Qualität und Sicherheit zu besinnen.

Fazit: Wird der AI Act richtig umgesetzt, kann er inspirieren.

 

 

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Contra

von David Harnasch

 

Die EU verhindert die nächste Technologierevolution in Europa.

In fünf Jahren hat der amerikanische KI-Chipdesigner Nvidia seinen Börsenwert von 31 Milliarden Dollar auf mehr als drei Billionen (kein Übersetzungsfehler aus dem Englischen!) Dollar erhöht. Der Haushalt der Bundesrepublik, die eher nicht als sparsam gilt, beträgt 2024 rund 476,8 Milliarden Euro. Die Nvidia-Bewertung mag eine Investitionsblase sein. Doch auch wenn Luft entwichen ist, wird im kalifornischen Santa Clara mehr Wertschöpfung übrigbleiben, als der Bund in mehreren Jahren ausgibt.

Der AI-Act ist wie die allermeisten Regulierungen gut gemeint. Und er ist, wie sehr viele andere, schlecht gemacht. Es ist löblich, dass die EU verhindern will, dass die dunkle KI-Supermacht „Skynet“ aus den Terminator-Filmen in unseren Breiten entwickelt wird. Nur herrscht ein brutaler Wettbewerb um die besten Talente. Das Personalkarussell dreht sich grade wild zwischen Alpha, Amazon, Apple, Meta, Microsoft und Nvidia. Bei branchenweit deutlich siebenstelligen Jahresgehältern zählt für die besten Entwickler die Möglichkeit, spektakuläres umsetzen zu können. Was ist sexier zu entwickeln? Ein virtueller Büroassistent, der – obwohl er es könnte – nicht mal Rücksicht auf die Gefühle seines Nutzers nehmen darf, oder eine äußerst charmante KI-Assistentin (mit der geklauten Stimme Scarlett Johanssons), in die sich Millionen Menschen buchstäblich verlieben werden?

Was China für Anwendungen für künstliche Intelligenz entwickeln wird, ist der Stoff für Dystopien. In Deutschland können wir nur hoffen, dass unsere schlauesten Köpfe in die USA ziehen und es dort gelingt, den Entwicklungsvorsprung zu halten. Denn Europa wird China ganz sicher wieder mal nichts Eigenes entgegensetzen können.

Fazit: Wir regulieren jede Innovation zugrunde.

 

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