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Geld & Vorsorge > Flugtaxi-Insolvenz

Lilium scheitert endgültig – Münchner Flugtaxi-Technologie geht an US-Firma Archer Aviation

| Markt und Mittelstand / red. | Lesezeit: 3 Min.

Archer Aviation erwirbt über 300 Patente des insolventen Flugtaxi-Startups Lilium für 18 Millionen Euro - und sichert sich damit entscheidenden Technologievorsprung.

München - Markt und Mittelstand:   Schade um diesen Traum made in Germany: Der Senkrechtstarter Lilium, einst Symbol deutscher Ingenieurskunst und Hoffnung auf das erste serienreife Flugtaxi, ist gescheitert. Das Münchner Startup, das als Pionier der Mobilitätswende gefeiert wurde, muss seine Technologie nun an die US-Konkurrenz abtreten. Das börsennotierte Unternehmen Archer Aviation erwirbt das Patentportfolio der insolventen Lilium GmbH für 18 Millionen Euro.

Lilium hatte seit seiner Gründung 2015 insgesamt 1,5 Milliarden Euro von Investoren eingesammelt. Das Ziel: Ein elektrisch betriebenes Senkrechtstarterflugzeug für den urbanen Personentransport. Doch trotz der massiven Kapitalzufuhr erreichte das Unternehmen nie die Serienreife. Der erste bemannte Flug war für Anfang 2025 geplant, die Auslieferung an Kunden sollte 2026 beginnen.

Zweifache Insolvenz besiegelt das Ende

Der finanzielle Kollaps erfolgte in zwei Schritten. Im Herbst 2024 meldete Lilium erstmals Insolvenz an. Ein Rettungsversuch durch das Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation (MUC) scheiterte. MUC unterzeichnete am 24. Dezember 2024 zwar einen Kaufvertrag und kündigte 200 Millionen Euro frisches Kapital an. Das Geld floss jedoch nie (wir berichteten)

Nach diesem gescheiterten Rettungsversuch folgte die zweite Insolvenz. Auch ein letzter Verkaufsversuch an die europäische Industrie- und Investmentholding Ambitious Air Mobility Group (AAMG) scheiterte. AAMG hatte laut BR 20 Millionen Euro für die Vermögenswerte geboten und wollte weitere 250 Millionen Euro investieren.

Archer sichert sich Technologie-Vorsprung

Den Zuschlag erhielt schließlich der US-Konkurrent Archer Aviation. Das Unternehmen sichert sich für 18 Millionen Euro ein Portfolio von über 300 Patenten. Diese umfassen Technologien für Hochvolt-Systeme, Batteriemanagementsysteme, Flugzeugkonstruktion, Flugsteuerungssysteme, elektrische Antriebssysteme und Propellertechnik.

Für Archer bedeutet der Kauf einen erheblichen Technologievorsprung. Das Unternehmen entwickelt ebenfalls elektrische Senkrechtstarterflugzeuge und hat bereits erste bemannte Testflüge absolviert. Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt erklärte, dass sich Archer nach langen Verhandlungen in einem komplexen Transaktionsprozess im Bieterwettbewerb durchgesetzt habe.

Häufig gestellte Fragen

Frage 1: Wie bewerte ich als Geschäftsführer Technologie-Investments im Luftfahrtsektor?

Prüfen Sie die Technologiereife (TRL) und den Zertifizierungsstatus. Kalkulieren Sie mit Entwicklungszeiten von 7-10 Jahren bis zur Marktreife. 

Frage 2: Welchen Wert haben Patente bei einer Insolvenz?

Der Wert hängt von der Verwertbarkeit ab. Im Fall Lilium wurden 300+ Patente für 18 Millionen Euro verkauft. Rechnen Sie bei Insolvenzen mit Abschlägen von 80-90% auf den Buchwert des Patentportfolios.

Frage 3: Wie sichere ich als Zulieferer meine Interessen bei Kooperationen mit Technologie-Startups?

Vereinbaren Sie Meilenstein-basierte Zahlungen. Sichern Sie sich Nutzungsrechte an gemeinsam entwickelter Technologie. Implementieren Sie Ausstiegsklauseln bei Nichterreichen definierter Entwicklungsziele innerhalb von 24 Monaten.

Frage 4: Welche Lehren ziehe ich als Mittelständler aus dem Lilium-Fall für meine Innovationsstrategie?

Setzen Sie auf ein diversifiziertes Technologie-Portfolio. Investieren Sie maximal 20% Ihres F&E-Budgets in Hochrisiko-Projekte. Entwickeln Sie parallel inkrementelle und disruptive Innovationen. Prüfen Sie vierteljährlich die Fortschritte Ihrer Entwicklungsprojekte.

Frage 5: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in neue Mobilitätstechnologien?

Beobachten Sie Technologietrends, aber investieren Sie erst bei TRL 7 (Prototyp im Einsatzumfeld). Planen Sie mit 3-5 Jahren Vorlauf für die Integration neuer Technologien in Ihre Produktion. Sichern Sie sich strategische Partnerschaften, sobald Technologieführer erste Kundenaufträge verzeichnen.

Fakten kompakt: Liliums Scheitern

Was ist passiert?

Das Münchner Flugtaxi-Startup Lilium ist endgültig gescheitert. Der US-Konkurrent Archer Aviation übernimmt das Patentportfolio der insolventen Firma für 18 Millionen Euro.

Hintergrund:

  • Gegründet: 2015 in München

  • Investitionssumme: 1,5 Milliarden Euro

  • Ziel: Entwicklung eines elektrischen Senkrechtstarters für urbane Mobilität

  • Geplanter Start: Erster bemannter Flug 2025, Serienauslieferung 2026

Insolvenzverlauf:

  • Erste Insolvenz: Herbst 2024

  • Gescheiterter Rettungsversuch: durch Mobile Uplift Corporation (200 Mio. Euro zugesagt, nie gezahlt)

  • Zweite Insolvenz: Anfang 2025

  • Letzter Interessent: Ambitious Air Mobility Group (AAMG), bot 20 Mio. Euro + Investitionsplan über 250 Mio. Euro

Was hat Archer gekauft?

  • Über 300 Patente, darunter:

    • Hochvolt-Systeme

    • Batteriemanagementsysteme

    • Flugsteuerungssysteme

    • Propellertechnik

    • Elektrische Antriebssysteme

  • Vorteil für Archer: erheblicher Technologievorsprung im globalen Wettlauf um eVTOL-Flugzeuge

 

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