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Finanzierung > Inflation

Mehr Unterstützung, bitte!

Das Geld wird knapp. Ob Corona-Folgen, Energiekosten, Digitalisierung, Fachkräftemangel – hier gibt es staatliche Förderung für Unternehmen.

Die Bundesregierung, vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), muss zudem die Staatsfinanzen zusammenhalten © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Die aktuellen Inflationsszenarien schwanken zwischen fünf und zehn Prozent. Die Energiepreise sollen sich mal verdreifachen, mal verfünffachen. Absatzmärkte brechen nicht nur für die Bauwirtschaft ein. Deutschlands Wirtschaft hat schwer zu kämpfen mit zahlreichen Problemen. Die Bundesregierung, vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), muss zudem die Staatsfinanzen zusammenhalten. Schwere Zeiten also. Dennoch stehen kleinen und mittleren Unternehmen mehr als 2500 Förderoptionen offen. Gerade in Krisenzeiten können niedrige Kosten und Tilgungsraten oder tilgungsfreie Zeiträume über die Liquidität und Überlebenschance eines Unternehmens entscheiden. EU, Bund, Länder und Kommunen bieten deshalb jetzt zusätzliche und an Auflagen gekoppelte Zuschüsse an.

Das deutsche Fördersystem hat den Ruf eines Dschungels, angesichts der Menge der unterschiedlichen Programme ist das nicht falsch, aber auch kein Grund, nichts zu beantragen. Man braucht nur einen Pfadfinder im Dschungel. Heiner Kleinschneider, einst Chef der 2012 und 2018 bundesweit ausgezeichneten Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken, kennt sich aus. „Das Suchen und Finden der im Einzelfall passenden Förderquellen ist anspruchsvoll, und die Antragsverfahren sind häufig komplex.“ Kleinschneider rät: „Die kommunalen Wirtschaftsförderungen und die Kammern haben eigene Experten. Sie kennen die Bewilligungspraxis und wissen, worauf es bei der Antragsformulierung ankommt. Verbände und Banken können ebenfalls begleitend zur Seite stehen. Diese Unterstützung ist meist kostenlos.“ Er warnt: Vorsicht vor „sogenannten Subventionsberatern, die vollmundig ein Maximum an Förderung in Aussicht stellen oder deren Honorierung intransparent ist“.

Die staatliche Förderbank KfW organisiert die Unterstützung auf unterschiedliche Weise. Oft lassen sich mehrere Angebote kombinieren. Das sind die drei häufigsten Optionen:

• Zuschüsse: Sie sind an Kriterien geknüpft, müssen aber nicht zurückbezahlt werden.

• Darlehen: Ihre Zinssätze sind oft attraktiver als die Angebote der Hausbank. Der Staat bietet niedrigere Zinsen, zinsfreie und/oder tilgungsfreie Zeiträume, oft auch längere Laufzeiten.

• Bürgschaften: Sie helfen vor allem kleinen und mittleren Unternehmen ohne eigene Sicherheiten dabei, Kredite aufnehmen zu können. Der Staat sichert Fremdkapitalgeber eines Unternehmens durch eine öffentliche Ausfallbürgschaft.

Auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gibt es Hilfe. Die wichtigsten Förderprogramme für Digitalisierung, Energielasten, Fachkräftemangel, Kriegs- und Pandemiefolgen im Überblick:

1. Hilfe bei Kriegsfolgen

Das „Maßnahmenpaket für vom Krieg betroffene Unternehmen“ soll für die Firmen kurzfristig Liquidität sicherstellen und extreme Erdgas- und Strompreisanstiege in energie- und handelsintensiven Branchen dämpfen. Dazu gehören das KfW-Kreditprogramm mit den Hausbanken sowie individuelle, großvolumige Konsortialfinanzierungen. Die Unternehmen müssen dafür den Zusammenhang ihrer Schwierigkeiten aufgrund der Sanktionen gegenüber Russland und Belarus oder der Kriegshandlungen in der Ukraine nachweisen. Dazu zählen Umsatzrückgänge durch weggebrochene Absatzmärkte, Produktionsausfälle oder -schließungen in diesen Ländern, oder Produktionsausfälle wegen fehlender Rohstoffe und Vorprodukte. Zudem wird der Bürgschaftshöchstbetrag für vom Krieg betroffene Unternehmen von 1,25 auf 2,5 Millionen Euro verdoppelt.

Auch die Eigen- und Hybridkapitalhilfen des Bundes werden erweitert. Das gilt aber nur für Betriebe, die eine klare, eigenständige Fortführungsperspektive haben. Soll heißen: Das Unternehmen ist nicht schon vor dem Krieg gestrauchelt. Einen Überblick liefern die Internetseiten des Bundeswirtschaftsministeriums. Der regelmäßige Blick lohnt sich, weil die Maßnahmen immer wieder – auch EU-Auflagen folgend – aktualisiert werden.

2. Corona-Hilfen

Sicher ist: Corona wird uns auch im Winter 2022/23 begleiten. Das ist kein gutes Omen für Kaufbereitschaft, Lieferketten und Innovationsbereitschaft bei privaten wie bei Unternehmenskunden. Derzeit weist die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums dazu 128 regionale und nationale Förderangebote aus. Unter die Corona-Hilfen fallen etwa Betriebsmittelkredite, Kapital für Kleinunternehmen, das „Sonderprogramm Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz“, Verbundausbildung in Unternehmen während der Corona-Pandemie, Unterstützung von Ausbildungsbetrieben, Auftragsvorfinanzierung zur Pandemieeindämmung oder Liquiditätssicherung in der Landwirtschaft.


3. Hilfe bei teurer Energie

Aktuell bietet der Bund befristete Zuschüsse für Unternehmen an, die unter hohen Zusatzkosten leiden, weil die Erdgas- und Strompreise gestiegen sind. Über die sogenannte besondere Ausgleichsregelung können stromkostenintensive Unternehmen zudem unter bestimmten Voraussetzungen beantragen, weniger EEG-Umlage zu zahlen.

Auch wer auf erneuerbare Energien umsteigen will oder seine Anlagen effizienter gestalten möchte, kann gefördert werden. Grundsätzlich unterstützt das BAFA Unternehmen bei Energiesparmaßnahmen, zu finden im tagesaktuellen „Förderwegweiser Energieeffizienz“.

Wer Energie sparen will, muss erst wissen, wo er sie verschwendet. Deshalb gibt es für kleine und mittlere Unternehmen Geld, die qualifizierte Energieberater und -beraterinnen beauftragen wollen, Gebäude, Anlagen und das Nutzerverhalten zu analysieren und zu optimieren.

Der Staat fördert aber auch kleinteiliger. Zum Beispiel hilft er, wenn ein Unternehmen ein elektrisch betriebenes Fahrzeug leasen oder kaufen will. Es muss neu sein und erstmals zugelassen. Förderberechtigt sind reine Batteriefahrzeuge, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge.

Um die Treibhausgasemissionen (und Kosten) in der Kälte- und Klimatechnik zu mindern, spendiert das BAFA Zuschüsse, wenn Anlagen neu gebaut oder eine bestehende saniert werden soll.

4. Hilfe bei der Digitalisierung

Jetzt an sinnvollen Investitionen in die Digitalisierung der Produktion, der Lieferketten oder des Geschäftsmodells zu sparen, wäre Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Damit wichtige Digitalprojekte weiterhin realisiert werden können, unterstützen EU, Bundesrepublik und andere Förderträger Unternehmen mit einer Vielzahl von Programmen. Ein gutes Praxisbeispiel ist der Digitalisierungskredit der nordrhein-westfälischen NRW.Bank. Der Kredit ist gedacht für Digitalisierungsvorhaben im Rahmen der Corona-Hilfe und um Forschung und Innovation zu unterstützen. Er richtet sich an Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. In anderen Bundesländern gibt es vergleichbare Angebote.

Bis zu 100 Prozent der förderfähigen Investitionen und/oder Betriebsmittel können über den Kredit finanziert werden. Wer mehr als zehn Millionen Euro beantragt, muss die besondere förderpolitische Bedeutung des Vorhabens darlegen. Unternehmen können auch die 50-prozentige Haftungsfreistellung durch den Bund für die Hausbank beantragen. Nordrhein-Westfalen unterstützt damit mittelständische Unternehmen, die seit mindestens zwei Jahren am Markt sind, oder Freiberuflerinnen und Freiberuflern mit Vorhaben für „Digitale Produktion und Verfahren“, „Digitale Produkte“ und „Digitale Strategie und Organisation“.

Dahinter verbergen sich Dutzende förderwürdige Einzelmaßnahmen wie Integration von digitalen Schnittstellen/Workflows über verschiedene IT-Systeme, um Ressourcenplanung und Produktionssysteme, Lieferanten und Kunden zu vernetzen. Auch der Aufbau der Infrastruktur, um große Datenmengen zu erheben und zu analysieren, wird finanziert, ebenso die Integration mobiler Betriebsgeräte in die Produktions­steuerung.

5. Hilfe bei Fachkräftemangel

Nur wer als Arbeitgeber auch in Krisenzeiten attraktiv für Auszubildende, Fach- und Führungskräfte bleibt, wird langfristig am Markt überleben. Deshalb weist allein die Förderdatenbank 281 regionale und deutschlandweite Hilfsangebote aus. Gefördert wird von der Unterstützung für Auszubildende über die Erhöhung des Frauenanteils im MINT-Forschungs- und Innovationsprozess bis hin zu Qualifizierungsoffensiven für ältere Mitarbeitende einiges.

Eine Recherche lohnt sich auch auf der BAFA-Seite. Hilfe gibt es für kleinere und mittlere Unternehmen, um Ausbildungsplätze mit inländischen Jugendlichen zu besetzen oder um Migranten zu integrieren. Auslandsaufenthalte werden ebenfalls gefördert. So soll die grenzüberschreitende Mobilität der Auszubildenden und jungen Fachkräfte steigen. Die BAFA unterstützt auch, überbetriebliche Berufsbildungsstätten zu erweitern oder umzugestalten.

Die wichtigsten WEB-Adressen:

www.foerderdatenbank.de (Bundeswirtschaftsministerium)

www.bafa.de (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle)

www.kfw.de (Kreditanstalt für Wiederaufbau – hier besonders der Förderfinder und der sehr nützliche KfW-Newsdienst „Inlandsförderung“)

 

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