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Einkauf, Marketing und Marken > Automobilbranche: Produktionsstrategie

Mercedes-Benz verlagert Produktion: Kostensenkung durch Auslandsexpansion

Der Stuttgarter Autobauer plant, seinen Produktionsanteil in Niedriglohnländern von 15 auf 30 Prozent zu verdoppeln. Betriebsrat befürchtet Arbeitsplatzverluste.

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, setzt Mercedes-Benz nun verstärkt auf Produktionsstandorte mit niedrigeren Kosten. In den kommenden drei Jahren plant der Konzern, die Produktionskapazität in Deutschland um 100.000 Fahrzeuge zu reduzieren. Im Gegenzug soll die Fertigung im ungarischen Werk Kecskemét um 200.000 Einheiten erhöht werden. (Foto: shutterstock)

Mercedes-Benz reagiert auf einen Gewinneinbruch von 28 Prozent im vergangenen Jahr mit einer radikalen Neuausrichtung seiner Produktionsstrategie. Finanzchef Harald Wilhelm kündigte am Donnerstag in Sindelfingen an, den Anteil der Fertigung in Ländern mit niedrigeren Lohnkosten von derzeit 15 auf 30 Prozent zu verdoppeln. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Sparprogramms, mit dem der Premiumhersteller seine Produktionskosten bis 2027 um zehn Prozent senken will.

Hintergründe: Gewinneinbruch und Kostendruck

Der Stuttgarter Autobauer sieht sich mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank das Konzernergebnis um gut 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro, während der Umsatz um 4,5 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro zurückging. Besonders betroffen waren die Sparten Autos und Vans. Als Hauptgründe für den Gewinnrückgang nannte das Unternehmen einen schwächeren Absatz in China und Europa. Diese Entwicklung zwang Mercedes-Benz dazu, seine Prognose für 2024 zweimal nach unten zu korrigieren.

Konkrete Maßnahmen: Verdoppelung der Auslandsproduktion

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, setzt Mercedes-Benz nun verstärkt auf Produktionsstandorte mit niedrigeren Kosten. In den kommenden drei Jahren plant der Konzern, die Produktionskapazität in Deutschland um 100.000 Fahrzeuge zu reduzieren. Im Gegenzug soll die Fertigung im ungarischen Werk Kecskemét um 200.000 Einheiten erhöht werden. Finanzchef Wilhelm betonte, dass die Produktionskosten in Ungarn rund 70 Prozent niedriger seien als in Deutschland. Ein bisher in Deutschland gefertigtes Kompaktmodell soll künftig in Ungarn vom Band laufen, um die Kosteneinsparungen zu maximieren.

Auswirkungen auf deutsche Standorte

Obwohl Wilhelm betonte, dass keine Pläne zur Schließung deutscher Werke bestehen, sieht die neue Strategie eine signifikante Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland vor. Für die Beschäftigten in Deutschland bedeutet dies eine unsichere Zukunft. Mercedes-Benz plant, Personal abzubauen – allerdings nicht durch direkte Kündigungen, sondern durch natürliche Fluktuation und ein Abfindungsprogramm. Konkrete Zahlen zum geplanten Stellenabbau wurden nicht genannt. Für die rund 11.500 Mitarbeiter der Stammbelegschaft im Bremer Werk gilt eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2029, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Die etwa 1.400 Leiharbeitskräfte sind von diesem Schutz jedoch ausgenommen.

Reaktionen von Betriebsrat und Gewerkschaften

Die Ankündigungen des Managements stoßen auf heftigen Widerstand seitens der Arbeitnehmervertreter. Der Betriebsrat des Bremer Mercedes-Werks bezeichnet die geplanten Maßnahmen als "Horrorliste" und befürchtet massive Einkommensverluste für die Belegschaft. In einem internen Schreiben warnen die Betriebsratsvorsitzenden Michael Peters und Serkan Gök vor möglichen Kürzungen bei Gewinnbeteiligungen, Zuschlägen und Tariferhöhungen sowie vor der Streichung von Urlaubstagen. Sie kündigen an, diese Pläne "definitiv nicht zu akzeptieren" und fordern stattdessen eine klare Wachstumsstrategie mit wettbewerbsfähigen Fahrzeugen.

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