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Finanzierung > Tech-Aktien-Einbruch

Nvidia-Aktie verliert fast 600 Milliarden Dollar nach DeepSeek-Durchbruch

Chinesisches KI-Startup erschüttert Tech-Branche. Nvidia-Kurs bricht um 17 Prozent ein. Auswirkungen auf gesamte Halbleiter-Lieferkette.

Dominoeffekt in der Halbleiter-Lieferkette: Der Schock durch DeepSeek hat die gesamte Branche erfasst. Nicht nur Nvidia, sondern auch andere Chip-Hersteller verzeichneten von einem Tag auf den anderen deutliche Kursverluste. (Foto: picture alliance)

Der US-Chipkonzern Nvidia erlebte am 27. Januar 2025 den größten Tagesverlust in der Geschichte der Wall Street. Die Aktie des Unternehmens brach um 17 Prozent ein, was einem Wertverlust von 600 Milliarden Dollar entspricht. Auslöser war der unerwartete Erfolg des chinesischen KI-Startups DeepSeek, dessen neuestes KI-Modell mit deutlich weniger Ressourcen auskommt als bisher angenommen.

DeepSeeks Durchbruch erschüttert KI-Markt

Das erst kürzlich veröffentlichte KI-Modell von DeepSeek hat die Technologiebranche überrascht. Es steht bereits an der Spitze der App Store-Rangliste von Apple und wird von Nutzern für seine Transparenz gelobt. Experten zeigen sich beeindruckt von der Kosteneffizienz des Modells, das auf weniger und älteren Chips mit geringerer Leistung läuft als die Konkurrenz.

Diese Entwicklung stellt die bisherigen Annahmen über den Ressourcenbedarf für leistungsfähige KI-Systeme infrage. Nvidia, bisher führend bei Spezialchips für KI-Anwendungen, sieht sich nun mit der Aussicht konfrontiert, dass die Nachfrage nach seinen hochpreisigen Produkten ins Bodenlose stürzen könnte.

Auswirkungen auf die Bewertung von KI-Unternehmen

Der Kurssturz von Nvidia hat weitreichende Folgen für die Bewertung von Technologieunternehmen. Der Konzern verlor nicht nur seinen Status als zweitwertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt an Apple, sondern fiel auch hinter Microsoft zurück. Trotz des massiven Einbruchs liegt die Nvidia-Aktie auf Zwölf-Monats-Sicht immer noch 89 Prozent im Plus.

Die Ereignisse werfen Fragen zur angemessenen Bewertung von KI-Unternehmen auf. Ed Yardeni, ein renommierter US-Ökonom, sieht mögliche negative Auswirkungen für die sogenannten "Magnificent Seven" - Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla. Diese Unternehmen, die bisher den KI-Markt dominierten, könnten nun einer kritischeren Betrachtung durch Investoren ausgesetzt sein.

Dominoeffekt in der Halbleiter-Lieferkette

Der Schock durch DeepSeek hat die gesamte Halbleiter-Lieferkette erfasst. Nicht nur Nvidia, sondern auch andere Chip-Hersteller wie Broadcom verzeichneten deutliche Kursverluste. Der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC, der Nvidias Chips produziert, sah seinen Aktienkurs um rund 10 Prozent einbrechen.

Auch Zulieferer wie der niederländische Maschinenbauer ASML und der deutsche Mittelständler Suss Microtec waren betroffen. ASML, dessen Maschinen für die Fertigung modernster Chips unerlässlich sind, verlor knapp 7 Prozent an Wert. Suss Microtec, führend bei fotolithografischen Geräten für die Chip-Produktion, verzeichnete zeitweise Kursverluste von über 10 Prozent.

Energiebedarf und Infrastruktur-Investitionen auf dem Prüfstand

Die Entwicklung von DeepSeek stellt auch bisherige Annahmen zum Energiebedarf und notwendigen Infrastruktur-Investitionen für KI-Anwendungen infrage. Unternehmen wie Vertiv, spezialisiert auf Kühltechnik für Rechenzentren, sahen ihre Aktienkurse um fast 30 Prozent einbrechen.

Besonders betroffen waren auch Betreiber von Atomkraftwerken in den USA. Unternehmen wie Nuscale Power, Vistra, Talen Energy und Constellation Energy verzeichneten Kursverluste von jeweils über 20 Prozent. Diese Reaktion spiegelt die nun unsicheren Erwartungen bezüglich des zukünftigen Strombedarfs für KI-Anwendungen wider.

Makroökonomische Implikationen und Währungseffekte

Die Auswirkungen des DeepSeek-Durchbruchs reichen bis in den Devisenmarkt. Der US-Dollar fiel auf den tiefsten Stand seit mehreren Wochen. Devisenanalysten sehen die Möglichkeit, dass das Wegfallen erwarteter KI-Investitionen in den USA ähnlich krisenhaft wirken könnte wie das Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre.

Diese Entwicklung könnte die US-Notenbank zu einer deutlich lockereren Geldpolitik zwingen. Sollte KI-Technologie tatsächlich günstiger werden als bisher angenommen, könnte dies auch inflationsdämpfend wirken und niedrigere Zinsen rechtfertigen.

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