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Profitabilität von Stadtwerken sinkt

Die wichtigsten Bonitätskennziffern der 50 größten Kommunalversorger haben sich seit 2017 verschlechtert. Sie waren in hohem Maße von externer Finanzierung abhängig.

Stadtwerke Gebäude
Die 50 größten kommunalen Stadtwerke des Landes müssen in Zukunft erheblich investieren.

Die deutschen Stadtwerke sehen sich sinkenden operativen Margen und wachsendem Druck auf ihre Kreditqualität gegenüber. Der Gründe: Sie haben es mit einem verändertem Verhalten der Kunden zu tun, sie müssen strengere Umweltregulierungen einhalten und kämpfen mit den Folgen der Pandemie. Das zeigt eine aktuelle Studie des Ratingunternehmens Scope Hamburg (früher Euler Hermes Rating).

 

Stadtwerke müssen investieren

"Die 50 größten kommunalen Stadtwerke des Landes müssen in Zukunft erheblich investieren, da Deutschland restriktive Ziele zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen festgesetzt hat und der Wettbewerb durch plattformbasierte Konkurrenten zunimmt“, sagt Karl Holger Möller, Analyst bei Scope Hamburg. Gleichzeitig stünden die kommunalen Anteilseigner unter eigenem Ausgabedruck, der mit dem wirtschaftlichen Schock der Pandemie für ihre Haushalte zusammenhänge. Das könnte sie dazu veranlassen, die finanzielle Unterstützung für die Versorgungsunternehmen zu reduzieren und höhere Dividenden zu fordern. "Alle diese Faktoren erhöhen Kurzschlussrisiken für die Profitabilität und die Kreditqualität des Sektors“, sagt Möller. "Die Finanzkennzahlen haben sich 2021 weiter verschlechtert und dieser Trend wird sich auch mittelfristig fortsetzen.“

"Dies übt zusätzlichen Druck auf die Versorgungsunternehmen aus, sich rechtzeitig und angemessen zu finanzieren, und könnte eine weitere Konsolidierung des Sektors vorantreiben, nicht zuletzt aufgrund der potenziellen Unfähigkeit oder der politischen Zurückhaltung der kommunalen Anteilseigner, die erforderlichen Mittel bereitzustellen", sagt der Analyst. Die Versorgungsunternehmen würden ihre Finanzierungsquellen wahrscheinlich erweitern, indem sie den wachsenden Markt für grüne Anleihen anzapfen.

Scope Hamburg hat die wichtigsten Finanzkennzahlen der 50 größten deutschen Stadtwerke mit einem Umsatz von mindestens 300 Mio. Euro (Median 2019: 643 Mio. Euro) für den Zeitraum 2017–2020 bewertet, um die wichtigsten Trends zu ermitteln. Drei Viertel der Versorger profitieren demnach von hohen regional übergreifenden und horizontalen Synergien, 65 Prozent davon im öffentlichen Personennahverkehr.

Die kommunalen Versorgungsunternehmen sehen sich künftig hohen Investitionen in Höhe von 7–8 Mrd. Euro pro Jahr gegenüber. Investitionen werden vor allem zur Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende, das Recycling von Wertstoffquoten und des Glasfasernetzausbaus in der Telekommunikation getätigt. Wichtige Treiber für die Investitionen sind diversifizierte CO2-freie Gas-/Wasserstoff-, Wind- und Solarenergieproduktion, Batterie-, Wasserstoff- und Biomethanspeicher, Verwertungsfazilitäten und die Entwicklung von Smart Cities.

Negative Faktoren für die Bilanz

"Die derzeitige Profitabilität des Teilsektors wird sich aufgrund des Wettbewerbs sowie der Herausforderungen in der flexiblen Energieerzeugung, in der Beschaffung, im Großhandel und durch maßgeschneiderte Service- und Portfoliomanagementlösungen weiter verschlechtern. Daneben schmälern Schwankungen der Rohstoffpreise und geringere Erträge aus dem regulierten Geschäft operative Margen", sagt Möller.
Zu den negativen Faktoren, mit denen die Versorgungsunternehmen konfrontiert seien, gehörten auch der Verlust von Netzlizenzen und Nachteile beim Angebot von digitalen Mehrwertdiensten, beispielsweise im Zusammenhang mit Smart Cities. Hohe strukturelle Defizite und eine geringere Grundnachfrage im öffentlichen Verkehr würden ihre Spuren hinterlassen und die Profitabilität der Versorgungsunternehmen bis 2025 trotz staatlicher Finanzhilfen im Zusammenhang mit der Pandemie unter Druck setzen, heißt es weiter.

Die wichtigsten Bonitätskennzahlen der deutschen Stadtwerke haben sich laut der Studie zwischen 2017 und 2020 generell verschlechtert. Der Median der EBITDA-Marge der Versorgungsunternehmen fiel von 10,6 Prozent im Jahr 2017 auf 9,3 Prozent im Jahr 2020. Der Verschuldungsgrad stieg im gleichen Zeitraum von 3,1x auf 4,5x. Die Stadtwerke waren in hohem Maße von externer Finanzierung abhängig. Die Capex-Deckungsquote verschlechterte sich von 2,1x im Jahr 2017 auf 0,8x im Jahr 2020. Dies deute darauf hin, dass der hohe Investitionsbedarf nur durch zusätzliche externe Finanzierung ausgeglichen werden konnte.

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