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Agenda 2025+: Superabschreibungen und Strategien zur Rettung des Mittelstands

Es hakt überall. Der BVMW hat ein Konzept, wie die Politik die Bremsen der deutschen Wirtschaft lösen kann. Chefvolkswirt Hans-Jürgen Völz erklärt die Agenda 2025+.

(Foto:shutterstock, KI-generiert)

Die Agenda 2025+ des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) ist ein wirtschaftspolitischer Plan, der darauf abzielt, die strukturellen Hemmnisse zu überwinden, die die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands behindern. Die deutsche Wirtschaft steht vor erheblichen Herausforderungen, darunter eine anhaltende Rezession, schwaches Wachstum und hohe Energiepreise, die die Unternehmen im internationalen Wettbewerb zurückwerfen. Die Agenda 2025+ betont die Dringlichkeit, die strukturellen Pro­bleme nicht länger hinzunehmen und transformative Prozesse zu fördern, um den Wohlstand und die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern.

Die ökonomischen Realitäten Deutschlands

Die Herausforderungen, denen sich Deutschland gegenübergestellt sieht, sind vielfältig: der Rückgang des Außenhandels, der früher Wachstumstreiber Nummer eins war, die hohen Energiepreise sowie ein sich abschwächendes Innovationsklima. Diese strukturellen Hemmnisse belasten vor allem den Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Die anhaltende Krise ist nicht nur als konjunkturelle Schwäche einzuordnen. Vielmehr offenbart sie tieferliegende strukturelle Defizite. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften, die schleppende Digitalisierung und die übermäßige Bürokratie sind einige der drängendsten Herausforderungen, die in der Agenda 2025+ adressiert werden. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen müssen grundlegend verbessert werden, damit Deutschland wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad gelangt.

 

Die fünf zentralen Handlungsfelder

  • Standortpolitik für den Mittelstand im internationalen Wettbewerb gestalten
    Deutschland schneidet im internationalen Standortvergleich häufig schlecht ab, vor allem aufgrund hoher Steuern und Abgaben sowie überbordender Bürokratie. Wir fordern daher die Senkung der Körperschaftsteuer und die Einführung von Superabschreibungen für Investitionen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, private Investitionen zu stimulieren und Unternehmen steuerlich zu entlasten, um ihnen mehr Spielraum für Innovationen und Expansion zu bieten. Außerdem fordert der BVMW eine gleichwertige steuerliche Behandlung von Fremd- und Eigenkapital, um eine ausgewogenere Finanzierungsstruktur für Unternehmen zu ermöglichen.
     
  • Arbeitskräfte- und Produktivitätspotenziale nutzen und ausweiten
    Der demografische Wandel führt in Deutschland zu einem Rückgang des Arbeitskräftepotenzials, wodurch besonders der Mittelstand vor große Probleme gestellt wird. Daher muss gerade Frauen der Zugang zur Arbeitswelt erleichtert werden. Flexible Arbeitszeitmodelle, familienfreundliche Politik und eine zielgenaue Zuwanderungspolitik können den Fachkräftemangel lindern. Qualifizierungsangebote für ältere Arbeitnehmer und Geringqualifizierte müssen ausgebaut werden, um deren Produktivität zu steigern und den längeren Verbleib im Arbeitsmarkt attraktiv zu gestalten. Auch die Steigerung der Produktivität durch die Anpassung von Arbeitsmodellen an unterschiedliche Lebensphasen muss ein zentrales Ziel sein. Eine gesteuerte Zuwanderung, die auf die Bedürfnisse der Wirtschaft abgestimmt ist, kann dabei helfen, den Arbeitskräftemangel zu lindern. Eine flexible Zuwanderungspolitik, die schneller auf wirtschaftliche Anforderungen reagiert und gleichzeitig die Integration von Migranten verbessert, ist ein wesentlicher Bestandteil der Agenda 2025+.
  • Den globalen Wettbewerb um Technologieführerschaft annehmen
    Wir fordern den Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Stärkung von Start-ups, um die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft zu fördern. Dazu gehören Investitionen in Breitbandnetze, Glasfaser und 5G-Technologien, aber auch die Verbesserung des rechtlichen Rahmens für künstliche Intelligenz und Datensicherheit. Internationale Netzwerke und Kooperationen sind von großer Bedeutung bei der Integration deutscher Unternehmen in globale Märkte und der Sicherung von Technologieführerschaft. Innovative Start-ups, die in Forschung und Entwicklung investieren, sollen durch gezielte Förderprogramme und einen verbesserten Zugang zu Risikokapital unterstützt werden.
  • Energiewende für stabile Transformationspfade umsetzen
    Steigende Energiepreise setzen insbesondere exportorientierte Unternehmen unter Druck. Wir plädieren für eine verlässliche und konsistente Energiepolitik, die die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht gefährdet. Der Ausbau erneuerbarer Energien, der Netzausbau und die Entwicklung von Speichertechnologien sind zentrale Elemente, um die Energieversorgung langfristig sicherzustellen. Deutschland muss seine Abhängigkeit von einzelnen Energiequellen reduzieren und auf eine dezentrale Energieerzeugung setzen, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Zur Senkung der Energiepreise und der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf internationaler Ebene ist ein europäischer Binnenmarkt für Strom notwendig. Dabei spielt auch die Flexibilisierung des Energieangebots eine zentrale Rolle.
  • Gesellschaftliches Klima für Innovation und Unternehmertum schaffen
    Ein positives gesellschaftliches Klima für Innovation und Unternehmertum ist entscheidend, um die deutsche Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. Wir setzen uns daher für eine stärkere Förderung des Unternehmertums im Bildungssystem ein. Markt- und wirtschaftsbezogene Bildungsinhalte sollen gestärkt und Unternehmertum als Karriereoption für junge Menschen attraktiver gemacht werden. Das Programm „Ausbildung 4.0“ zielt darauf ab, die Digitalisierung stärker in die Berufsausbildung zu integrieren und kleine und mittlere Unternehmen bei der Implementierung digitaler Technologien zu unterstützen. Unternehmensgründungen müssen erleichtert werden. Der Gründungsprozess in Deutschland wird durch umfangreiche Regularien erschwert, wodurch junge Menschen oftmals von der Gründung von Unternehmen abgehalten werden. Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu einer offeneren Einstellung gegenüber unternehmerischen Risiken und Innovationen ist aus unserer Sicht notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands langfristig zu sichern.

Ein Wegweiser für die Zukunft des Mittelstands

Die Agenda 2025+ skizziert einen umfassenden wirtschaftspolitischen Rahmen, der den Mittelstand als Träger der Transformation und als tragende Säule des Wirtschaftswachstums sieht. Durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Steuern, Arbeitsmarkt, Digitalisierung und Energiepolitik soll die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wiederhergestellt werden. Dabei wird der Fokus auf langfristige, nachhaltige Strategien gelegt, die sowohl ökologische als auch soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.

Der BVMW appelliert an die Bundesregierung, die Forderungen der Agenda 2025+ umzusetzen, um Deutschland zurück auf einen stabilen und nachhaltigen Wachstumspfad zu führen und den Mittelstand in seiner Rolle als Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu stärken.

BVMW

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft – Unternehmerverband Deutschlands e. V. ist ein Spitzenverband der mittelständischen Wirtschaft mit Sitz in Berlin. Der BVMW vertritt berufs- und branchenübergreifend sowie parteipolitisch unabhängig die Interessen der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland.

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