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Finanzierung > Immobilienfinanzierung

Sparkassen fordern Unterstützung für den Bausektor

Der Baden-Württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider mahnt die Politik eindringlich, der Bauwirtschaft zu helfen. Dessen Krise habe nichts mit Zinskosten oder fehlender Nachfrage zu tun.

Um circa 50% sei das Kreditgeschäft rund um die Immobilienfinanzierung eingebrochen. Ein Handeln der Politik sei gefragt. Bild: Shutterstock

„Der Bedarf ist da. Die Zinsen sind günstig. Wenn dennoch nicht gebaut wird, ist die Ursache klar.“ Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg lässt keinen Zweifel daran, wer seiner Ansicht nach für die aktuelle Krise am Bau verantwortlich ist: „Die Politik muss jetzt in einer konzertierten Aktion handeln“, fordert Schneider, der alle Akteure in Berlin in die Pflicht nimmt. Im November haben die Bunderegierung ein 14-Punkte-Programm auf den Weg gebracht. Doch bis heute sei nichts konkret passiert. „Das verstehe ich nicht. Die Politiker aller Parteien sollen sich jetzt so lange zusammensetzen, bis eine Lösung fertig ist.“ 

Im vergangenen Jahr ist bei den 50 Sparkassen im Südwesten das Kreditgeschäft rund um die Immobilienfinanzierung um gut die Hälfte eingebrochen. Neue Impulse könnten laut Schneider das steuerliche Absetzen von Schuldzinsen, weniger Vorschriften und ein Abbau der Nebenkosten setzen. Die Landesregierung könnte hier ebenfalls einen Betrag leisten und beispielsweise Notarkosten und die Grunderwerbsteuer senken, so Schneider und mahnt zur Eile. Immer mehr Betriebe am Bau stünden vor dem Aus. Die betroffenen Mitarbeiter würden dann in anderen Branchen eine neue Beschäftigung suchen. „Wir laufen Gefahr, dass wir Kapazitäten verlieren, die wir eigentlich dringend brauchen“, mahnt Schneider.

Unternehmen investieren weniger

Sorgen bereitet den Sparkassen auch die deutlich zurückgegangene Investitionsbereitschaft der Unternehmen. „Viele beklagen die schlechten Rahmenbedingungen. Und einige bauen lieber neue Standorte in den USA auf“, beschreibt Verbandsgeschäftsführer Ralf Bäuerle die Lage im Gespräch mit „Markt und Mittelstand“. Bei manchen Sparkassen habe sich die Kreditnachfrage der Betriebe halbiert. Wobei auch die Kreditinstitute inzwischen genauer hinsehen, welcher Branche sie noch Geld geben. „Wir wollen unseren Anteil an der Autoindustrie absenken“, räumt Schneider ein. Der Grund: die Banken müssen mehr Eigenkapital gegenrechnen, wenn sie einem Unternehmen Geld geben, dessen Geschäftsmodell nicht grün ist. So geraten Zulieferer für Verbrennungsmotoren zunehmend bei den Banken ins Hintertreffen. „Wir beraten die Unternehmen, wie sie die Transformation schaffen können“, betont Bäuerle. 

Der Chef der Sparkassenverbandes erwartet erst für die zweite Jahreshälfte einen Rückgang der Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde eher moderat handeln, ist Schneider überzeugt. Gleichwohl richten sich die Sparkassen des Landes darauf ein, dass ihre Zinserträge nicht mehr so sprudeln werden, wie noch 2023. Insgesamt haben die Sparkassen des Landes 4,2 Milliarden Euro an Zinsüberschuss verbucht. Damit kehren die 50 Institute auf das Ertragsniveau der vergangenen Dekade zurück. Insgesamt mussten die Sparkassen 55 Cent aufwenden, um einen Euro zu verdienen. In den vergangenen Jahren lag dieser Wert bei 63 Cent. Insgesamt haben die 50 Kassen ein Betriebsergebnis von 2,56 Milliarden Euro erzielt. Im Vorjahr waren es noch 1,89 Milliarden Euro.

Neue Finanzierungsmodelle

Eine bessere Ertragslage ist für die Sparkassen aber kein Grund, den Anlegern mehr Zinsen für ihr Erspartes anzubieten. Der Verband begründet das mit den Niedrigzinskrediten, die in den vergangenen Jahren vergeben wurden. Die würden heute mit geringen Erträgen die Bücher der Sparkassen belasten. Die Kunden haben wohl auch deshalb ihre Einlagen massiv auf Tagesgelder umgeschichtet. Beliebt auch bei Kleinanlegern sind auch Wertpapiersparpläne. Etwa die Hälfte werden mit weniger als 50 Euro monatlich bedient. „Gut ein Viertel sogar nur mit 25 Euro“, so Schneider. Der stell trotz des knausrigen Kurses der Mitglieder zufrieden fest, dass die meisten Kunden nicht zu einer anderen Bank gegangen sind. Mit 38 Prozent konnten die Sparkassen ihren hohen Marktanteil auch im vergangenen Jahr halten. 

In diesem Jahr wollen die Sparkassen im Land sich auch in völlig neue Gebiete vorwagen. Derzeit werden Finanzprodukte entwickelt, die großen und kleinen Anlegern die Möglichkeit geben sollen, sich am Ausbau des Stromnetzes zu beteiligen. „Das ist im Detail ganz schön knifflig, weil viel Regulierung zu beachten ist“, erklärt Schneider.  Der Finanzierungsbedarf sei jedoch riesig und könne vom Staat oder den Stadtwerken alleine nicht gestemmt werden. Im vergangenen Jahr haben sich die baden-württembergischen Sparkassen mit 24,99 Prozent an dem Netzbetreiber TransnetBW beteiligt. Das ist ein ertragreiches und nachhaltiges Investment, so Schneider der in dem Zusammenhang die Verbraucher warnt: „Niemand sollte damit rechnen, dass der Strom in Zukunft wieder billiger wird.“ 

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