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Finanzierung > Stiftungen und Gesellschaft

Die Rolle von Stiftungen im 21. Jahrhundert und ihr sozialer Nutzen

Stiftungen prägen mit Projekten die Gesellschaft. Doch wie misst man ihren sozialen Nutzen? SROI bietet Ansätze, ist aber noch nicht ausgereift.

(Foto: Shutterstock)

Wirtschaftsbosse des 19. und auch noch des mittleren 20. Jahrhunderts würden nicht verstehen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Warum ging es im 21. Jahrhundert plötzlich nicht mehr nur ausschließlich darum, möglichst Gewinne einzufahren, statt Verluste? Stattdessen verlangen Kunde und Konsumenten plötzlich, dass Verantwortung für das „große Ganze“ übernommen wird.

In diesem Zuge wurden verschiedene Instrumente entwickelt, die den positiven oder auch negativen Einfluss von Unternehmen auf Gesellschaft, Kultur oder das Klima messen sollen. Die ESG-Kriterien sind wohl die bekanntesten davon (ESG steht für „Environmental“ (Umwelt), „Social“ (Gesellschaft) und „Governance“ (Unternehmensführung) und umfasst nicht-finanzielle Faktoren, die bei nachhaltigen Investitionen neben finanziellen Kriterien berücksichtigt werden.

Doch es gibt noch weitere. Unter anderem die SROI, was für Social Return on Investment steht, und im Deutschen als soziale Rendite bezeichnet wird.  

 

Einflussreiche Förderer sozialer und kultureller Infrastruktur

Damit ist das SROI-Konzept grundsätzlich für Stiftungen von Interesse, von denen es in Deutschland 25.777 gibt. Hinter vielen Firmen stehen einflussreiche Stiftungen, ohne die ein Großteil der sozialen und kulturellen Infrastruktur nicht möglich wäre. „Branchenriesen“ wie die Bertelsmann Stiftung, die Volkswagenstiftung oder die Robert Bosch Stiftung verfügen über Vermögen in Milliardenhöhe, die ihnen eine breitgestreute Unterstützung für Projekte aller Art ermöglichen, die von wissenschaftlicher Eliteforschung bis hin zur Finanzierung eines Rasenplatzes für einen Fußballverein reichen kann.  
 

Mittelstandsstiftungen: Regionale Impulse und vielfältiges Engagement

Aber auch jenseits dieser Gigantenliga setzen Stiftungen bedeutende Impulse. Fest steht jedenfalls, dass der Mittelstand ebenfalls eine Vielzahl an Stiftungen und entsprechende Aktivitäten zu bieten hat.

Im Schnitt werden dabei Fördersummen zwischen 100.000 und mehreren Millionen Euro ausgeschüttet. Wobei der Schwerpunkt oft in der Region der Stiftungen selbst liegt, was sie zu Stützen der Gesellschaft macht. Entsprechend engagieren sie sich oft

  • für Umweltschutz,
  • für regionale Infrastrukturprojekte,
  • für die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt,
  • für Demokratie,
  • Sport oder
  • die Stärkung des Ehrenamts.

Beispielhaft seien dafür drei Stiftungen erwähnt:

  • Die Peter und Luise Hager-Stiftung fördert Deutschkurse für arabische Kleinkinder, während die
  • Stiftung Würth im Bereich Kultur einen mit 25.000 Euro dotierten Preis für Europäische Literatur vergibt.
  • Die Stork Foundation wiederum bemüht sich konsequenterweise um den Erhalt des Storchs und seiner Brutgebiete.

Alle drei sind noch in weiteren Projekten aktiv und sind in dieser Hinsicht breit aufgestellt. Was typisch für die meisten Stiftungen ist. 

Herausforderungen der sozialen Rendite bei Stiftungsaktivitäten

Und wie steht es nun um die soziale Rendite bei den Aktivitäten der Stiftungen? Das ist nicht so leicht festzustellen. Bis heute halten Kritiker dem SROI-Konzept vor, keine Vergleichbarkeit zu ermöglichen, da die Kriterien von Projekt zu Projekt angepasst werden und somit die erhobenen Daten nur für sich stehen.

Wobei die Frage ist, ob die Projektarbeiten von Stiftungen überhaupt in einen starren Rahmen gepresst werden können? Wie soll etwa der gesellschaftliche Einfluss korrekt dargestellt werden, wenn ein mittelständisches Unternehmen einen Theaterabend fördert? Eine solche Veranstaltung bringt Schauspieler zusammen und lockt Zuschauer an, die alle zusammen einen unvergesslichen Abend erleben dürfen. Eigentlich gibt es nur Gewinner dieser Stiftungsförderung. Doch wie übersetzt man das jetzt angemessen in die kühle Welt von Gewinn- und Verlustrechnungen, auf die sich SROI nun mal stützt?  
 
Über die Meßbarkeit von sozialen Renditen

Der Deutsche Fußballbund versuchte sich daran und ließ errechnen, dass die soziale Rendite des Amateurfußballs bei mindestens 13,9 Milliarden Euro liegen würde. Doch wurde bei dieser Berechnung auch betont, wie schwer es ist, alle direkten und indirekten Faktoren zu berücksichtigen, um zu einem realistischen Ergebnis zu kommen. Zumal bei einem so komplexen Forschungsgegenstand wie dem Amateurfußball, dem sich 10 Millionen Menschen verbunden fühlen, vom Fußballer, über die Zuschauer, den Bratwurstverkäufer, die Security und den Besitzer des Sportladens vor Ort. Um nur einige der „Betroffenen“ zu nennen.  
 
Projekt-Vielfalt

Es macht ohnehin den Eindruck, als ob die Stiftungen ihre Entscheidungen weniger von einem solchen Konzept abhängig machen, als einfach davon, ob sie ein Engagement sinnvoll finden oder nicht. So vergibt die Röchling Stiftung beispielsweise Förderungen von bis zu 100.000 Euro für Projekte, die der Reduzierung von Plastikmüll dienen.

Die Hertie-Stiftung verleiht einen Preis für „Engagement und Selbsthilfe“ in Höhe von 25.000 Euro und die Carl-Zeiss-Stiftung (gemeinsam mit der Alexander-von-Humboldt-Stiftung) vergibt einen mit 100.000 Euro dotierten Förderpreis an „Forscher/-innen der Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik“, um die MINT-Fächer zu stärken. 

Dass Stiftungen auch schnell auf internationale Krisen reagieren können, beweist die Robert Bosch Stiftung. Als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gibt sie 20 Millionen Euro für die Unterstützung hilfsbedürftiger Ukrainer frei.  
 
Von daher, ja, das SROI-System muss noch weiterentwickelt werden. Allerdings bleibt die wichtige Rolle der Stiftungen davon unberührt, die jährlich über die entsprechenden Projekte Millionen Menschen erreichen.  

 

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