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Recht und Steuern > EU-Regeln für Döner Kebab

Türkei fordert EU-Regeln für Döner Kebab

Wie sich Deutschland und die Türkei um Döner Kebab streiten. Wird Ihr Lieblingsdöner bald anders schmecken?

Drehspieß im Dönerladen
(Foto: picture alliance, Jens Kalaene)

Die Türkei und Deutschland haben sich über Themen wie die Menschenrechtslage in der Türkei und Proteste von Kurden in deutschen Städten gestritten. Der jüngste Streit betrifft den Döner Kebab. Vor zwei Jahren beantragte die Türkei bei der Europäischen Union, den Döner, der aus gewürztem, am Spieß gebratenem Fleisch besteht, im Rahmen der EU-Regelung "garantiert traditionelle Spezialität" („Traditional Speciality Guaranteed“, TSG) zu schützen. Wenn die EU zustimmt, müsste der Döner nach türkischen Spezifikationen zubereitet werden, einschließlich der Art des Fleisches (Rind, Huhn und Lamm sind in Ordnung, Kalb und Pute nicht) und wie es mariniert und in Scheiben geschnitten wird.
 
Bei den Dönerfans in anderen Ländern kam das nicht gut an. Deutschland hat gegen den türkischen Vorschlag Einspruch eingelegt. (Die Türkei ist kein EU-Mitglied, kann aber im Rahmen der Regelung einen Antrag stellen.) Am 19. September gab die Europäische Kommission den Parteien sechs Monate Zeit, um einen Kompromiss auszuhandeln. Gelingt dies nicht, wird die Kommission selbst über den TSG-Status des Döners entscheiden.

Namensänderung für europäische Döner-Varianten?

Die Dönerspieße, die von den Deutschen verschlungen werden, sind weit entfernt von denen in der Türkei. Die deutsche Variante, die in den 1970er Jahren von türkischen Gastarbeitern eingeführt und verfeinert und dann von anderen europäischen Ländern übernommen wurde, wird in der Regel in Pittabrot eingewickelt, mit Kohl oder Salat belegt und mit Soßen übergossen.

In der Türkei wird der Döner in der Regel auf einem Bett aus Reis oder in Lavash (ein anderes Fladenbrot) eingewickelt serviert, zusammen mit Pommes frites, Tomaten und Peperoni. Ein paar eigenwillige Dönermeister in Istanbul fügen geschmolzenen Käse hinzu. Aber die meisten würden lieber in ihr Messer fallen, als eine Knoblauchsauce zu verwenden.
 
Solche Unterschiede sind wichtig. Der Umsatz mit Döner beläuft sich in Europa auf etwa 3,5 Milliarden Euro pro Jahr, davon 2,3 Milliarden Euro in Deutschland. Aber wenn die Türkei sich durchsetzt, müsste das Gericht, das die meisten Europäer als Döner kennen, unter einem neuen Namen verkauft werden.
 
In einer Sache sind sich Türken und Deutsche einig. Der Döner ist zu teuer geworden. In einigen Restaurants in Deutschland und der Türkei liegen die Preise inzwischen bei 10 € pro Stück. In der Türkei entspricht das ungefähr der Hälfte des täglichen Mindestlohns.

 

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Aus The Economist, übersetzt von der Markt & Mittelstand Redaktion, veröffentlicht unter Lizenz. Der Originalartikel in englischer Sprache ist zu finden unter www.economist.com

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