Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Recht und Steuern > Kartellrechtsklage von X

Warum Elon Musk Firmen verklagt, wenn sie nicht bei ihm Anzeigen schalten

Elon Musks Plattform X verklagt nun auch Nestlé, Lego und Shell wegen angeblichen Werbeboykotts. Streitwert: Mehrere Milliarden Dollar.

Elon Musk verklagt Unternehmen wegen Werbe-Boykott auf X. (Bildquelle: picture alliance)

Elon Musks Social-Media-Unternehmen X hat seine Kartellrechtsklage wegen eines mutmaßlichen Werbeboykotts deutlich ausgeweitet. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, richtet sich die Klage nun zusätzlich gegen namhafte Konzerne wie Nestlé, Lego und Shell. X wirft den Unternehmen vor, sich illegal abgesprochen zu haben, um der Plattform Werbeeinnahmen in Milliardenhöhe vorzuenthalten.

Erweiterung der Klage und neue Beklagte

Die ursprünglich im August 2024 eingereichte Klage wurde am vergangenen Samstag bei einem Bundesgericht in Texas modifiziert. Neben Nestlé, Lego und Shell wurden auch Abbott Laboratories, Colgate-Palmolive, Pinterest und Tyson Foods neu als Beklagte hinzugefügt. Gleichzeitig wurden Amazon und Unilever von der Liste gestrichen, was auf mögliche Einigungen zwischen diesen Unternehmen und X hindeutet.

X behauptet in der Klageschrift, dass die genannten Firmen gegen das Kartellrecht verstoßen und sich verschworen hätten, um der Plattform gemeinsam Milliarden von Dollar an Werbung vorzuenthalten. Konkret wird den Unternehmen vorgeworfen, gegen die Interessen ihrer Kundschaft zu handeln und einen gemeinsamen Boykott zu betreiben.

Hintergründe des Konflikts zwischen Musk und Werbekunden

Die Spannungen zwischen X und seinen Werbekunden begannen im Herbst 2022, als Elon Musk die damals als Twitter bekannte Plattform übernahm. Musk kündigte an, die Inhaltsbeschränkungen zu lockern, um die Meinungsfreiheit zu fördern. Dies führte zu Bedenken bei Werbetreibenden hinsichtlich der Markensicherheit auf der Plattform.

Ende 2022 äußerte die Global Alliance for Responsible Media (GARM), eine Initiative des Weltverbandes der Werbetreibenden, Zweifel daran, ob X die Markensicherheitsstandards der Initiative einhalten würde. Laut der Klageschrift von X löste dies einen "massiven Werbeboykott" aus. Die Bedenken der Werbekunden verstärkten sich 2023 zusätzlich aufgrund einer Kontroverse über antisemitische Inhalte auf der Plattform.

Finanzielle Auswirkungen und Reaktionen von X

Der Rückzug großer Werbekunden hatte erhebliche finanzielle Folgen für X. Das Unternehmen musste 2023 einen deutlichen Einbruch seiner Werbeeinnahmen hinnehmen. Unter der neuen CEO Linda Yaccarino, die 2023 die Leitung übernahm, versucht X nun, alternative Einnahmequellen wie Abonnements und digitale Zahlungen zu erschließen. Dennoch bleibt die Steigerung der Werbeeinnahmen für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung.

X und Elon Musk haben aggressiv auf die Kürzung der Werbeausgaben reagiert. Im November 2023 äußerte Musk öffentlich, dass Marken, die ihre Werbung von der Plattform zurückgezogen hätten, sich "selbst f..." könnten. Diese Aussage verdeutlicht die angespannte Situation zwischen X und seinen ehemaligen Werbekunden.

Rechtliche Grundlagen und mögliche Konsequenzen

Die Klage von X stützt sich auf das Kartellrecht und wirft den beklagten Unternehmen vor, sich illegal abgesprochen zu haben, um X zu schaden. Allerdings halten Insider aus der Werbebranche die Klage für unbegründet. Sie argumentieren, dass die Annahme von Markensicherheitsstandards, wie sie von GARM propagiert wurden, freiwillig sei und keine spezifischen Plattformen benenne, auf denen nicht geworben werden dürfe.

Die rechtliche Auseinandersetzung hat bereits erste Konsequenzen gezeigt: Kurz nach Einreichung der ursprünglichen Klage stellte GARM ihre Aktivitäten ein. In einer Mitteilung erklärte die Organisation, dass die Anschuldigungen ihren Zweck und ihre Aktivitäten falsch darstellten und zu einer erheblichen Belastung ihrer Ressourcen und Finanzen geführt hätten.

Fazit

Der Rechtsstreit zwischen X und seinen ehemaligen Werbekunden markiert einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Social-Media-Plattformen und Werbetreibenden. Die Ausweitung der Klage auf weitere namhafte Unternehmen unterstreicht die Entschlossenheit von Elon Musk, gegen den vermeintlichen Werbeboykott vorzugehen. Der Ausgang des Verfahrens könnte weitreichende Folgen für die Werbebranche und die Gestaltung von Markensicherheitsrichtlinien haben.

Unabhängig vom juristischen Ergebnis steht X vor der Herausforderung, das Vertrauen der Werbewirtschaft zurückzugewinnen und gleichzeitig seine Vision einer Plattform mit gelockerten Inhaltsbeschränkungen umzusetzen.

Ähnliche Artikel