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Finanzierung > Firmenkundengeschäft floriert

Commerzbank stellt höhere Zinsen auf Tagesgeld in Aussicht

Erst verdient sie mehr, dann profitieren davon die Aktionäre und bald auch die Sparer: Ein glänzendes Geschäft mit mittelständischen Firmen sorgt dafür, dass die zweitgrößte deutsche Privatbank zumindest für einen Tag zum Börsenliebling wird.

Commerzbank-Tower in Frankfurt: Die Bilanz für 2022 sieht weitgehend gut aus.

Die Commerzbank hat ihre Bilanz vorgelegt und die Anleger jubeln: Endlich wieder nennenswerte schwarze Zahlen, endlich wieder eine Dividende, endlich keine neuen negativen Überraschungen: 1,4 Milliarden Euro Konzernergebnis im Jahr 2022 – nach 430 Millionen Euro im Jahr zuvor – sind Grund genug, dass die Aktie einen Sprung um neun Prozent nach oben macht. „Die Commerzbank ist wieder da“, sagt ein sichtlich zufriedener Commerzbank-Chef Manfred Knof. Vor allem das zunehmend digitaler Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden, die die Bank als ihre Kernklientel betrachtet, funktioniert. Heimlicher Star im Frankfurter Bankenturm ist deshalb Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer, dessen Vertrag gerade um ungewöhnlich lange 5 Jahre verlängert worden ist.

Und sonst? Die Bank, die nach misslungenen Sanierungsversuchen den rettenden Staat als Großaktionär an Bord hat, steckt in ihrer persönlichen Zeitenwende, die zusammenfällt mit jener Zeitenwende, die Politik und Gesellschaft angesichts von Pandemie und Krieg empfinden. Das hat Auswirkungen aufs Geschäft und auf die Kunden. Zum Beispiel beim Zins. Die Zinswende, die die Europäische Zentralbank eingeleitet hat, spült der Bank Geld in die Kasse, was auch daran liegt, dass sie Geld ihrer Kunden zu einem höheren Zinssatz parken kann, als sie an ihre Kunden weitergibt. Magere 0,25 Prozent auf Tagesgeld sind es derzeit. Andere wie die Neobanken bieten mehr. Finanzvorständin Bettina Orlopp macht immerhin klar, dass im Laufe des ersten Halbjahrs Sparer auch bei der Commerzbank höhere Zinsen auf ihre Einlagen erwarten können.

Filialschließungen und Mitarbeiter, die nicht ganz freiwillig gehen müssen, wird es weiter geben. Mehr als 400 Niederlassungen sollen es bundesweit nicht mehr sein, mehr als 30.000 Mitarbeiter auch nicht. Knof hält das für genug. Sein Sanierungsplan will es so, obwohl Bankkunden bereits von Handgreiflichkeiten vor den übriggebliebenen Filialen berichten, wo Menschen Schlange und am Ende vor eine Glastür stehen, die wegen Mittagspause zwangsgeschlossen wird.

Knifflig ist es für die Bank auch, ihren Kurs in Kriegszeiten zu halten. Da sind die Sanktionen gegen Russland, die die Bank zwingen, ihr Geschäft dort auf ein Minimum zu reduzieren. Wobei Minimum nicht „null“ heißt. Denn: „Wir sind da, wo uns unsere Kunden benötigen“, stellt Knof fest. Und da es gerade aus dem Mittelstand vom Landmaschinenhersteller Claas bis zum Medizintechnik-Unternehmen B. Braun Melsungen deutsche Unternehmen gibt, die ihr Russlandgeschäft auch nicht ganz aufgegeben haben, steht die Bank an ihrer Seite.

Auch das Kurshalten in Sachen nachhaltiges Investieren ist in Kriegszeiten nicht ganz einfach. Die Bank hat sich eine Art Manifest gegeben, wie sie die Vorgaben der EU dazu umsetzen will. Doch diese Regeln entstanden zu einer Zeit, als es ein leichtes war zu beschließen, Rüstungsfirmen nicht zu finanzieren. Hier hat sich seit einem Jahr das Weltbild gewandelt und nun muss sich auch die Bank bewegen. Es sei viel im Fluss, sagt Knof: „Was das Parlament entscheidet, können wir mit gutem Gewissen finanzieren.“ Konkret ist damit die Zeitwende im Nachhaltigkeits-Manifest der Bank angekommen. Stand da noch, dass Firmen, die Waffen in Kriegsgebiete schicken, nicht finanziert werden sollen, so gilt das bei Betrieben wie etwa dem Panzerbauer Rheinmetall nun ganz offenbar nicht mehr.

Apropos Rheinmetall: Der Rüstungskonzern ist der heißeste Wettbewerber um den Aufstieg in die Börsenspitzenliga – den DAX. Inzwischen hat die Commerzbank hier die Nase vorn, was auch an den guten Zahlen für 2022 liegt. Sie war hier vor knapp fünf Jahren rausgeflogen, Nachrücker war damals Wirecard. Nachdem sich der Laden als ein Kartenhaus herausgestellt hat, das auf Lug und Betrug aufgebaut war, und nachdem die Deutsche Börse ihr Spitzensegment von 30 auf 40 Firmen erweitert hat, ist nun auch wieder Platz für die Commerzbank.

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