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Finanzierung > Zuverdienstgrenze

„Ein Zuckerl obendrauf“

Die Zuverdienstgrenze bei vorgezogenem Rentenbeginn ist entfallen. Das kann gut für Chefs und Mitarbeiter sein, hat aber Tücken. Ein Interview mit Tanja Eigner, Expertin für Sozialversicherungsrecht.

Tanja Eigner ist Expertin für Sozialversicherungsrecht und internationales Sozial­versicherungsrecht bei der Beratungsgesellschaft Ecovis in München.
Tanja Eigner ist Expertin für Sozialversicherungsrecht und internationales Sozial­versicherungsrecht bei der Beratungsgesellschaft Ecovis in München.

Bis 2022 dürften Rentner maximal 46.060 Euro hinzuverdienen. Jetzt gibt es kein Limit mehr. Für welche Arbeitgeber ist das besonders interessant?

Wer jetzt Fachkräfte sucht, dürfte davon profitieren. Viele Menschen wünschen sich einen gleitenden Abschied aus dem Arbeitsleben. Gerade die, die keine hohe Rente zu erwarten haben oder noch mit Freude arbeiten, werden die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Weiterbeschäftigung nutzen. „Wir brauchen Sie!“ ist ein überzeugendes Argument für Arbeitgeber. Zudem kann das neue Modell für viele Rentner und Rentnerinnen auch finanziell sehr interessant sein. Vorsicht ist aber bei Beziehern der Erwerbsminderungsrente geboten. 

Warum? 

Hier wurden die Zuverdienstgrenzen nur angehoben, nicht ausgesetzt. Wer unter drei Stunden täglich arbeiten kann, darf 17.823,75 Euro hinzuverdienen. Das Doppelte, 35.647,50 Euro, ist es für alle, die laut Gutachter zwischen drei und unter sechs Stunden täglich arbeiten können. Für Teilerwerbsminderungsrentner gibt es aber auch eine individuelle Zuverdienstgrenze: Wer in den vergangenen 15 Jahren ein sehr gutes Einkommen hatte, darf auch jetzt mehr verdienen. Da gibt der Rententräger Auskunft.

Welche Varianten zur Weiterbeschäftigung sind generell möglich?

Sie können bei ihrem alten Chef bleiben oder in einer neuen Firma anheuern. Zugleich können sie Vollzeit oder Teilzeit arbeiten. Deshalb empfehle ich sehr, die Steuerfrage und die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge vor dem Rentenantrag oder dem neuen Arbeitsvertrag mit einem Lohnsteuerhilfeverein oder einem Steuerberater individuell auszurechnen.

Zusätzlicher Lohn erhöht die Steuerprogression. Wie bleibt vom Brutto mehr Netto?

Das kommt auf die persönlichen Verhältnisse an. Beispielsweise kann es sich mehr lohnen, Teilzeit statt Vollzeit zu arbeiten. Das lässt sich mit dem Arbeitgeber entsprechend regeln. Vielleicht ist der froh, wenn er jemanden zumindest in Teilzeit im Unternehmen halten kann.

Wie sehr erhöhen die späten Extrabeiträge zur Rentenkasse das Altersruhegeld?

Sie sind ein Zuckerl obendrauf. Die Altersrente errechnet sich aus den Einzahlungen während des gesamten Erwerbslebens. Liegt der Jahresverdienst genau im Durchschnitt (Schätzwert für 2023: 43.142,00 EUR), würde die Rentensteigerung nach einem Jahr Arbeit derzeit circa 36,02 € brutto monatlich (West) betragen. Je nachdem ob der Lohn darüber- oder darunter liegt, kann die Rentensteigerung höher oder niedriger sein.

Welche Sozialversicherungsbeiträge müssen werktätige Rentner zahlen?

Hier gibt es unterschiedlichste Konstellationen – je nachdem ob vorzeitige Altersrente, Regelaltersrente, volle Rente oder Teilrente können noch Sozialversicherungsbeiträge anfallen. Man kann das zum Teil selbst beeinflussen, etwa durch Teilrentenbezug oder Verzicht auf die Versicherungsfreiheit in der Rentenversicherung. 

Worüber könnten Arbeitgeber stolpern? 

Sie müssen wissen, welche Art Rente der potenzielle Mitarbeiter bezieht. Das kann die vorgezogene Rente, eine Teilrente wegen Erwerbsminderung oder eine Vollrente nach Erreichen der Regelaltersgrenze sein. Danach richtet sich die Höhe seines Anteils an den Sozialversicherungsbeiträgen. Wer falsch rechnet, muss nachzahlen. 

Was gilt für geschäftsführende Gesellschafter, die nicht ruhen wollen?

Das ist möglich, aber die Feststellung ihrer Versicherungspflicht ist nicht einfacher. Hier kommt es zum Beispiel auf die vertraglichen Regelungen und die Beteiligung an der GmbH an. 
 

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