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Finanzierung > Forschung und Entwicklung

EU fördert am Mittelstand vorbei

Zu langsam, zu spät, zu kompliziert: Der VDMA bemängelt schlechtes Timing und zu hohe Hürden, wenn es für Mittelständler darum geht, an EU-Gelder für Forschungsförderung zu kommen. Ein Bericht, wie es besser gehen könnte und was es in Deutschland zu holen gibt.

Die Förderung der Forschungsaktivitäten der Unternehmen durch die Europäische Union kommt beim Mittelstand zu spät oder sogar gar nicht anBild: Shutterstock

Die Förderung der Forschungsaktivitäten der Unternehmen durch die Europäische Union kommt beim Mittelstand zu spät oder sogar gar nicht an. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) beklagt hohe Zugangshürden zu den Fördertöpfen und fordert deshalb eine bessere Zusammenarbeit zwischen den EU-Behörden und der Industrie.  Heute stünden dem hohen Aufwand bei der Antragsstellung geringe Erfolgschancen gegenüber. Das führe zu erheblicher Frustration, so der Verband der 3500 meist mittelständischen Unternehmen mit im Schnitt 100 bis 200 Beschäftigten.

Die Branche mit einem Produktionsvolumen von rund 220 Milliarden Euro beklagt zudem, dass die Programme zu oft an kurzfristigen politischen Trends ausgerichtet sind und den wichtigen technologischen Bedarf der Industrie vernachlässigen. Ferner stimme häufig das Timing nicht: Dringende Themen würden oft erst zwei oder drei Jahre Verzögerung in Arbeitsprogrammen aufgegriffen. „Es ist alarmierend, dass immer weniger Unternehmen Interesse an EU-Forschungsprogrammen zeigen und dass die Themensetzung für die Industrie immer weniger relevant ist", bemängelt der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen.

Im vergangenen Jahr wurde das EU-Programm „Horizont“ aufgelegt, das bis 2027 ein Volumen von 95 Milliarden Euro bereitstellt. Die Maschinenbauer fordern, dass viel mehr Unternehmen durch einfache und schnellere Instrumente den Weg in das Programm finden. Außerdem müssten die Prioritäten klarer auf den technologischen Vorsprung ausgerichtet werden, den die Betriebe brauchen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und den grünen Wandel voranbringen zu können. Zudem können Plattformen und Partnerschaften, in denen Industrie, Wissenschaftler, Investoren und politische Entscheidungsträger zusammenkommen, die Transformation unterstützen.

„Wir rufen die Entscheidungsträger der EU-Forschungspolitik auf, sich mit der Industrie zusammenzutun. Wir haben eine Menge zu bieten“, sagt Rauen und meint damit Fachwissen über Technologien und Märkte, aber auch die richtige Interpretation von Forschungsergebnissen. Die Industrie könne die privaten Investitionen mobilisieren, die notwendig sind, um auch europaweit die Forschungsintensität endlich auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen – ein Ziel, das die EU seit Jahrzehnten verfehlt. „Es ist jetzt an der Zeit, den Schulterschluss zu suchen", mahnt Rauen.

Aber auch auf nationaler Ebene können die Unternehmen Unterstützung finden. So hat die die Bundesregierung hat kürzlich die Mittel für das sogenannte Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) aufgestockt. Es können ab sofort neue Anträge gestellt werden, teilt das Bundeswirtschaftsministerium mit. Das ZIM (www.zim.de) ziele auf mittelstandsgerechte Rahmenbedingungen und ist auf die Bedürfnisse von kleinen und mittelständischen Unternehmen ausgerichtet. Gefördert werden mittelständische Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die mit ihnen zusammenarbeiten. Sie erhalten Zuschüsse für anspruchsvolle Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die zu neuen Produkten, technischen Dienstleistungen oder besseren Fertigungsverfahren führen. Wesentlich für eine Bewilligung seien der technologische Innovationsgehalt sowie gute Marktchancen der geförderten Projekte, so das Ministerium.

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