Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Finanzierung > Gastkommentar

Fintechs im Factoring: Warum smart allein nicht ausreicht

Digital Thinking und die Haltung der neuen, jungen Unternehmergeneration eröffnen auch bei Finanzierungsfragen Alternativen. Vor allem Fintechs haben sich mit einer Reihe innovativer Lösungen profiliert. Doch wie nachhaltig ist diese Entwicklung im Factoring?

Die Zeichen sind eindeutig: Der Fintech-Boom beginnt bei aller Begeisterung erste Fragezeichen aufzuwerfen. Auch im Factoring-Bereich, wo es um Forderungsverkäufe geht, werden sich – da bin ich mir sicher – von den gegenwärtig mehr als einem Dutzend 15 Fintech-Anbietern nur einige wenige langfristig am Markt etablieren. Das heißt jedoch nicht, dass digitale Finanzierungslösungen gescheitert sind. Im Gegenteil: Der Digital-Turn ist meines Erachtens unumkehrbar. Die Konsolidierung zeigt lediglich, welches Geschäftsmodell am Finanzierungsmarkt tatsächlich dauerhaft erfolgreich ist.

In dieser Hinsicht hilft die Marktkorrektur, einer Blasenbildung entgegenzuwirken. Wenig hilfreich erscheint mir dagegen, diese Entwicklung für einen Rückfall in alte Konfrontationsmuster zu instrumentalisieren: Wer Old-School-Banking versus Digital-Finance spielt, der verkennt die Situation. Die Zukunft des Finanzierungssektors liegt nicht in einem Entweder-Oder, sondern im operativen und strategischen Sowohl-Als-Auch zwischen neuen und etablierten Playern.

Der Mittelstand denkt integrativ

Genau diese Überzeugung entspricht aus meiner Sicht den Wünschen des Mittelstands. Die neue Generation von Unternehmenslenkern und Finanzchefs ist mit der digitalen Denke groß geworden. Sie steht alternativen Finanzierungsstrategien nicht nur offener und mit weniger Vorbehalten gegenüber als ihre Elterngeneration. Sie verlangt regelrecht nach neuartigen Lösungsansätzen.

Dabei gilt: Smart allein reicht nicht. Der junge deutsche Mittelstand denkt integrativ. Er erwartet, dass klassische und digitale Finanzierungslösungen zusammenpassen und ineinandergreifen. Dafür ist eine profunde Marktexpertise, wie sie etablierte Finanzdienstleister aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung besitzen, unabdingbar. Fintechs wiederum punkten mit cleveren Online-Lösungen, vereinfachten Prozessen und einer frischen, oftmals unkonventionellen Herangehensweise.

Wenn der Spagat aus tiefer Branchenkenntnis und digitalen Services gelingt und für Mittelständler einen echten Wettbewerbsvorteil generiert, dann kann sich die konsolidierte Fintech-Szene zu einem relevanten Bestandteil im Finanzierungsmix mittelständischer Unternehmen entwickeln.  

Joachim Secker ist CEO von Targo Commercial Finance und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Factoring-Verbandes.

Ähnliche Artikel