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Gewerbeversicherungen: Wie sich Mittelständler vor Risiken schützen

Welche Versicherungen für ein mittelständisches Unternehmen wichtig sind, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Dennoch gibt es einige Policen, auf die keine Firma verzichten kann. Worauf Mittelständler bei Versicherungen achten sollten.

„Der deutsche Mittelstand ist schlecht versichert.“ Diese Meinung vertritt zumindest Florian Brokamp, Gründer des Start-ups Gewerbeversicherung24. Viele Unternehmen hätten sich für die falschen Versicherungen entschieden oder einen schlechten Vertrag abgeschlossen. Ob die These nun zutrifft oder nicht – Gewerbeversicherungen dürften nicht zu den Lieblingsthemen eines mittelständischen Geschäftsführers gehören. Dabei haben die Policen große Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit und Liquidität des Unternehmens. Worauf Firmen bei der Auswahl ihrer Versicherungen achten sollten und welche verschiedenen Arten es überhaupt gibt, zeigt unser Überblick.   

 

Definition: Was ist eine Gewerbeversicherung?

Die Begriffe Gewerbeversicherung und Firmenversicherung umfassen ein ganzes Bündel von verschiedenen Versicherungen, die dazu dienen, das gewerbliche Risiko eines Unternehmens zu senken. Welche Policen wichtig sind, unterscheidet sich dabei von Betrieb zu Betrieb. Daher sollten Mittelständler nach dem Baukastenprinzip, diejenigen Gewerbeversicherungen auswählen, die zum Risikoprofil des Unternehmens passen. So sollte etwa ein Mittelständler, dessen Produktion von der Einsatzfähigkeit seiner CNC-Maschine abhängt, eben diese gegen Ausfall versichern.

Wieso sind Gewerbeversicherungen wichtig?

Ein Unternehmen ist täglich gewerblichen Risiken ausgesetzt, die potentiell zu einer Insolvenz führen können. Bricht beispielsweise ein Feuer in der Produktionshalle aus, kann das nicht nur Menschenleben gefährden, sondern auch einen Großteil der Maschinen zerstören. Schnell entsteht ein Millionenschaden, der unversichert die Existenz des Betriebs bedrohen kann. Daher sollten sich Unternehmen gegen Gefahren, die im Falle des Eintretens gravierende Auswirkungen haben, versichern.

Diese Gewerbeversicherungen braucht jedes Unternehmen

Welche Versicherungen Mittelständler brauchen, lässt sich nicht verallge­meinern. Schließlich ist jede Firma unterschiedli­chen – und zum Teil sehr speziellen – Risiken aus­gesetzt. Weil nicht jede Police für jedes Unternehmen Sinn ergibt, wählt der Maschinenbauer Baljer & Zembrod mit Bedacht aus – und verzichtet bewusst in manchen Bereichen auf den Schutz.


Drei Policen aber benötigt in der Tat jeder Betrieb, um existenzbedrohende Risiken abzusichern: Ein Haft­pflichtpaket, die Sachversicherung für Gebäude und Inhalt sowie eine Feuer-Betriebsunterbrechungs­versicherung. Denn diesen Risiken ist jedes Unternehmen – unabhängig von der Branche – ausgesetzt und ein Schadensfall kann hohe Kosten verursachen.  Bei diesen Policen gilt wie bei allen anderen: Unternehmer sollten ihre Gewerbeversicherungen regelmäßig prüfen und aktualisieren. Ansonsten zahlen sie schnell zu viel Geld – und sind dabei nicht mal passend versichert.

Diese Arten der Gewerbeversicherung gibt es

  • Haftpflichtversicherungen: Unternehmen müssen für Schäden, die durch fehlerhafte Produkte entstehen, haften. Das kann, wenn ein Fehler häufig vorkommt, sehr schnell sehr teuer werden. Die Schadensersatzansprüche Dritter und die damit ver­bundenen Nebenkosten etwa für Gutachter, Anwälte und Gerichte summieren sich schnell auf sechs- oder siebenstellige Beträge. Davor schützt eine Produkthaftpflichtversicherung. Wichtig ist dabei, dass die Deckungssumme ausreichend ist. Für Mittelständler sollte diese mindestens fünf Millionen Euro betragen. Die Betriebshaftpflichtversicherung greift, wenn Schadensersatzansprüche durch Fehlverhalten der Mitarbeiter entstehen. Für industriell produzierende Unternehmen kann zudem eine Umweltschadenversicherung sinnvoll sein. Diese deckt die Kosten für die Beseitigung von Umweltschäden wie verunreinigtes Grundwasser ab, die durch Fehler in der Produktion entstanden sind.
  • Sachversicherungen: Die Sachversicherung schützt vor Verlusten, die durch Schäden wie zum Beispiel Feuer, Leitungswasser und Einbruchsdiebstahl an Gebäuden, Betriebseinrichtungen und Vorräten ent­stehen. Unternehmen sollten darauf achten, dass die Versicherung auch sogenannte Elementarschäden wie Sturm, Hagel und Überschwemmung im Vertrag berücksichtigt. Gerade bei der Sachversicherung ist es wichtig, auf die Berechnung der richtigen Versiche­rungssumme basierend auf dem Neuwert zu ach­ten. Setzt ein Unternehmen diese zu niedrig an, spart das zwar Prämien, kann sich im Schadensfall aber böse rächen. Etwa bei jedem zweiten Vertrag stel­len Versicherer im Schadensfall eine Unterversiche­rung fest und kürzen die Leistung – nicht selten um 30 bis 40 Prozent. Zudem sollten Unternehmen darauf achten, dass die Versicherung im Schadens­fall nicht nur den Zeitwert der Maschinen erstattet. Bei älteren Maschinen erhalten die Versicherten ansonsten nur einen Bruchteil der Anschaffungs­kosten. Damit können sie den Wiederaufbau nicht finanzieren.
  • Betriebsunterbrechungsversicherung: Ein Produktionsstopp bei einem Extremereignis wie einem Feuer auf dem Betriebsgelände kann Mittel­ständler vor erhebliche wirtschaftliche Probleme stellen. Die Einnahmen bleiben aus, aber Kosten wie Gehälter und Mieten der Gewerbeimmobilien laufen weiter. Verschie­dene Varianten der Betriebsunterbrechungs- oder Ertragsausfallversicherung sorgen dafür, dass Unternehmen in einer solchen Situation nicht in eine finanzielle Schieflage geraten.
  • Rechtsschutzversicherung: Diese Versicherung deckt Kosten ab, die durch Rechtsstreitigkeiten entstehen. So werden beispielsweise Anwalts- und Prozesskosten erstattet. Voraussetzung ist, dass es im Rechtsstreit um das Unternehmen oder die betrieblichen Tätigkeiten der Mitarbeiter geht. Hierbei müssen Firmen entscheiden, ob sie nur den Geschäftsführer, das gesamte Führungspersonal oder alle Mitarbeiter versichern wollen. Je größer die Leistung ist, desto höher ist natürlich auch der Preis der Rechtsschutzversicherung.
  • Cyberversicherung: Eine Cyberversicherung greift zum Beispiel, wenn ein Hacker auf das IT-System zugreift, um Daten zu manipulieren, und dadurch eine Störung im Betriebsablauf ausgelöst wird oder wenn er diese entwendet und missbräuch­lich zu seinen Zwecken einsetzt. Bei der Cyberpolice geht es nicht nur um Entschädigung, sondern auch um professionelle Hilfe bei einem mutmaßlichen Hackerangriff. Dennis Mohner, Geschäftsführer des mittelständischen IT-Unternehmens Secucloud Network, geht davon aus, dass die Cyberversicherung für Unternehmen künftig genauso wichtig sein wird, wie die Haftpflichtversicherung.
  • Vertrauensschadenversicherung: Mit einer Vertrauensschadenversicherung schützen sich Unternehmen gegen Vermögensschäden, die sogenannte Täuschungsdelikte durch Vertrauens­personen verursacht haben. Das kann der Mitarbei­ter sein, der in die Betriebskasse greift, aber auch ein unbekannter Fremder von extern, der gefälschte E-Mails mit angeblichen Überweisungsforderun­gen im Namen des Chefs an Mitarbeiter verschickt. Diese als „Fake President“ mittlerweile bekannte Betrugsmasche tritt seit einigen Jahren gehäuft auf.
  • Maschinenversicherung: Die Maschinenversicherung springt bei Schäden ein, die zum Beispiel infolge eines Bedienungs- oder Wartungsfehlers entstehen. Die Police ist häufig jedoch relativ teuer. Dennoch ist eine Maschinenversi­cherung empfehlenswert, wenn die Maschine eine „Schlüsselfunktion“ für die Produktion besitzt und der Unternehmer keine anderweitige Risikovor­sorge betreibe, indem er etwa relevante Ersatzteile vorrätig hält. Wichtig ist zudem die Maschinen-Betriebsunterbrechungsversicherung oder kurz Maschinen-BU. Denn: Steht die Produk­tion still, weil die Ersatzteile für die kaputte Eng­pass-Maschine erst in drei Wochen geliefert wer­den, kann der durch den Ausfall entstehende Scha­den die Kosten für die Reparatur deutlich toppen. Manko: Eine Maschinen-BU gibt es nur im Kombi­pack mit einer Maschinenpolice.

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