Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Finanzierung > Umfrage

Private Equity Unternehmen trotzen Corona

Private Equity Gesellschaften und ihre Portfoliounternehmen sind bislang überwiegend glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen, zeigt eine Umfrage. Zwar verzeichnen 80 Prozent der befragten Experten Umsatzrückgänge in den Portfoliounternehmen, jedoch wirken sich diese nur bei gut der Hälfte der Teilnehmer auch in Form sinkender Gewinne aus.

Eine Studie der Unternehmensberatung Inverto zeigt: Im Vergleich zur ersten Studie von 2019 intensivierten die PE-Gesellschaften die Aktivitäten in der so genannten Bottom-Line, sie befassten sich also mit Kostensenkungen und Working Capital Management. Das verwundert nicht, denn während Top-Line-Aktivitäten in der Regel mit Investitionen verbunden sind, werden bei Bottom-Line-Maßnahmen kaum Einstiegsinvestments benötigt. Sie wirken sich direkt positiv auf die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Liquidität aus.

Aktivitäten im Einkauf zielen auf schnelle Einsparungen

Gerade in den Einkaufsabteilungen zeigte sich, dass Private Equity Gesellschaften von ihren Portfoliounternehmen schnelle Kostensenkungen erwarteten: Das gelingt zum Beispiel mit Bündelungen, Neuverhandlungen oder Neuausschreibungen von Bedarfen. Hier agieren Private Equity Gesellschaften mitunter auch unternehmensübergreifend, indem sie etwa Lieferantenpools für ihre Unternehmen gemeinsam zur Verfügung stellen oder die Bedarfe mehrerer Firmen ihres Portfolios bündeln, um günstigere Preise zu realisieren.

Die Wirkung dieser Schnellmaßnahmen ist allerdings begrenzt, mahnt Jens Kiebler, Principal und Private Equity Experte bei Inverto. "Um darüber hinaus die Kosten zu optimieren, sollten Unternehmen auch mit anspruchsvolleren Konzepten arbeiten", rät er. Beispiele dafür sind etwa Demand Management, eine genaue Analyse aller Bedarfe, oder technische Respezifikation, bei der etwa teure Rohstoffe durch günstigere, aber technisch gleichwertige Alternativen ersetzt werden.

Die Erfolge, die Einkaufsabteilungen mit ihren Maßnahmen erzielen, fallen bei den Studienteilnehmern sehr unterschiedlich aus. Der Wertbeitrag für das jeweilige Unternehmen liegt zwischen 2,5 und über 10 Prozent. Am besten schnitten die Einkäufer ab, die klare Zielvorgaben hatten und darüber hinaus externe Experten hinzuzogen. PE-Gesellschaften sollten ihren Portfoliounternehmen also ambitionierte, aber realistische Ziele setzen und zusätzlich externe Kapazitäten nutzen, um Kosten zu optimieren. Darüber hinaus können intelligent eingesetzte digitale Lösungen die Leistung des Einkaufs steigern. Hier sehen 51 Prozent der Befragten, weitere, bislang nicht ausgeschöpfte Potenziale.

Portfolios heute weniger konjunkturabhängig, dafür nachhaltiger

Im Vergleich zur ersten Studie haben PE-Gesellschaften ihren Fokus stärker auf Branchen wie Professional Services und Pharmazie verschoben – beides Bereiche, die nicht so konjunkturabhängig sind wie produzierende Gewerbe. Industriegüter finden sich zwar nach wie vor unter den Top drei Investitionszielen, machen aber nur noch 37 Prozent aus (2019: 54 Prozent, Platz 1).

Nicht an Bedeutung eingebüßt haben Nachhaltigkeitskriterien. 55 Prozent der Befragten sagen, dass die so genannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) eine wichtige Rolle bei Investitionsentscheidungen spielen und dies durch die Pandemie auch nicht beeinträchtigt wurde. "Nachhaltigkeit ist aus den Strategien nicht mehr wegzudenken. Deswegen sollten Private Equities auch die Ziele und Aktivitäten des Einkaufs auf die ESG-Agenda ihrer Portfoliounternehmens ausrichten", empfiehlt Jens Kiebler.

Ähnliche Artikel