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Finanzierung > Private Equity

Wie ein Mittelständler dank eines Investors einen Nachfolger fand

Bereits früh kümmerte sich Uwe Schüschke, Gründer eines Herstellers von Waschtischen, um seine Nachfolge. Da seine Kinder die Firma nicht übernehmen wollten, wandte er sich an einen Finanzinvestor – mit Erfolg.

Etwa 30 Jahre nach der Gründung seines Unternehmens beschloss Uwe Schüschke, dass Schluss sein soll. Der Inhaber und Geschäftsführer der Firma Schüschke, einem Produzenten von Waschtischen für die Luftfahrtindustrie sowie für den Sanitärbereich in öffentlichen Einrichtungen und Geschäften, wendete sich 2014 für seine Nachfolge an seine Kinder. Doch die winkten ab, sie hatten andere Pläne für ihr Leben. „Für mich war das kein Problem“, sagt Schüschke. „Schließlich habe ich den Betrieb nicht für meine Kinder aufgebaut.“ Da der Nachwuchs nicht wollte, machte sich der heute 61-Jährige auf die Suche nach einem Investor. „Das war für mich der logische Schluss.“

Mit Hilfe einer M&A-Beratung hielt Schüschke nach geeigneten Käufern für sein Unternehmen Ausschau. Da er wusste, dass solche Prozesse Jahre dauern können, begann er frühzeitig mit der Suche. Er hatte Glück. „Von den ersten Gesprächen mit Silver Investment Partners bis zum endgültigen Verkauf hat es 12 Monate gedauert“, sagt Kai Bartels, Senior Partner bei Warth & Klein Grant Thornton, der Beratungsgesellschaft, die der Mittelständler mit der Investorensuche beauftragt hatte. „Schwierig sind bei solchen Verhandlungen oft die Unternehmensbewertung und die anschließenden Kaufpreiseverhandlungen. Doch hier ging alles recht schnell über die Bühne.“

Silver Investment Partners (SIP) ist eine Private-Equity-Gesellschaft, die sich auf Beteiligungen im Mittelstand spezialisiert hat. Sie kaufte Schüschke über 80 Prozent seiner Unternehmensanteile ab, der Firmengründer bleibt bis heute Minderheitseigentümer. Mit dem Verkauf endete aber nicht Schüschkes Tätigkeit als Geschäftsführer. Denn noch gab es keinen Nachfolger. Gemeinsam mit dem Finanzinvestor und einem Headhunter sprach er mögliche externe Kandidaten an, die seinen Chefsessel übernehmen könnten. „Eine Grundvoraussetzung war, dass der Kandidat Erfahrungen aus der Luftfahrtindustrie mitbringt“, sagt Philipp Amereller, Geschäftsführender Partner von SIP. In der Luftfahrtbranche macht der Mittelständler als Zulieferer von großen Flugzeugbauern wie Airbus den größten Umsatz. „Außerdem musste der Kandidat natürlich menschlich zu den Mitarbeitern passen. Das ist dann auch immer eine Frage des Baugefühls“, ergänzt Schüschke. 

Behutsame Übergabe

Nach einem halben Jahr fiel die Wahl schließlich auf Thomas Mauthe, einen gelernten Ingenieur, der bereits als Geschäftsführer für B/E Aerospaces Systems, einem Hersteller von Flugzeugpassagierkabinen, gearbeitet hatte. Ein Jahr lang teilte sich Mauthe mit dem Firmengründer ein Büro, bis sich Schüschke endgültig in den Ruhestand verabschiedete. In dieser Zeit leiteten beide gemeinsam die Geschäfte. „Wir hatten klare Regeln, wer für welches Thema zuständig ist“, sagt Mauthe. Während er sich vorrangig um die Produktentwicklung kümmerte, war Schüschke weiterhin für den Kundenkontakt zuständig. Auf Termine bei Kunden begleitete Mauthe den Unternehmensgründer, damit er sich langsam ein eigenes Netzwerk aufbauen konnte. Durch die einjährige Übergangsfrist konnte der neue Geschäftsführer sich so Stück für Stück in seine Aufgaben einarbeiten. „Der Teufel steckte im Detail. Man kann nicht alle wichtigen Dinge in kurzer Zeit besprechen, daher war die einjährige Übergangszeit ideal“, findet Mauthe.

Im Juli 2017 war es dann soweit. Schüschke gab seinen Posten als Geschäftsführer ab. „Natürlich habe ich ein wenig geschluckt, als ich das letzte Mal meine Bürotür abgeschlossen habe, aber loslassen können gehört eben auch zum Unternehmertum dazu“, sagt Schüschke, der die Firma bei Mauthe in guten Händen weiß. Zudem erhielt der gelernte Ingenieur Unterstützung bei der Unternehmensführung. Mit dem Ausscheiden von Schüschke rückte Uta Peter in die Geschäftsführung nach, die zuvor seit 2004 als kaufmännische Leiterin im Unternehmen gearbeitet hat. „Wir pflegen ein Vieraugenprinzip bei wichtigen Entscheidungen. Außerdem ergänzen wir uns fachlich sehr gut“, sagt Mauthe. „Ich habe einen technischen Hintergrund, sie einen betriebswirtschaftlichen.“

Zudem ist Schüschke nicht ganz aus der Welt. „Wenn jemand einen Rat von mir braucht, dann stehe ich natürlich weiterhin zur Verfügung“, sagt er. Doch nur selten ist dieser nötig. „Ich bin selbst überrascht, wie reibungslos die Übergabe funktioniert hat.“ 

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