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Finanzierung > Kolumne

Wirtschaftsförderer: Corona macht Beine

Wenn der Staat ein neues Förderprogramm auflegt, geht üblicherweise ein intensiver und Zeit beanspruchender Abstimmungsprozess voraus. Nicht so bei Corona. Was Mittelständler wissen müssen.

Im März 2020 wurde ganz schnell gehandelt und aus dem Boden gestampft, was politisch versprochen war: die "Soforthilfe". Allein schon die schiere Dimension der Zahlen lässt erahnen, was in kürzester Zeit geleistet werden musste. Arbeit nachts und an Wochenenden inbegriffen. Ein Beispiel: Allein im Kreis Borken im idyllischen Münsterland mit 370 000 Einwohnern wurden 7238 Anträge innerhalb eines engen Zeitkorridors bewilligt. Die sich anschließenden Programme – Schnellkredit, Überbrückungshilfe I und II, Novemberhilfe, Dezemberhilfe – haben viel Zustimmung gefunden. Manche sprechen mit Blick auf die umsatzorientierte Förderung davon, dass teilweise sogar zu viel des Guten getan worden sei.

Aktuell läuft die Überbrückungshilfe III. Diese Hilfe ist ein Zuschuss zu den Fixkosten. Die Förderquote ist umso höher, je höher der Umsatzrückgang ausfällt. Konkret: Bei über 30 Prozent Umsatzeinbruch gibt es eine 40-prozentige Erstattung der Fixkosten, bei mehr als 50 Prozent steigt die Erstattung auf 60 Prozent, und bei einem Minus von über 70 Prozent gibt es 90 Prozent. Hinzu kommt eine zusätzliche Förderpauschale von 20 Prozent der förderfähigen Fixkosten zwecks Erstattung von Personalkosten, wenn Mitarbeiter das Kurzarbeitergeld nicht nutzen können, weil sie zum Beispiel die Wiedereröffnung vorbereiten müssen. Der Antragsweg bei der Überbrückungshilfe III geht über die beratenden Berufe wie Steuerberater, Buchprüfer und Rechtsanwälte.

Ausnahme: Soloselbstständige brauchen keinen "prüfenden Dritten" einzuschalten, sie können ihre Anträge direkt stellen. Und sie können zusätzlich eine Neustarthilfe in Form einer Betriebskostenpauschale beantragen. Dies ist eine Momentaufnahme zum Redaktionsschluss Mitte Januar 2020. Änderungen sind durchaus möglich. Die Förderdynamik folgte der Corona-Dynamik. Und wie dynamisch die Corona-Entwicklung ist, haben die letzten Wochen und Monate gezeigt. Weitere Förderschritte sind denkbar. Wie der Bundesfinanzminister sagt: Wir fördern, wo es nötig ist, solange es nötig ist.

Am Ball bleiben und sich informiert halten heißt die Devise für Mittelstand und Soloselbstständige. Am besten unter: www.foerderdatenbank.de und www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de. Wirtschaftsförderungen, Kammern und Verbände sind dabei hilfreiche Ansprechpartner und Ratgeber. Kostenlos und ohne Eigeninteresse. Nutzen Sie das Fachwissen der örtlichen Experten. Falsch wäre aber, nur auf Förderung zu vertrauen. Mittelständler und Soloselbstständige waren immer schon flexibel und passen sich an, wo immer das geht: Neue Vertriebskanäle, Änderungen in Beschaffungsstrukturen und Produktionsprozessen, Automatisierung und Digitalisierung, Home-Office und mobiles Arbeiten, Abhol- und Lieferservices, digitale Shops und kontaktlose Bestellsysteme. Laptop und Handy sind dabei unverzichtbare Allzweckwaffen. Klar ist: Die Normalität nach Corona wird eine andere sein. Zumindest wohl eine deutlich digitalere! Darauf müssen wir uns einstellen. Heute schon!

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