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Datengestützte Risikoanalyse – Eine Frage der Versicherbarkeit

Eine Welt im Wandel fördert die Komplexität von Unternehmensrisiken und fordert Betriebe mehr denn je heraus. Wer seine Risiken nicht kennt, wird diese auch nicht ausreichend absichern können.

Moritz Enderle, LL.M., Head of Risk & Analytics, Strategic Risk Consulting DACH

„Es tut uns leid, aber ohne das Hochwasserrisiko an Ihren Standorten genauer zu kennen, können wir Ihnen Ihre Schadenversicherung nicht mehr zu den gleichen Bedingungen anbieten. Ihre Prämie wird deutlich steigen.“ So oder so ähnlich könnte es künftig vielen Unternehmen gehen: Sie kennen ihre Risiken nicht genau und gehen mit wenig belastbaren Zahlen in die Gespräche mit ihrem Versicherer. Diesen Spätsommer wird wieder einmal verhandelt – in den Renewals werden Verträge in der Industrieversicherung für ein weiteres Jahr verlängert und Bedingungen neu ausgemacht.

Wie Unternehmen jetzt ihr Risikomanagement aufsetzen sollten

Zur Identifizierung der eigenen Risiken ist die Nutzung von Daten zukünftig unerlässlich. Diese lassen sich in den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen gewinnen und sind für das eigene Risikomanagement von wachsender Bedeutung. Versicherungsmakler verfügen über Analyse-Tools, die mit diesen Daten verschiedene Szenarien modellieren: So lassen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen einzelner Risiken für ein Unternehmen individuell quantifizieren. 

Anhand dieser Ergebnisse kann ein Unternehmen abwägen, welche Maßnahmen zunächst dazu beitragen, Schäden zu minimieren. So sind Investitionen in Brandschutz oder IT-Sicherheit beispielsweise wesentliche Voraussetzungen, um vom Versicherer überhaupt noch passende Deckungen zu erhalten. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob oder in welchem Umfang bestimmte Schäden auch selbst getragen werden könnten, sollten sie denn eintreten. Auch alternative Lösungen für den Risikotransfer – etwa Captives für größere Unternehmen – spielen hier eine Rolle.  

 

Datennutzung spart Kosten

Obwohl all diese Überlegungen jeder Versicherungsstrategie vorausgehen sollten, setzen immer noch (zu) viele Firmen zu 100 Prozent auf die klassische Versicherung als Absicherungsmittel. Dabei spart Datennutzung nicht zuletzt auch Kosten ein: Die Auswahl und Zusammenführung der relevanten Informationen bilden hierfür den ersten, wichtigen Schritt und vergrößern die Aussicht auf einen breiten und kostengünstigen Versicherungsschutz enorm. 

Unternehmen, die noch keine datengestützten Analysen in ihr Risikomanagement implementiert haben, sollten deshalb handeln und sich zudem auf die Nutzung digitaler Plattformen vorbereiten. Sowohl Makler, Versicherer als auch die versicherungsnehmende Wirtschaft gehen dazu über, Unternehmensdaten auf Risikoaustauschplattformen zur Verfügung zu stellen. Das hilft Unternehmen dabei, die Risiken ihres jeweiligen Geschäfts in dem Umfeld, in dem sie tätig sind, noch besser zu verstehen. Nur so können sie – und auch die Versicherer – fundierte Entscheidungen über die Finanzierung und den Transfer ihrer Risiken treffen. Die Teilnahme an diesem Prozess beeinflusst konkret die eigene Versicherbarkeit und damit den Unternehmenserfolg.

Cyber- und ESG-Risiken: nicht mehr versicherbar?

Um einen maßgeschneiderten Versicherungsschutz zu finden, müssen Unternehmen wissen, wie sich der Markt derzeit entwickelt. Welche Herausforderungen stellen sich in den einzelnen Versicherungssparten und Branchen? Was ist zu tun, um die anstehenden Renewals erfolgreich abzuschließen?

Cyberkriminalität ist für deutsche Unternehmen weiterhin eine allgegenwärtige Bedrohung. Versicherer haben hier in den letzten Jahren die Prämien stark erhöht. Damit einhergehend forderten sie hohe Investitionen in die IT-Sicherheit und erreichten damit eine Senkung der Angriffsrisiken. Die Rechnung ging auf, heute hat sich die Lage am Cybermarkt entspannt und die Schadenquoten stabilisieren sich.

Auch für Umweltschäden oder nicht erfüllte ESG-Anforderungen gilt: Risiken zuerst minimieren, danach Restrisiken absichern. Wichtig zu wissen: Auch Versicherungsunternehmen unterliegen der EU-Taxonomie. Auch sie müssen die „richtigen“ Risiken auswählen und werden künftig keine Firmen mehr versichern, die ihren ESG-Pflichten nicht nachkommen. 

Während vor ein paar Jahren trotz fehlender Präventionsmaßnahmen häufig trotzdem Versicherungsschutz gewährt wurde, verlangen die Versicherer inzwischen Eigeninitiative und Sicherheiten, etwa in Form eines umfassenden Cyber- oder Hochwasserschutzes – ganz nach dem Motto, wer in Prävention investiert, wird dafür auch belohnt. Für Unternehmen, die nicht bereit sind, mehr Vorsorgemaßnahmen zu treffen, wird Versicherungsschutz schwieriger oder zumindest nur zu höheren Kosten erhältlich, die langfristig für viele nicht tragbar sein dürften. 

Internationale Absicherung nutzen

Mittelständler sind heute nicht nur in Deutschland, sondern international tätig. Sie sind deshalb angehalten, jeden ihrer Standorte individuell zu betrachten. Möglicherweise lässt sich im jeweiligen Land auf eine regionale Versicherungslösung zurückgreifen; zumindest aber weiten Versicherungsnehmer, die auf internationale Kapazitäten zurückgreifen können, ihre Auswahlmöglichkeiten aus. Das kann das Versicherungsportfolio zusätzlich optimieren. 

Fazit

Unternehmen sind gefordert, neue Wege in der Auseinandersetzung mit Risiken und ihrer Versicherungsstrategie zu gehen. Viel stärker als in der Vergangenheit ist es geboten, in Prävention zu investieren und verbleibende Risiken dort, wo sinnvoll, selbst zu tragen.  
Und auch, wenn die Umstellung mit etwas Aufwand verbunden ist: Den neuen Tools und Plattformen des Risikomanagements gehört die Zukunft. Digitalisierung und Datennutzung sind Voraussetzung für langfristigen Unternehmenserfolg und damit verbundener Versicherbarkeit.

Mehr zu Risikoerfassung und -analyse erfahren Sie hier.

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