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Die Zukunft der Wärmepumpe: Königsweg mit Herausforderungen

In vielen europäischen Ländern ist die Wärmepumpe bereits fest etabliert oder auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland ist der Weg frei, trotz einiger Hürden, die es zu überwinden gilt.

Aufstieg der Wärmepumpe in Deutschland. © Sjacco van de Sande, ait Deutschland

Ein Beitrag von Sjacco van de Sande, Geschäftsführer des Wärmepumpenherstellers ait-group / alpha innotec.

Dekarbonisierung ist das Gebot der Stunde, die Wärmewende eins ihrer zentralen Instrumente: Rund 18 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland werden allein durch das Beheizen von Gebäuden und die Bereitstellung von Warmwasser erzeugt. Die aktuelle Ariadne-Studie verdeutlicht, dass Wärmepumpen, wie Luft-Wasser- und Sole-Wasser-Wärmepumpen, unter Berücksichtigung aktueller Gesetze und künftiger Entwicklungen nicht nur kostengünstiger, sondern auch umweltfreundlicher sind als Gas-Brennwertgeräte.

Der Blick zurück ins Jahr 2023 hinterlässt zunächst den Eindruck, dass sich die Branche auf einem guten Weg befindet. Von den knapp 670.000 im ersten Halbjahr verkauften Heizsystemen waren immerhin 196.500 Wärmepumpen - ein Plus von beeindruckenden 105 Prozent.
Allerdings ist diese Periode von besonderen Umständen geprägt. Der Ukraine-Krieg, die lautstark ausgetragene Heizungsdebatte und die widersprüchlichen Signale rund um die ab 2024 geltenden Förderregeln führten zu Vorzieheffekte bei den gasbasierten Heizsystemen und zu einer Modernisierungswelle speziell bei Wärmepumpen.

Zurückhaltung trotz Absatzrekord

Diese Welle ist deutlich abgeebbt. Die rückläufigen Förderanträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bestätigen dies: Wurden 2022 pro Monat durchschnittlich noch 29.060 Anträge auf Wärmepumpen gestellt, waren es 2023 monatlich nur noch 7.845 – ein Rückgang von 73 Prozent. Der laut Marktforschungsinstitut EUPD Research für 2023 erwartete Absatzrekord bei den Wärmepumpen beruht vor allem auf dem Auftragsstau aus dem Jahr 2022 und den erwähnten Vorzieh-Effekten. Dennoch: Das Interesse an Wärmepumpen lag über das vergangene Jahr hinweg deutlich über dem der anderen Heizungssysteme. 

Das Verkaufshoch im Dezember 2023 könnte zudem ein Hinweis darauf sein, dass die Klarheit im BEG geholfen hat, den Markt zu beruhigen. Angesichts des Umstandes, dass viele Haushalte eher Zugriff auf die höheren Fördermittel von 2023 in Kombination mit der Option auf Stornierung bis Oktober 2024 haben wollten, scheint diese Hoffnung leider gering. Ein vergleichbarer Ansprung der Verkaufszahlen wurde bei der Förderumstellung von 2022 ebenfalls beobachtet.

Trotz der unklaren Marktdynamik fällt der Blick auf die kommenden Jahre selbstbewusst aus – zumindest vonseiten der Politik. Bis 2030 schätzt der Bundeswirtschaftsminister die Zahl der Wärmepumpen von derzeit knapp anderthalb Millionen auf sechs Millionen erhöhen zu können. 
Die Betriebe sind allerdings zurecht vorsichtiger: 85 Prozent der Heizungsunternehmen rechnen mit einer schlechten Marktentwicklung im ersten Quartal 2024. Dennoch nehmen Wärmepumpenproduzenten die politischen Willensbekundungen beim Wort und investieren massiv in Fertigungsstätten, Forschung und Entwicklung, neue Zulieferer, sichere Lieferketten und die Automatisierung. 

Flankierende Maßnahmen für das GEG

Damit dieser Trend anhält, muss das Gebäudeenergiegesetz, nach dem neue Heizungsanlagen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben sind, durch diverse Maßnahmen flankiert werden.

Für 2024 wurde der Umfang der Förderungen nun beschlossen. Ursprünglich plante die Bundesregierung den Geschwindigkeitsbonus für einen schnelleren Umstieg auf Wärmepumpen auch Vermietern zu ermöglichen. Diese Option wird aufgrund knapper Mittel im Klima- und Transformationsfonds und neuer Haushaltspläne gestrichen. Zwar gilt der Geschwindigkeitsbonus weiterhin für Eigenheimbesitzer, wird aber von 25 auf 20 Prozent gekürzt. Ab 2028 nimmt der Geschwindigkeitsbonus jährlich zudem um drei Prozent ab.

Auf Anhebungen der Förderungen wird trotz der Ankündigung verzichtet. Davon betroffen sind die Sanierungsförderung (weiterhin 15 Prozent) und die steuerliche Förderung (weiterhin 20 Prozent). Die Grundförderung sowie der einkommensabhängige Bonus von jeweils 30 Prozent bleiben unangetastet und auch der Effizienzbonus bleibt mit fünf Prozent wie gehabt erhalten. Insgesamt 70 Prozent der maximalen Austauschkosten von 30.000 Euro können durch den Staat gedeckt werden.

Die Höhe der Förderungen ist lediglich nur eine der aktuellen Baustellen. So sollten die Energiepreise konsequent auf die Elektrifizierung ausgerichtet werden, um Verbrauchern einen weiteren Anreiz zur Nutzung von Wärmepumpen zu geben. Mit dem richtungsweisenden Urteil zur Stabilisierung des Strommarktes hat die EU bereits erste Maßnahmen beschlossen. Für einen Großteil der energieintensiven Industrie bleiben die Entlastungen hinter den Erwartungen zurück. Zwar bringen die Pakete eine erhöhte Planungssicherheit, sorgen jedoch kaum für zusätzliche Erleichterung.
Das merken auch private Haushalte. Im europaweiten Vergleich zahlen deutsche Verbraucher mit die höchsten Strompreise. Vor allem kleine und mittlere Haushalte werden mit hohen Kosten konfrontiert. Netzentgelte können für zusätzliche Belastung sorgen, da Anschlusskosten (z.B. von Windrädern) auf die Bürger umgelegt werden.

Auch bei der Mehrwertsteuer besteht Handlungsbedarf: Eine Reduzierung auf sieben Prozent für Wärmepumpenstrom würde dem Markt zusätzlichen Auftrieb verschaffen. Dazu wäre die BEG in puncto Finanzierung und Konditionen planungssicher zu halten und stärker auf Hausbesitzer ohne Eigenmittel auszulegen. Gleichzeitig braucht es mehr Liquidität dank sogenannter „Superabschreibungen“ und zinsgünstiger Kredite sowie eine dezidierte Förderung neuer beziehungsweise für Erweiterungen vorgesehener Produktionsstätten.

Die Frage, ob die aktuelle Förderung ausreichende Anreize bietet, wird 2024 zeigen. Die Wärmepumpe bleibt der Königsweg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand. Entscheidend wird sein, wie regulatorische Maßnahmen und politische Unterstützung in den kommenden Jahren ausbalanciert werden, um die Branche zu einer nachhaltigen Wärmewende zu begleiten. Der Klarheit in den Förderrichtlinien folgt die Hoffnung, dass die geschaffene Planungssicherheit Verbraucher anzieht und sich der Erfolg für 2024 wiederholt.

Sjacco van de Sande ist Geschäftsführer des fränkischen Wärmepumpenherstellers ait Deutschland / alpha innotec sowie Vorstandsmitglied des Bundesverbands Wärmepumpe e.V. Die ait Group vertreibt ihre Wärmepumpen über die beiden Marken alpha innotec und NOVELAN.

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