Energiekosten optimieren: Strategien für den Mittelstand
Hohe Energiekosten belasten den Mittelstand. Mit gezielten Strategien können KMU Energie sparen und langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Energieverbrauch optimieren
Im ersten Schritt sollten Unternehmen ihren Energieverbrauch genau unter die Lupe nehmen. Wo besteht Einsparpotenzial und welche Prozesse können optimiert werden? Das betrifft sowohl umfassende Systeme wie Heizungs- und Lüftungsanlagen sowie kleine Sofortsparmaßnahmen, die rasch umsetzbar sind.
Energiesparen im großen Stil
Große Systeme wie Heizung, Klimaanlagen oder Produktionsmaschinen, die durchgehend im Einsatz sind, wirken sich auf den Gesamtenergieverbrauch aus. Hier lohnt es sich besonders, auf effiziente Geräte zu setzen und lieber eine Investition zu tätigen, anstatt ineffiziente Geräte weiter laufen zu lassen. Im Fall von Abwärme lässt sich diese im Idealfall im Betrieb weiternutzen oder in das Fernwärmenetz einspeisen.
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Ist das Licht nur an, wenn sich jemand im Raum befindet? Stehen Kühlgeräte weit genug von Wärmequellen entfernt? Wie lange bleibt der PC-Bildschirm an, wenn ich nicht mehr davor sitze? In der Summe wirken sich auch kleine Energiesparmaßnahmen auf die Gesamtenergiekosten aus. Hilfsmittel wie Zeitschaltuhren, Bewegungsmelder oder eine intelligente Steuerung von Geräten bergen großes Einsparpotenzial, ohne dass sich das Team aktiv darum kümmern muss.
In erneuerbare Energien investieren
Im Zuge der Energiewende werden Unternehmen immer mehr in die Pflicht genommen, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen – ob durch eigene Erzeugung (z. B. mit Photovoltaik- oder eigenen Windkraftanlagen) oder durch den Einkauf von Energie aus erneuerbaren Quellen. Sofern finanzielle Mittel vorhanden sind, lohnt es sich, frühzeitig in zukunftsfähige Technologien zu investieren.
Je früher dies gelingt, umso schneller können Unternehmen unabhängiger von den schwankenden Preisen am Energiemarkt werden. Da Investitionen in umweltfreundlichere Energielösungen zudem staatlich gefördert werden, können Unternehmen große Teile ihres Investments mit Fördergeldern ausgleichen. Es lohnt sich also, sich über das aktuelle Förderprogramm des Bundes zu informieren.
Zu Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen
Um Gas oder Strom zu einem günstigeren Tarif einzukaufen, sind große Abnahmemengen notwendig. Oft reicht der eigene Verbrauch von KMU aber nicht aus, um Tarife für Gewerbegas oder Industriestrom zu erhalten. Hier können Unternehmen sich zusammentun und durch die Bildung von Einkaufsgemeinschaften ihren Energieverbrauch bündeln und zu einem günstigen Zeitpunkt einkaufen.
Energiekosten bewusst verfolgen und managen
Energiemanagementsysteme (EnMS) unterstützen Unternehmen dabei, ihren Verbrauch und die damit verbundenen Kosten im Auge zu behalten. Laut dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG) sind Unternehmen ab einem jährlichen Gesamtenergieverbrauch von 7,5 GWh dazu verpflichtet, ein Energiemanagementsystem zu nutzen. Auch mit weniger Energieverbrauch lohnt es sich, den eigenen Energiebedarf unter die Lupe zu nehmen.
Wie genau so ein Energiemanagementsystem auszusehen hat, ist beispielsweise in der Norm ISO 50001 festgelegt. Für den Mittelstand wesentlich interessanter ist allerdings die ISO 50005. Diese richtet sich vor allem an KMU und bietet einen stufenweisen Plan an, wie Unternehmen ein EnMS etablieren können.
Neue Chancen nutzen – trotz großer Herausforderungen
Mittelständische Unternehmen, welche die derzeit vorhandenen Einsparpotenziale konsequent nutzen und gleichzeitig in nachhaltige Energielösungen investieren, können sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern. Der Mittelstand zeichnet sich traditionell durch seine Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit aus – Eigenschaften, die jetzt mehr gefragt sind denn je.
So können Unternehmen nicht nur Energie, sondern effektiv Kosten sparen
Die Beschaffung von Energie und die damit verbundenen Kosten stellen kleine und mittlere Unternehmen regelmäßig vor Herausforderungen. Zwar sind die Preise für Strom und Gas an der Börse 2024 wieder auf Vorkrisenniveau gesunken, allerdings profitieren nicht alle Unternehmen von dieser Entwicklung.
Aktuelle Energiepreise: Wer profitiert?
Wer seinen Energiebedarf kurzfristig am Terminmarkt decken kann, profitiert von den aktuellen Preisen. Anders sieht die Situation für Unternehmen aus, die noch laufende Verträge zu einem fixen Preis abgeschlossen haben. Vor allem der energieintensive Mittelstand befindet sich in der Krise.
Neben dem Preis für die Energiebeschaffung kommen auch Netzentgelte und Umlagen zum Tragen. Der deutschlandweite Ausbau der Netzversorgung ist zwar eine sehr wünschenswerte Entwicklung, treibt jedoch die Netzentgelte zusätzlich in die Höhe. Diese zusätzlichen Kosten sorgen gemeinsam mit Umlagen und Steuern dafür, dass sich die Energiekostensituation in vielen Unternehmen noch nicht entspannt hat.
In der Studie zur Energiewende 2024 der wattline GmbH stellte sich dementsprechend heraus, dass die Energiekosten für gut zwei Drittel der Befragten eine große beziehungsweise sehr große Bedeutung im Unternehmen einnehmen.
Weniger als 10 % der Befragten gaben an, dass Energiekosten in ihrem Unternehmen keine Rolle spielen (wattline.de)
Was können KMU tun?
Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit den anfallenden Energiekosten umzugehen beziehungsweise diese zu optimieren. Je nach individueller Ausgangslage können KMU zum Beispiel
- ihren Energieverbrauch optimieren,
- in erneuerbare Energien investieren
- oder Einkaufsgemeinschaften beitreten.
Welche Maßnahmen für das eigene Unternehmen jeweils sinnvoll und umsetzbar sind, muss im individuellen Fall abgewogen werden. Wer genau hinsieht und keine Mühe scheut, kann in den meisten Fällen immer noch weiteres Optimierungspotenzial entdecken
1. Energieverbrauch optimieren
Im ersten Schritt sollten Unternehmen ihren Energieverbrauch genau unter die Lupe nehmen. Wo besteht Einsparpotenzial und welche Prozesse können optimiert werden? Das betrifft sowohl umfassende Systeme wie Heizungs- und Lüftungsanlagen sowie kleine Sofortsparmaßnahmen, die rasch umsetzbar sind.
Energiesparen im großen Stil
Große Systeme wie Heizung, Klimaanlagen oder Produktionsmaschinen, die durchgehend im Einsatz sind, wirken sich auf den Gesamtenergieverbrauch aus. Hier lohnt es sich besonders, auf effiziente Geräte zu setzen und lieber eine Investition zu tätigen, anstatt ineffiziente Geräte weiter laufen zu lassen. Im Fall von Abwärme lässt sich diese im Idealfall im Betrieb weiternutzen oder in das Fernwärmenetz einspeisen.
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Ist das Licht nur an, wenn sich jemand im Raum befindet? Stehen Kühlgeräte weit genug von Wärmequellen entfernt? Wie lange bleibt der PC-Bildschirm an, wenn ich nicht mehr davorsitze? In der Summe wirken sich auch kleine Energiesparmaßnahmen auf die Gesamtenergiekosten aus. Hilfsmittel wie Zeitschaltuhren, Bewegungsmelder oder eine intelligente Steuerung von Geräten bergen großes Einsparpotenzial, ohne dass sich das Team aktiv darum kümmern muss.
2. In erneuerbare Energien investieren
Im Zuge der Energiewende werden Unternehmen immer mehr in die Pflicht genommen, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen – ob durch eigene Erzeugung (z. B. mit Photovoltaik- oder eigenen Windkraftanlagen) oder durch den Einkauf von Energie aus erneuerbaren Quellen. Sofern finanzielle Mittel vorhanden sind, lohnt es sich, frühzeitig in zukunftsfähige Technologien zu investieren. Je früher dies gelingt, umso schneller können Unternehmen unabhängiger von den schwankenden Preisen am Energiemarkt werden. Da Investitionen in umweltfreundlichere Energielösungen zudem staatlich gefördert werden, können Unternehmen große Teile ihres Investments mit Fördergeldern ausgleichen. Es lohnt sich also, sich über das aktuelle Förderprogramm des Bundes zu informieren.
3. Zu Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen
Um Gas oder Strom zu einem günstigeren Tarif einzukaufen, sind große Abnahmemengen notwendig. Oft reicht der eigene Verbrauch von KMU aber nicht aus, um Tarife für Gewerbegas oder Industriestrom zu erhalten. Hier können Unternehmen sich zusammentun und durch die Bildung von Einkaufsgemeinschaften ihren Energieverbrauch bündeln und zu einem günstigen Zeitpunkt einkaufen.
4. Energiekosten bewusst verfolgen und managen
Energiemanagementsysteme (EnMS) unterstützen Unternehmen dabei, ihren Verbrauch und die damit verbundenen Kosten im Auge zu behalten. Laut dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG) sind Unternehmen ab einem jährlichen Gesamtenergieverbrauch von 7,5 GWh dazu verpflichtet, ein Energiemanagementsystem zu nutzen. Auch mit weniger Energieverbrauch lohnt es sich, den eigenen Energiebedarf unter die Lupe zu nehmen. Wie genau so ein Energiemanagementsystem auszusehen hat, ist beispielsweise in der Norm ISO 50001 festgelegt. Für den Mittelstand wesentlich interessanter ist allerdings die ISO 50005. Diese richtet sich vor allem an KMU und bietet einen stufenweisen Plan an, wie Unternehmen ein EnMS etablieren können.
Neue Chancen nutzen – trotz großer Herausforderungen
Mittelständische Unternehmen, welche die derzeit vorhandenen Einsparpotenziale konsequent nutzen und gleichzeitig in nachhaltige Energielösungen investieren, können sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern. Der Mittelstand zeichnet sich traditionell durch seine Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit aus – Eigenschaften, die jetzt mehr gefragt sind denn je.
Über den Autor
Philip Gutschke ist Leiter der Energiebeschaffung bei der wattline GmbH und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Energiesektor. Seine berufliche Laufbahn begann er als Unternehmensberater und vertiefte sein Wissen bei einem Energieversorger. Seit 2011 verantwortet er bei wattline die strategischen und operativen Einkaufsprozesse und vertritt die Interessen der Energie-Einkaufsgemeinschaft im BDEW. Besonders interessiert ihn die dynamische Entwicklung des Energiemarktes.