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So bauen Sie ein Team auf, das eigenverantwortlich arbeitet

Der Betrieb wächst, neue Mitarbeiter kommen an Bord - aber trotzdem türmt sich weiterhin die Arbeit auf dem eigenen Schreitisch. Viele Inhaber haben das Gefühl, immer noch alles selber machen zu müssen. Wie es besser geht.

Marloes Göke
Marloes Göke

Fünf Faktoren, die Ihnen als Unternehmer helfen 

Damit Ihr Team Sie entlastet, muss es eigenverantwortlich agieren und Entscheidungen in Ihrem Sinne treffen können und wollen. 
Was sich im ersten Moment vielleicht wie eine ‚Mission Impossible‘ anhört ist gar nicht unerreichbar. Denn erfreulicherweise können Sie ganz maßgeblich dazu beitragen. 

Die folgenden fünf Faktoren fördern die Eigenverantwortung im Team:

  1. Ein klarer Handlungsrahmen, der allen im Unternehmen eine Orientierung gibt
  2. Die richtige Übertragen von Verantwortung mit dem Fokus auf Ergebnisse  
  3. Lassen Sie Ihr Team Probleme selbst lösen
  4. Loslassen – Der Abschied vom Mikromanagement
  5. Die Förderung der Stärken, statt der Ausgleich von Schwächen

Schauen wir uns diese Faktoren nun im Einzelnen an. 
 

Definieren Sie den Handlungsspielraum 

Die erste Voraussetzung für eigenverantwortliches Handeln besteht darin, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich jedes Teammitglied frei bewegen kann. Was ist das Ziel? Wie ist etwas umzusetzen? Welche Leitplanken gibt es? Erst dann können Mitarbeiter selbstbestimmte Entscheidungen treffen und die Initiative ergreifen. 

Neben definierten Arbeitsabläufen, die sich individuell nach Ihrem Unternehmen richten, ist es beispielsweise wichtig zu klären, wie bei Reklamationen oder Beschwerden vorgegangen werden soll. 

Daneben spielt für eigenverantwortliches Handeln Ihre Erwartungshaltung eine wichtige Rolle. Soll in Ihrem Sinne gehandelt werden, muss klar sein, was „in Ihrem Sinne“ bedeutet. Die eigene Erwartung ist Unternehmern selbst oft so klar, dass sie irritiert reagieren, wenn ich danach frage. Beim eigenen Team sieht es dagegen anders aus. Es lohnt sich also, diese verständlich und transparent zu Papier zu bringen und klar zu kommunizieren. 

Übertragen Sie Verantwortung richtig, nämlich für das Ergebnis 

Wenn der Rahmen steht, können Sie einen Schritt weiter gehen und die Verantwortung für das Ergebnis übertragen. Auch dies hört sich vielleicht banal an, ist es aber bei weitem nicht. Denn häufig halten sich Personen im Unternehmen mit der Bearbeitung von Aufgaben auf, ohne das Ergebnis im Fokus zu haben. Dies kann dazu führen, dass sie auf halber Strecke steckenbleiben. 

Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Oft beobachte ich, dass es an Schnittstellen große Reibungsverluste gibt. Dann wird auf ein Dokument oder eine Information gewartet, welche ein Kunde oder ein Kollege liefern soll. Die Person hat besagtem Kunden oder Kollegen ein E-Mail geschrieben und „legt dann die Hände in den Schoß“, denn die Aufgabe ist ja erledigt. 

Ergebnisverantwortung bedeutet in diesem Fall, dass die Person sich verantwortlich zeichnet, die Information oder das Dokument vom Kunden oder Kollegen auch zu erhalten. Dies geht also weit über die Aufgabenverantwortung hinaus. Diesen Unterschied ins Team zu tragen erfordert etwas Zeit und Begleitung. 

Es ist sinnvoll, damit bei einer Person im Team zu beginnen, die eine zentrale Position innehat. Das vergrößert den „Verantwortungs-Effekt“, ohne das gesamte Team zu überfordern. Nehmen Sie sich Zeit, das angestrebte Ergebnis wirklich klar zu definieren. Gehen Sie anschließend mit dieser Person in einen konstruktiven und offenen Austausch zu der Frage, ob der Auftrag klar ist und sie alles hat, um das Ergebnis eigenständig zu erreichen. Schrittweise kann dieses Vorgehen auf alle Teammitglieder übertragen werden. 
 

Lassen Sie ihr Team Probleme selbst lösen!

Der nächste Faktor, der Eigenständigkeit fördert oder eben blockiert, ist die Frage, wie Sie mit Problemen umgehen, die Ihr Team an Sie heranträgt. Als Unternehmer sind Sie trainiert, schnell Lösungen für auftretende Probleme zu finden. Dies birgt die Gefahr, dass Sie genauso fix die Probleme Ihres Teams lösen. Dies führt jedoch dazu, dass Ihr Team aufhört, selbstständig Lösungen zu finden und sich lieber an Sie wendet. Das ist aus deren Sicht auch viel bequemer und schneller. 

Hüten Sie sich also davor, die Probleme Ihres Teams zu lösen! Begleiten Sie Ihre Mitarbeitenden stattdessen bei der Problemlösung, indem Sie Fragen stellen. Eine hilfreiche Formulierung kann lauten: Was hast Du schon alles ausprobiert, um diese Sache zu lösen? So aktivieren Sie die Problemlösekompetenz Ihres Teams und stärken eigenverantwortliches Handeln. 

Überwinden Sie Ihre Tendenz zum Mikromanagement

Im Mikromanagement spiegelt sich Ihr Kontrollbedürfnis als Unternehmer wider. Sie haben das Unternehmen aufgebaut und wollen, dass alles in Ihrem Sinne läuft? Das ist verständlich und ehrenwert. Um unternehmerisch zu wachsen, ist es jedoch notwendig, loslassen zu lernen. Das ist nicht immer leicht. Aus diesem Grund ist der definierte Handlungsspielraum so wichtig. 

So wissen alle im Unternehmen, wie die Dinge zu laufen haben und was Sie erwarten. Und: Loslassen erfordert Vertrauen. Das können (und müssen) Sie aufbauen.

Üben Sie sich darin, Ihr Team erst einmal machen zu lassen. Schlüpfen Sie in die Rolle des Beobachters und greifen Sie bei Bedarf erst anschließend ein. 

Seien Sie darauf vorbereitet, dass Ihr Team Sie überraschen kann und möglicherweise Wege findet, auf die Sie noch gar nicht gekommen sind. 
Falls es doch nicht so lief, wie Sie es sich gewünscht haben, tauschen Sie sich mit Ihrem Team aus und vermitteln Sie die Abweichungen. Hilfreiche Fragen sind, ob sich Ihr Team vorstellen kann, was Ihnen als Chef nicht gefallen hat oder was Sie sich anders gewünscht hätte. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Mitarbeitenden hinterher Klarheit darüber gewonnen haben, wie sie es beim nächsten Mal umsetzen sollen. 

Stärken Sie die Stärken Ihres Teams 

Der letzte Faktor ist ein ungemein wirkungsvolles Führungsinstrument: Positive Bestärkung oder Stärken stärken. Den Zustand der höchsten Leistungsfähigkeit nennt man Flow. Dieser stellt sich ein, wenn wir unsere Stärke ausspielen können und sich die Anforderung aus einer Aufgabe mit unseren Fähigkeiten im Gleichgewicht befinden. 

Wenn eine Person ihre Stärken ausleben kann, ist sie mit Freude dabei und nutzt ihr Potenzial. Dies führt zu hoher Leistungsbereitschaft und hoher Leistungsfähigkeit. 

Das ist es, was sich alle Unternehmer von Ihrem Team wünschen.  

Und obwohl der Ansatz der ressourcenorientierten Führung schon lange bekannt ist und er sich auch logisch erschließt, wird er viel zu wenig praktisch umgesetzt. 

Häufig beobachte ich, dass sich Unternehmer die überwiegende Führungszeit mit Schwächen befassen, anstatt Stärken zu stärken. Das ist anstrengend und wenig erfolgsversprechend. Drehen Sie den Spieß um! 

Um die Stärken Ihres Teams zu stärken, beobachten Sie Ihr Team wachsam und gehen Sie dazu in den direkten Austausch. Fragen, die Stärken offenlegen, könnten sein: Was begeistert Dich besonders? In welcher Aufgabe gehst Du richtig auf? Von welchen Aufgaben wünschst Du Dir mehr? Haben Sie die Stärken identifiziert, prüfen Sie, wie Sie die jeweilige Person wirksamer entsprechend ihrer Stärken einsetzen könnten. 

Fazit — Teamführung will gelernt sein 

Teamführung ist eine wunderbare Aufgabe. Viele Unternehmer haben jedoch nie gelernt, ein Team zu führen und agieren intuitiv. Führung ist aber eine Kompetenz an sich, die es auszubilden und zu trainieren gilt. Den wenigsten fällt sie in den Schoß. 
Entstehen Probleme, sind Unternehmer häufig selber stark involviert. Dies versperrt ihnen den Blick von außen, den es braucht, um die Situation aufzulösen.  

Nehmen Sie also zukünftig ärgerliche Situation zum Anlass, etwas Abstand zu gewinnen und reflektieren Sie die Situation sowie Ihre Reaktion darauf. Gehen Sie Schritt für Schritt die oben genannten Punkte durch — Sie werden überrascht sein, wie schnell sich dadurch ein Lösungsweg zeigt. 

Zur Expertin

Marloes Göke ist Expertin für selbstbestimmtes Unternehmertum. Als Unternehmensberaterin mit betriebswirtschaftlichem und psychologischem Studium unterstützt sie inhabergeführte Unternehmen und Selbständige dabei, sich stärker zu professionalisieren — mit dem Ziel, ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Unternehmen und Privatleben zu führen. Ihr Buch „Selbstständigkeit ohne Selbstaufgabe“ ist im Haufe Verlag erschienen. Weitere Infos: https://marloes-goeke.de/

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