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Wertegetriebenes Unternehmertum – warum der Austausch mit Familienunternehmen für Jungunternehmen wichtiger denn je ist

Der Austausch zwischen Jungunternehmen, Mittelstand und Familienunternehmen im Kontext wertegetriebenen Unternehmertum ist von entscheidender Bedeutung. Partnerschaften können gegenseitigen Nutzen schaffen.

Annemarie Heyl, Gründerin und Geschäftsführerin Kale&Me GmbH

Über die Kooperation von Mittelstand und Start-ups wurde bereits zu genüge berichtet, meist geht es dabei um eine konkrete Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt. Worüber hingegen vergleichsweise wenig gesprochen wird: wie ein dauerhafter, vertrauensvoller Austausch zwischen Mittelstand, Familienunternehmen und Jungunternehmen aussehen kann. Schließlich stehen sie sich in Sachen wertegetriebenem Unternehmertum unvergleichlich nahe – und davon können beide Seiten profitieren.   

Wegweiser: Wahl zwischen Start-up und Jungunternehmen

Geprägt durch das Familienunternehmen meines Vaters – er hat sein ganzes Leben dem Unternehmen gewidmet – gab es für mich vor der Gründung meines eigenen Unternehmens „nur“ den Mittelstand, das „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“ mit seinen vielen Familienunternehmen. Und zwar mitsamt seinen Werten wie Weitsicht, Respekt, Qualität, Beständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Da werteorientiertes Unternehmertum damit quasi schon in meine DNA eingebacken war, hatte ich eine sehr klare Vision für mein Unternehmen:Ein nachhaltig und langfristig wachsendes Jungunternehmen statt eines klassischen Start-ups mit Exit-Plan.

Entsprechend habe ich kurz nach meiner eigenen Gründung die Nähe zum Mittelstand gesucht und ebenso meine eigenen Pforten geöffnet. Schließlich haben wir nicht nur die gleichen Werte, sondern auch Ziele: wirtschaftlichen Fortschritt und einen echten Beitrag zur Verbesserung der gesellschaftlichen und sozialen Strukturen. Die Welt mitzugestalten und sie Schritt für Schritt zu einer besseren zu machen, funktioniert aber nur gemeinsam.

Das können Jungunternehmen vom Mittelstand und von Familienunternehmen lernen

Werte-Orientierung: 

Jedes Unternehmen braucht Werte und einen moralischen Kompass – Mittelstand und Familienunternehmen gehen hier als große Vorbilder voran. Als Gründerin habe ich dieses wertebasierte Unternehmertum ebenfalls tief verinnerlicht und als erstes niedergeschrieben, wie wir im Unternehmen Dinge meiner Meinung nach tun sollen  – und zwar unabhängig von uns als Gründer:innen-Persönlichkeiten. Es ging vielmehr um die Fragen „Was würde Kale&Me tun? Wie würde es handeln? Wie möchte es behandelt werden?“.  Wir haben das Unternehmen quasi als lebenden Organismus verstanden und das ist etwas, was ein Familienunternehmen ganz stark verinnerlicht hat. Ich bin sehr dankbar, dass wir von Anfang an diesen Kodex hatten, der uns an sehr vielen Stellen geholfen hat, die für uns wichtigen und richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wissensaustausch:

Wertebasiertes Unternehmertum zeigt sich selbstverständlich auch in zahlreichen weiteren Bereichen. Beispielsweise bedeutet Verantwortung zu übernehmen häufig auch, die Produktion und Wertschöpfung in der eigenen Hand zu haben und nicht auszulagern. 
Auch wenn der Wille da ist – für Jungunternehmen ist dies zu Beginn gar nicht so einfach umzusetzen. Wir hatten das große Glück, dass wir hier von Anfang an vom Mittelstand unterstützt wurden. Zunächst durch eine Mosterei in der Lüneburger Heide, die wir in Kooperation mieten durften. Doch mehr als das: Wir durften auch alles über die Saftherstellung lernen, basierend auf mehr als 40 Jahren Erfahrung. Ebenso hat uns eine erfahrene Erzeugerorganisation dabei geholfen, die passenden Anlagen auszusuchen und uns eine Halle zur Miete gestellt sowie sämtliches Lebensmittel-Produktionswissen an uns weitergegeben.

Mentorship:

Es gibt kaum etwas Wertvolleres, als erfahrene Mittelständler und Familienunternehmen regelmäßig mit Fragen löchern zu dürfen – das ist mit Geld kaum zu bezahlen! Beziehungsweise wäre es auch wortwörtlich kaum zu bezahlen, müssten Jungunternehmen sich dieses Wissen ausschließlich von externen Berater:innen wie Anwält:innen oder Buchhalter:innen holen. 
Egal, ob es Fragen zum Markt,  zur Administration, zum Personalwesen, rechtlichen Themen oder aber zum Einzelhandel, dem Bauwesen oder Investitionen – wir haben immer einen Mentor und Sparringspartner aus dem Mittelstand an unserer Seite, dem es Spaß macht, sein Wissen weiterzugeben.

Zugang zu Ressourcen: 

Für Jungunternehmen, die nicht über Risikokapitalgeber:innen, sondern via Banken-Darlehen Geld aufnehmen wollen, gibt es eine große Hürde: Solange es nicht genügend Sicherheiten vorzuweisen gibt, fließt kein Geld.
Mit einem Mittelstandspartner an der Seite sieht das hingegen ganz anders aus, schließlich haben diese oftmals ein ganz anderes Standing. In unserem Fall haben wir gemeinsam mit zuvor erwähnter Erzeugerorganisation eine Produktions-GmbH gegründet – und über diese konnten wir einen Kredit für benötigte Maschinen aufnehmen. Gleiches gilt für weitere Bereiche wie den Zugang zu Rohstoffen und Dienstleistern, unseren Logistikdienstleister und unsere neue Produktionsstätte haben wir dank der Kooperation mit dem Mittelstand gefunden. 

Geben und Nehmen 

Ein solcher Austausch funktioniert natürlich in beide Richtungen, während wir vor allem von der langjährigen Erfahrung unserer Mentor:innen sowie ihrem Standing profitieren, bekommen sie durch uns neue Gedankenanstöße rund um Themen wie New Work, Zugang zu neuen Technologien oder profitieren von unserem anders gearteten Netzwerk. Essenziell für den nachhaltigen Erfolg einer solchen Form der Kooperation: gegenseitiger Respekt und Wertschätzung. Ich bin davon überzeugt: Mit dem Maß an Komplexität, dem wir aktuell und sicher auch in Zukunft ausgesetzt sind, geht es nur mit vereinten Kräften.

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