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Wie sich Unternehmer auf Risiken vorbereiten

In einer Welt, die sich ständig verändert und uns vor immer neue Herausforderungen stellt, ist es unvermeidlich, dass auch Unternehmer mit Risiken und Krisen konfrontiert werden. Faktoren wie Inflation, Lieferketten und andere aktuelle Krisen erschweren das Unternehmerleben erheblich. Die Geschichte hat uns jedoch immer wieder gezeigt, dass inmitten der größten Krisen die wahren Chancen verborgen liegen – und darauf können sich Unternehmen vorbereiten.

Lennard Naumann, Geschäftsführer der Valuniq Business Consulting
Lennard Naumann, Geschäftsführer der Valuniq Business Consulting

Mit 240 km/h in die Leitplanke

Wie Millionen andere Menschen habe auch ich in meinem Leben schon Rückschläge erlebt – als Unternehmer und privat. Kürzlich zum Beispiel hatte ich mit meinem Porsche GT3 RS MR einen Unfall auf der Nordschleife und bin anschließend im Krankenhaus gelandet. Zugegeben: Das hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aber viel wichtiger als mein Missgeschick ist die Erkenntnis: Es kommt nicht auf das Unglück an, sondern darauf, wie man mit solchen Dämpfern umgeht. 

Man darf eben nicht aufgeben. Aus diesem Grund setzte ich mich nach meinem Unfall so schnell wie möglich wieder hinter das Steuer, denn der Rennsport ist meine Leidenschaft. Er gibt mir ein Freiheitsgefühl, das ich nicht missen möchte. Wenn ich diese Erkenntnis nun auf das Unternehmertum übertrage, stelle ich fest, dass es auch dort immer wieder solche Schreckmomente gibt: Wichtige Aufträge werden storniert, Mitarbeiter kündigen überraschend oder Krieg und Zinsniveau beeinträchtigen das Geschäft. 

Risikomanagement als Schlüssel für langfristigen Erfolg

Ein ähnliches Freiheitsgefühl wie der Rennsport vermittelt mir auch das Unternehmertum. Denn wie im Motorsport gilt es auch als Unternehmer, Risiken abzuwägen und weitreichende Entscheidungen zu treffen. So wie Rennfahrer Helm und Anzug tragen, um sich zu schützen, müssen Unternehmen ihre Strukturen anpassen und Kapitalreserven bilden, um im Falle eines Crashs optimal vorbereitet zu sein. 

Das Stichwort heißt Risikomanagement. Dazu ist es wichtig, dass sich Unternehmer ihrer Risiken bewusst sind. Wussten Sie zum Beispiel, dass laut einer Statista-Umfrage von Anfang des Jahres Cyberangriffe, Inflation und schlechter Zugang zu Finanzierung zu den Top-Risikofaktoren für mittelständische Unternehmen gehören? Auch wenn sich nicht alle Risiken (vollständig) vermeiden lassen, kann man durch kluge Vorkehrungen und strukturelle Anpassungen viel erreichen. 

Das fängt schon bei der Wahl der Rechtsform an: Vielen Unternehmern ist gar nicht bewusst, welche Auswirkungen diese Entscheidung hat. Dabei geht es nicht nur um den notwendigen Kapitaleinsatz und bürokratische Vorgaben - bereits hier spielen Risikomanagement und Flexibilität eine große Rolle. Unternehmer und Gründer sollten sich daher bewusst machen, auf welches Ziel sie hinarbeiten. Wer beispielsweise ein Einzelunternehmen gründet, spart sich den Kapitaleinsatz und kann private und geschäftliche Mittel flexibel verwenden. Allerdings haften Einzelunternehmer im schlimmsten Fall voll mit ihrem Privatvermögen. Gerade dann, wenn ein größeres Wachstum geplant ist oder Mitarbeiter eingestellt werden, scheint dieser Weg falsch. Eine UG oder GmbH ist viel sinnvoller und vermeidet spätere Überraschungen.

Vielleicht wiederhole ich mich: Es ist sehr wichtig, dass ein Unternehmer weiß, worauf er hinarbeitet. Das sehe ich in meiner täglichen Arbeit als Unternehmensberater immer wieder. Denn es ist ein Unterschied, ob man ein Unternehmen aufbauen und über Jahrzehnte führen will oder ob man es nach dem Aufbau verkaufen will. Diese Szenarien haben unterschiedliche Bedürfnisse und dementsprechend andere Aufgaben, die Sie mit Ihrer Unternehmensstruktur angehen können. Wenn Sie beispielsweise ein Unternehmen gründen und in einigen Jahren verkaufen möchten, sollten Sie bereits bei der Gründung über eine Holding nachdenken. Denn wenn Sie diese später im Rahmen eines Umwandlungsvorgangs etablieren, erhalten Sie die steuerlichen Vorteile eines Unternehmensverkaufs vollumfänglich erst nach einer Haltefrist von sieben Jahren. Diese spielt für Sie jedoch keine Rolle, wenn Sie das Unternehmen über Jahre hinweg führen möchten. Wollen Sie hingegen mit Ihrem Unternehmen langfristig Kapital aufbauen, sprechen wir über Lösungen, wie das Kapital enthaftet und möglichst steueroptimiert freigesetzt und ausgeschüttet werden kann. In beiden Fällen kann eine Holding helfen - aber es sind unterschiedliche Wege, sie für die eigenen Ziele zu nutzen.

An dieser Stelle möchte ich einmal eine Holding-Struktur erläutern. Im Prinzip ist sie nämlich nichts anderes als ein Unternehmen, das Anteile an einem oder mehreren anderen (operativen) Unternehmen hält. Und diese Struktur kann man als Unternehmer vielfältig nutzen. So kann sie beispielsweise zur Enthaftung von Liquidität oder zur steueroptimierten Kapitalbildung genutzt werden. Diese Mittel können wiederum als Kredit an die eigene Firma zurückgegeben oder anderweitig investiert werden. Kurzum: Sie ist wie ein Tresor, in dem sich verschiedene (Luxus-)Güter, Unternehmen, Kapital und Vermögenswerte befinden. Wenn man weiß, wie man eine Holding richtig einsetzt, ist sie für viele Unternehmer eine Bereicherung. 

In der Krise ist die Einstellung entscheidend.

Klar ist aber auch, dass man noch so viele Vorkehrungen treffen kann - Risiken lassen sich im Vorfeld nicht vollständig ausschließen. Hier kommt es auf die persönliche Einstellung an. Wer im Ernstfall den Kopf in den Sand steckt, wird wahrscheinlich nicht weit kommen. Setzt man sich aber das Ziel, Verluste wieder zurückzuholen, ist man auf dem richtigen Weg. Oder in meinem Fall: Steige ich sofort wieder ins Auto und nehme die nächste Kurve etwas aufmerksamer. Am Ende bleibt stehen, dass alles seine eigenen Risiken birgt – es ist Ihre Entscheidung, welche Sie davon eingehen und wie Sie sich vorbereiten. 
 

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