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Unternehmer müssen mehr gegen die AfD tun

Die jüngsten Erfolge der AfD sind eine weitere Belastung für den Standort Deutschland. Doch nicht nur deshalb ist es problematisch, dass Führungskräfte in Unternehmen so vorsichtig im Umgang mit den Rechten sind. Sie müssten viel mehr tun.

Auch wenn Alice Weidel ehemalige Beraterin ist: Die Fraktionsvorsitzende und der Parteichef der AfD, Tino Chrupalla, gelten als wirtschaftsfeindlich.

Für Unternehmer ist inzwischen kaum etwas riskanter, als in Deutschland zu investieren. Es gibt diverse Umfragen und Studien, die das bestätigen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen gefragt, wo sie den Standort Deutschland einordnen würden. 21 Nationen standen zur Wahl, Deutschland steht auf Rang 18.

Personalknappheit, Bürokratie, Energiepreise – und nun auch noch die AfD. Im thüringischen Sonneberg wird Robert Sesselmann zum ersten Landrat der Partei in Deutschland gewählt und kurz darauf Hannes Loth in der Stadt Raguhn-Jeßnitz (Sachsen-Anhalt) zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister. In bundesweiten Umfragen marschiert die AfD in Richtung 20 Prozentpunkte.

Christian Lindner (FDP) fürchtet: „Das größte Standortrisiko für Ostdeutschland ist die AfD.“
Ob die AfD für den Osten wirklich das größere Problem ist als die demografische Entwicklung, das ist schon eine steile These, aber im Kern hat der Bundesfinanzminister recht.

Unternehmer haben jetzt drei Möglichkeiten – erstens sich zu beschweren: über die Parteien, die die Stärke der AfD mit herbeigeführt haben. Über die bürokratischen Hürden bei der Erwerbsmigration, die Talente deutlich mehr abschrecken als es die AfD je könnte. Aber bei aller berechtigter Kritik würde zu große Abneigung gegen den Staat gerade den Kräften am Rande helfen.

Führungskräfte könnten zweitens argumentieren, dass auch die Länder gute Leute und Investitionen anziehen, wo rechte Parteien seit langem stark sind. Wo sollen Investoren denn hin? In die USA, wo bald wieder Trump oder ein ähnlich gearteter Republikaner an die Macht sein könnte? Nach Frankreichs zu Marine Le Pens Rassemblement National? Zu Geert Wilders in die Niederlande oder zur FPÖ nach Österreich? Gar nach Polen oder Ungarn? Selbst in Schweden spielen Rechte eine deutlich stärkere Rolle als derzeit in Deutschland. Aber: Deutschland steht aufgrund seiner historischen Schuld unter einer besonderen Bewertung.

Oder drittens: etwas gegen die AfD zu tun. Sie zum Beispiel nach innen wie nach außen als das zu brandmarken, was sie ist: wirtschaftsfeindlich hoch zehn. Mal abgesehen von der Abschaffung des Euro täten Grenzzäune den Unternehmen sicherlich nicht gut. Politik, die den Klimawandel abmildern will, lehnt die AfD ab, was denen, die gerade Elektroautos bauen, genauso schlecht bekommt wie der Industrie im Ganzen, die sich gerade umstellt. Die AfD ist gegen die Transformation und hilft, das Grab der deutschen Industrie zu graben. Wenn Verantwortungsträger weiterhin schweigen, könnte die AfD gerade in Industrie-Regionen die neue Arbeiterpartei werden. Ihr Zuspruch unter Gewerkschaftsmitgliedern ist noch als unter nicht organisierten Arbeitnehmern.

Führungskräfte müssen die Unsicherheiten und Ängste ihrer Mitarbeiter ernst nehmen und ihnen etwas entgegensetzen. Vertrauen, dass ihr Betrieb Wandel kann, immer gut hinbekommen hat. Idealerweise beteiligen Manager ihre Belegschaft an Transformationsprojekten. Die allermeisten Deutschen sind weltoffen und die Unternehmer erstrecht. Sie sind derzeit nur leiser als die Minderheit, die das nicht ist. Und das sollte nicht so bleiben.

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