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Falsche Sicherheit Bonus

Flexible Gehaltselemente wie der Bonus sind bei Führungskräften und zunehmend auch bei Fachkräften Standard. Sie versprechen gute Gehälter, wenn es gut läuft und niedrige Kosten in schwierigen Zeiten. Leider ist der Bonus nach unten längst nicht so flexibel, wie er auf dem Papier aussieht.

Keine Sorge, diesmal geht es nicht um Banker-Bashing. Doch es ist bemerkenswert, wie sehr die seit 2008 überwiegend schlechte Banken-Performance auf Kosten der Steuerzahler und vor allem auf Kosten der Banken-Eigentümer geht. Wir haben alle davon gelesen, dass es erst absurd hohe Boni gab. Als es dann aber schlecht lief, und eigentlich keine Boni mehr hätte geben dürfen, wurden eben die Fixgehälter erhöht. Und/oder die Bonusregelungen angepasst.
Man kann diese Entwicklung an einfachen Zahlen ablesen, wie es PwC in der aktuellen Studie „Trends in Human Capital 2012“ gemacht hat. Danach ist im Bankensektor der HR-ROI von 2,0 im Jahr 2006/07 auf 1,62 im Jahr 2010/11 gesunken. Sprich, der Umsatz je Vollzeitstelle ist drastisch gesunken, die Gehälter aber weniger drastisch. Die Wertschöpfung je Mitarbeiter hat sich binnen weniger Jahre also um knapp 20 Prozent verschlechtert. Aber weiterhin zahlt keine Branche so gut wie die Banken: 87.673 Dollar wurden 2010/11 im Durchschnitt bezahlt. Das sind rund 9.000 Dollar mehr als im Vorkrisenjahr 2007/08.

Da sind wir alle Banker

Nun könnte man hier viele Gründe anführen, warum das nur in der Bankenbranche so gehen kann, von Bail-out und Verrohung der Sitten schreiben. Aber im Kern unterscheiden sich die Banker dann doch nicht von anderen Mitarbeitern in anderen Branchen. Und da wird klar: Der Bonus suggeriert nur Flexibilität, er ist aber nicht wirklich flexibel. Das spüren Unternehmen spätestens, wenn es richtig schlecht läuft.

Erinnern Sie sich noch an dieses Mitarbeitergespräch: Der Mitarbeiter, auf den sie ungern verzichten würden (vielleicht auch nur deshalb, weil es immer so aufwendig ist, als Mittelständler, einen neuen Mitarbeiter erst einmal zu finden, einzuarbeiten etc.), fordert mehr Gehalt. Da Sie als Unternehmer wissen, dass die Konjunktur sich ja auch schnell verschlechtern könnte, fürchten Sie hohe Fixkosten, von denen Sie nicht so schnell runterkommen. Ein Bonus verspricht da die beste Lösung: Sie zahlen nur, wenn die Gegenleistung stimmt, der Kollege kann sich auch einigermaßen ausrechnen, wie es in diesem Jahr laufen wird – alle sind zufrieden. Doch schon im nächsten Jahr wird der Mitarbeiter vor allem gespeichert haben, wie viel er im letzten Jahr verdient hat. Leider wird das Unternehmen aber in diesem Jahr deutlich weniger verdienen (sei es, weil ein Produkt gefloppt ist, die Branche lahmt oder einfach sehr große Investitionen anstehen). Was nun?

Bonus nach Wortlaut durchziehen – oder besser nicht?

1. Sie ziehen die Bonusregelung ganz klar durch: Wer die Performance nicht gebracht hat, bekommt keinen Bonus. Da tauchen schnell zwei Schwierigkeiten auf: Weil sich die Rahmenbedingungen, die gar nicht im Einfluss des Mitarbeiters liegen, verschlechtert haben, sinkt sein Bonus „ungerechterweise“. Er wird deutlich weniger verdienen, obwohl sich seine Leistung nicht sonderlich verschlechtert hat. Diese Entwicklung ist unbefriedigend, und da gute Leute woanders gerade gefragt sind (in anderen Unternehmen oder auch Branchen), wird sich der Mitarbeiter von Ihnen vielleicht verabschieden. Oder aber nur ein kleiner Teil macht so große Probleme, dass der Gewinn zusammenschnurrt. Dann zahlen Sie nur in diesem kleinen Segment keinen Bonus aus; der Rest erhält ihn aber. Und Ihr Unternehmen läuft sauber in die Verlustzone hinein.

2. Wahrscheinlicher ist in beiden Fällen, dass Sie versuchen werden, die Bonusregelungen „anzupassen“: Gute Mitarbeiter erhalten auch in schlechten Zeiten ein hohes Gehalt (indem Sie die Bonusschwellen senken oder die Fixgehälter anheben); weniger relevante Mitarbeiter erhalten einen geringeren Bonus. Nur so riskieren Sie nicht, dass die Besten von Bord gehen und Sie tief ins Rot rutschen. Leider ist das rechtlich aber nicht so einfach – denn der Bonus wurde typischerweise zu Jahresbeginn festgelegt, häufig unter anderen Annahmen. Mit anderen Worten: Sie können auch weniger relevanten Mitarbeitern ihren berechtigten Bonusanspruch nicht einfach verweigern, selbst wenn es betriebswirtschaftlich geboten wäre.

Wie Sie es auch deichseln (mit der Aussicht auf wieder steigende Boni auch bei schlechten Zahlen für die Leistungsbesten oder mit der Aussicht auf sinkende Boni für Andere), am Ende werden Sie doch feststellen: Nach oben ist der Bonus sehr flexibel – nach unten aber arg begrenzt. Egal, was auf dem Papier steht.

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