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Management > Umgang mit Krisenwarnungen

Apokalyptische Vorhersagen: Wie man Ruhe bewahrt und fundierte Entscheidungen trifft

Erfahren Sie, wie Sie apokalyptischen Vorhersagen mit Gelassenheit begegnen und fundierte Entscheidungen trotz unsicherer Zukunft treffen können.

Lassen Sie sich nicht von apokalyptischen Schlagzeilen verunsichern – lernen Sie, die Wahrscheinlichkeit hinter den Szenarien zu verstehen. (Foto: shutterstock)

Wir leben in einer Welt, deren Rahmenbedingungen sich ständig verändern – vor allem jene mit hoher Relevanz für viele Industrien. Entsprechend sind Vorhersagen dazu, wie sich manches entwickelt, zumindest in negativer Form als Warnungen und Schreckensszenarien, allgegenwärtig. Allein vor dem Verfassen dieser Kolumne zeigt mir das Querlesen verschiedener Newsseiten eine ganze Reihe solcher Vorhersagen von Politikern, Interessenverbänden, Experten oder Wissenschaftlern:

  • das Ende der deutschen Automobilindustrie
  • die drohende Klimaapokalypse
  • die Warnungen vor einer nächsten Pandemie
  • kriegerische Eskalationen an mindestens zwei Orten der Welt
  • der dauerhafte wirtschaftliche Einbruch der gesamten Nation.

Jeder Entscheidungsträger kann mit seinem Unternehmen von jeder dieser Entwicklungen betroffen sein und muss daher eine Meinung haben. Nur: Wie gehen wir mit solchen ­Meldungen um?

Wissenschaftliche Forschung gibt einen Rat: Wie wahrscheinlich sich etwas entwickelt, folgt einer gewissen Verteilung. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit tritt ein „mittleres“ Szenario ein. Das ist nicht sonderlich spektakulär und hilft nicht, (digitale) Aufmerksamkeit zu erzeugen. Verkaufen lässt sich darüber auch wenig.

Daher sollten wir uns bei extremen Meldungen erst einmal zurücklehnen und überlegen, wie wahrscheinlich eine solche Entwicklung wirklich ist.

Drei Tipps für den Umgang mit apokalytischen Vorhersagen

Ein Autorenteam um Philipp Carlsson-Szlezak, Chefvolkswirt der Boston Consulting Group, hat drei Tipps:

  • Verbringe nicht zu viel Zeit auf algorithmus-getriebenen sozialen oder anderen Medien, die offensichtlich eine klare Verzerrung hin zu extremen negativen Meldungen haben. Eine Beschränkung auf wenige News-Angebote, idealerweise solche aus verschiedenen Denkrichtungen, ist hilfreich.
  • Überlege, wer spricht. Die oben genannten Themen haben alle gemeinsam, dass sie unsichere, zukünftige Entwicklungen betreffen, die kaum mit hoher Sicherheit vorgesagt werden können. Wissenschaftler werden Szenarien nur unter gewissen Annahmen ermitteln können. Begegnen Ihnen absolute Aussagen darüber, wie sich etwas künftig entwickelt, betrachten Sie genau, wer redet. Welches Interesse hat die Person? Zu welcher Partei gehört sie, mit welcher sympathisiert sie? Aus welcher Industrie kommt der Kommunizierende? Trauen Sie niemandem, der komplexe künftige Entwicklungen mit Gewissheit vorhersagen will.
  • Identifiziere Glückstreffer. Wann immer etwas wirklich eintritt, wird sich ein Experte melden und sagen, dass er genau das vorhergesagt hat. Analysieren Sie gut: Was hat dieser Experte in der Vergangenheit noch vorhergesagt? Ein Experte mit vielen Vorhersagen liegt ab und an einmal richtig. Passen Sie auf, dass er diese eine (zufällig richtige) Vorhersage nicht zu sehr in den Fokus stellt.

Natürlich kann jede der eingangs aufgelisteter negativer Entwicklungen eintreffen, auch mit voller Wucht. Trotzdem wird es immer viel mehr Warnungen vor negativen Entwicklungen in verschiedenen Themen geben als echte Katastrophen, denen wir dann gegenüberstehen. Die drei Hinweise können helfen, entspannter und dennoch offen und mit Bedacht auf solche Meldungen zu reagieren.
 
 

 

Der Innovator

Die Forschung schafft Wissen, die Praxis nutzt es – wenn dazwischen nur nicht ­immer so viel Interessantes verloren ginge.

Unser Kolumnist ­Professor ­Andreas Engelen setzt sich für den gezielten Wissenstransfer von den Hochschulen in die Unternehmen zu betriebswirtschaftlichen Themen ein.

Der Inhaber des Lehrstuhls für Management an der Heinrich-­Heine-Universität in Düsseldorf forscht mit seinem Team erfolgreich über Fragen des strategischen Managements, der Innovation und des digitalen Managements. Aktuell schlägt er in Projekten mit mehr als 20 Unternehmen die Brücke ­zwischen Theorie und Praxis – für seine Studierenden wie für Firmen.

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