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Personal > Die besten Arbeitgeber

Arbeitgeber: Partnerschaftlich ohne Allüren

2024 punkten Firmen mit Selbst- und Mitbestimmung, Beteiligung und Diversität beim Arbeitgeberwettbewerb von Great Place to Work. Das zieht Fachkräfte an.

Great Place to Work-Wettbewerb „Deutschlands Beste Arbeitgeber“
Die Sieger des diesjährigen Great Place to Work-Wettbewerbs „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ haben sichtlich gute Laune. © Gero Breloer für Great Place to Work Deutschland GmbH

Es muss nicht immer Größe sein. Viele kleine und mittlere Unternehmen ohne starken überregionalen Auftritt sind international sehr erfolgreich und attraktive Arbeitgeber. Vielen, die sich nach einem neuen Job umsehen, ist das nicht bewusst. Auch, weil die Hidden Champions bisher oft wenig für sich geworben haben. Seit es bei Wettbewerben wie „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ auch Kategorien für Mittelständler gibt, hat sich das geändert. 2024 traten mit 1049 Unternehmen nicht nur mehr an als je zuvor, sie sind auch besser geworden. „Die für den Wettbewerb vorgenommene Studie zeigt auch eine Entwicklung bei der Qualität“, beobachtet Andreas Schubert, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter des Forschungs- und Beratungsinstituts Great Place to Work.

Das Institut befragt die Mitarbeiter der teilnehmenden Firmen. Getreu dem diesjährigen Motto „The Future is You“ konnten die Unternehmen mit einer Kultur aus Selbst- und Mitbestimmung, Mitsprache bei neuen Entlohnungsmodellen, selbstgewählten Führungskräften oder etwa Firmenbeteiligung punkten. „Eine ebenso große Rolle spielt die physische und psychische Gesundheit“, sagt Schubert. „Kostenlose Gesundheitschecks, Präventionskonzepte, Bonus- und Prämiensysteme für die Teilnahme an Gesundheitsprogrammen und hauseigene psychologische Hilfsangebote sind nur einige Beispiele.“ Die Mitarbeiter von Unternehmen mit solchen Angeboten sind überdurchschnittlich zufrieden.

Beschäftigte entscheiden mit

Neben Größen wie dem Versicherungskonzern Allianz, der Hotelkette Hilton oder dem Chiphersteller Nvidia lagen auch Mittelständler vorn, etwa CPC Unternehmensmanagement aus Frankfurt in der Gruppe der Unternehmen mit 50 bis 100 Beschäftigten. „Anders als in den meisten partnergeführten Beratungen haben unsere Mitarbeiter bereits als Manager die Möglichkeit, sich substanziell an CPC zu beteiligen“, heißt es auf der Internetseite. Die vier Vorstandsmitglieder haben das Beratungshaus 1993 auf einem ehemaligen Bauernhof in Hessen gegründet. Die mittlerweile mehr als 80 Beschäftigten reden bei allen wichtigen Entscheidungen mit.

CPC ist eine AG, die in Mitarbeiterhand liegt. Mitunternehmerschaft steht als Wert ganz oben. Auch auf persönliche Entwicklung und Teamarbeit („Für Einzelkämpfer ist bei uns kein Raum“) sowie eine gute Work-Life-Balance achtet CPC. „Für uns war immer ganz besonders wichtig, dass wir miteinander und mit unseren Kunden so umgehen, wie wir es uns selbst wünschen: partnerschaftlich und ohne jede Arroganz und Allüren, mit Verständnis für Probleme oder Herausforderungen und Anerkennung von Leistungen.“

Auch erfolgreich beim Wettbewerb ist Secova. Der IT-Beratungs- und Serviceanbieter aus Rheine mit fast 100 Mitarbeitern hat viele „free flex office lover“ (etwa: zeitlich flexible Beschäftigte, mit Liebe zum Büro). Sehr ­flache ­Hierarchien und verschiedene Teams innerhalb der Abteilungen, bei denen „jede Meinung und jede Idee gleichberechtigt“ und gegenseitige Wertschätzung besonders wichtig sei, zählt Jörg Klaas auf, geschäftsführender Secova-Gesellschafter, und hebt die Zustimmungsquote in der Kategorie „Teamgeist“ von 100 Prozent unter den fast 100 Mitarbeitern hervor.

Respekt und Teamgeist

Zudem gibt es technisch hochmoderne und ergonomische Arbeitsplätze, 37-Stunden-Woche, 33 Tage Urlaubsanspruch im Jahr, frisches Obst und Gemüse, einen wöchentlichen Sport- und Entspannungskurs plus monatlichen Physio-Besuch und das gelegentliche Feierabendbierchen sowie gemeinsame Kanutouren, Indoor-Golf und ein Jahrestreff-Wochenende mit Partnern. Und soziales Engagement. „Hinzu kommen noch Aktionen zugunsten sozialer Projekte wie unser Aktivmonat, die Secova ‚Gaming Legends‘ oder der lebendige Adventskalender, die wir zugunsten von Spendengeld gemeinsam gestalten“, fügt Klaas hinzu.

Ebenfalls gut abgeschnitten hat Bewo Plus Jugendhilfe aus Köln mit mehr als 50 Mitarbeitern, die ambulante Eingliederungs sowie Kinder- und Jugendhilfe im Rheinland anbietet. „Glaubwürdige und faire Führung und die aktive Förderung der Mitarbeitenden“, stellt Geschäftsführer Oliver Heisch heraus. „Respekt, Vertrauen, Stolz und Teamgeist sind in hohem Maße Teil der Unternehmenskultur.“ Kollegiales Miteinander, Zufriedenheit, überdurchschnittliches Engagement und eine beziehungsorientierte Arbeitsweise der ausschließlich qualifizierten Persönlichkeiten mit sozialer und besonderer fachlicher Expertise nennt Heisch als zentrale Werte im Selbstverständnis der Firma. Die Zustimmungswerte der Beschäftigten in der Befragung für den Wettbewerb lag bei mehr als 90 Prozent.

Auch für Diversity und Vielfalt sowie Inklusion und Selbstbestimmung setzt das Unternehmen sich ein. „Egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Religion, welche physischen oder psychischen Fähigkeiten oder welche sexuelle Orientierung“, erklärt Heisch. „Wir stehen für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch ganz natürlich dazugehört und ausnahmslos gleichberechtigt und selbstbestimmt teilhaben kann – unabhängig von Aussehen, Sprache oder körperlichen Einschränkungen.“

Überhaupt ist Diversity in den Unternehmen angekommen. „Die Akzeptanz von Mitarbeitenden gleich welchen Alters, Geschlechts oder Sexualität zeigt sich bereits im Recruiting“, sagt Great Place to Work-Geschäftsführer Schubert. Führungskräfte würden besonders geschult und sorgten dafür, dass heterogene Belegschaften entstünden und gut miteinander arbeiteten. „Religiöse Feiertage anderer Kulturen werden durch Rücksichtnahme zum Beispiel bei Dienstplänen respektiert“, sagt Schubert. „Hier sind besonders Unternehmen im Gesundheitssektor stark, selbst wenn sie in konfessioneller Trägerschaft sind.“

Beseelt vom Tun

Wie im Vorjahr auch ist das in dritter Generation familiengeführte Pharmaunternehmen Pascoe Naturmedizin aus Gießen unter den Firmen mit 101 bis 250 Mitarbeitenden wieder vorn dabei. „Bisher redet man immer von Human Resources“, stellt Geschäftsführerin Annette D. Pascoe fest. „Ich finde, wir sollten von Human Beings reden: von Menschen mit Seele, mit Verstand, die sich einbringen, wo auch immer sie in den Unternehmen sind.“ Sie frage ihre Mitarbeiter oft, was sie sich wünschten und was sie wollten. „Denn wir haben alle nur das eine, einzige Leben“, darauf kommt es Pascoe auch für die rund 200 Mitarbeiter an. „Bin ich beseelt von dem, was ich tue? Kann ich meinem Arbeitsleben meinen Lebenssinn mitgeben?“ fragt sie. „Jeder ist Teil des Ganzen und es kommt auf jeden an.“ Natürlich auch auf Zahlen: „Wir haben eine hohe Gesundheitsquote von mehr als 50 Prozent über dem Branchenschnitt“, hebt Pascoe hervor, „und eine starke Bewerberzahl, die alle zu uns kommen wollen.“

Accso – Accelerated Solutions aus Darmstadt ist seit vier Jahren beim Wettbewerb dabei. „Mit unserer Software wollen wir die Welt ein bisschen besser machen“, sagt Jürgen Artmann, geschäftsführender Gesellschafter und Mitgründer. Das Unternehmen betreut unter anderem Projekte zu erneuerbaren Energiequellen, Verlagerung des Straßenverkehrs auf die Schiene sowie zur Organspende. „Erfolg hängt, gerade auch im Beratungs- und Projektgeschäft, von den handelnden Menschen ab“, ist Artmann überzeugt. „Wenn große Herausforderungen von kompetenten Menschen in einem an ihren Bedürfnissen orientierten Umfeld angenommen werden, entstehen Höchstleistungen.“

Auch die Unternehmensberatung Slalom aus München mit hierzulande mehr als 100 Mitarbeitern gehört im Wettbewerb zu den Besten. Sie ist Teil eines US-Konzerns, den Great Place to Work 2023 als einen der besten Arbeitgeber für Eltern auszeichnete. „Wir träumen von einer Welt, in der jede Person die Möglichkeit hat, Leben und Beruf zu vereinbaren und beides zu lieben“, heißt es beim Münchener Ableger. Auf dem deutschen Markt, der nicht auf eine weitere traditionelle Unternehmensberatung gewartet habe, erkennt Deutschland-Chef Denis Gassmann, ein großes Verlangen nach Playern, die Dinge ganz anders machen. „Wir können zeigen, dass wir nicht nur für die Kunden anders sind, sondern auch für die Menschen, mit denen wir arbeiten wollen“, sagt er über sein „in jeder Hinsicht diverses Team“.

Richtig erfolgreich

Die 100 besten Arbeitgeber, die Great Place to Work ermittelt, hat, schneiden im Vergleich zu deutschen Durchschnittsunternehmen deutlich besser ab.

„Alles in allem ein sehr guter Arbeitsplatz“, sagen 92 Prozent der Beschäftigten der besten Arbeitgeber – gegenüber durchschnittlich 63 Prozent aller Beschäftigten.

Dass die Führungskräfte ihre Arbeit kompetent machen und passende Mitarbeiter einstellen, fanden 88 (57) Prozent der Beschäftigten.

Die Führungskräfte zeigen aufrichtiges Interesse an der Person, sind 86 (53) Prozent überzeugt, vertrauen auf gute Arbeit der Mitarbeiter 92 (70) Prozent und beziehen diese in Entscheidungen ein 80 (44) Prozent.

72 Prozent der Beschäftigten in den 100 Siegerunternehmen halten die Mit­arbeiter für angemessen bezahlt – und nur 37 Prozent insgesamt.

85 (66) Prozent möchte „noch lange hier arbeiten“ und 88 (56) Prozent würde den Arbeitgeber als sehr gut weiterempfehlen.

87 (58) Prozent sind zu „zusätzlichem Einsatz“ bereit.

Insgesamt errechnet Great Place to Work aus den Daten der Wettbewerbs­sieger einen diesjährigen Vertrauensindex von 87 Prozent. Die repräsentativen 1500 deutschen Vergleichsunternehmen kommen auf 58 Prozent.

Die Toparbeitgeber verzeichnen 2,8 Krankentage pro Mitarbeiter und Jahr,
die Vergleichsunternehmen dagegen 19.

Die Fluktuation betrug – gemessen an freiwilligen Kündigungen im Verhältnis zur Gesamtbelegschaft – 7,2 (15,2) Prozent.

Die Gewinnentwicklung schätzten Management und Mitarbeiter der besten Arbeitgeber zu 63 Prozent als überdurchschnittlich ein. Bei den Vergleichs­firmen sind es 36 Prozent.

Die Zahl der Bewerbungen pro Jahr betrug bei den besten Arbeitgebern des Wettbewerbs 1913 – gegenüber 422 in den Vergleichsunternehmen.

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