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Vergütung > Löhne und Gehälter

Atypisch Beschäftigte schlecht bezahlt

Mehr als ein Drittel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ist von Leiharbeit, Mini- und Midijobs betroffen, arbeitet in Teilzeit oder befristet. Eine neue Studie zeigt jetzt: 58 Prozent dieser atypisch Beschäftigten erhalten nur einen Niedriglohn.

Atypisch Beschäftige werden in Deutschland deutlich schlechter bezahlt als normale Arbeitnehmer. Das zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Die Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Berndt Keller, Susanne Schulz und Dr. Hartmut Seifert geben darin einen Überblick, wie sich Ausmaß und Struktur der atypischen Beschäftigung in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt haben. Die Analyse basiert auf den aktuellen Daten des Sozio-oekonomischen Panels, des Statistischen Bundesamts und der Bundesagentur für Arbeit.

Der Studie zufolge haben alle Formen atypischer Beschäftigung seit den 1990er-Jahren deutlich zugenommen. Der Anteil der Leiharbeiter, Mini- und Midijobber, befristet oder in Teilzeit Beschäftigten hat sich bis 2010 von etwa 20 Prozent auf knapp 38 Prozent aller Arbeitnehmer erhöht. Am weitesten ist dabei mit über 26 Prozent der abhängig Beschäftigten Teilzeitarbeit verbreitet. Die Arbeitsmarktexperten führen diese Entwicklung vor allem auf die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen zurück, die über 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten ausmachen.

Befristete Jobs zum Berufseinstieg

Einen befristeten Arbeitsvertrag hatten im Jahr 2010 immerhin 10 Prozent der Beschäftigten, wobei Auszubildende nicht berücksichtigt wurden. Besonders häufig traf dies bei jüngeren Arbeitnehmern zu: Die unter 25-Jährigen stellen nur 4 Prozent der unbefristet, aber 19 Prozent der befristet Beschäftigten. „Für junge Arbeitnehmer wird diese Beschäftigungsform immer häufiger zu einem typischen Start in das Erwerbsleben", schreiben die Studienautoren.

Auch die Zahl der Minijobber hat sich zwischen 2003 und 2011 von 5,5 Millionen auf 7,4 Millionen gesteigert. Immer mehr Arbeitnehmer üben demnach eine geringfügige Beschäftigung als Zusatzverdienst aus, jeder dritte Minijob ist nach Angabe der Studienautoren eine Nebentätigkeit. „Denkbar ist, dass immer mehr Beschäftigte einen zweiten Job aufnehmen, um ihre Einkommen zu stabilisieren oder zu steigern“, so ihre Erklärung. Dafür spricht auch, dass Beschäftigte mit Nebenjob in ihrem Hauptjob im Schnitt fast 350 Euro weniger verdienen als Arbeitnehmer ohne Nebentätigkeit. Zusätzlich zu ihrer Haupttätigkeit mit durchschnittlich 41 Wochenstunden wenden sie deshalb im Schnitt noch einmal 5,3 Stunden für ihren Minijob auf. Insbesondere Beschäftigt, die ausschließlich von Minijobs leben, müssen gerade in Bezug auf ihre Alterssicherung mit enormen Risiken rechnen.

Niedriglöhne sind Standard

Alle Minijobber weisen eine eher geringe Bezahlung auf: „Mit weitem Abstand gegenüber allen anderen Formen atypischer Beschäftigung rangieren Minijobs an der Spitze des Niedriglohnsektors“, so die Forscher. Ihrer Auswertung zufolge arbeitet fast jeder dritte Arbeitnehmer mit Minijob länger als 15, jeder vierte länger als 18 Stunden pro Woche. Angesichts dieser Zahlen und den auf 400 Euro im Monat begrenzten Einkommen fallen die Stundenlöhne extrem niedrig aus. Über zwei Drittel verdienen weniger als 8,50 Euro pro Stunde, mehr als ein Viertel sogar weniger als 5 Euro.

Rund 58 Prozent aller atypisch Beschäftigten  erhielten im Jahr 2010 nur einen Niedriglohn. Dazu zählen Bruttostundenlöhne, die weniger als zwei Drittel des mittleren Einkommens betragen. 2010 lag dieser Wert bei 10,36 Euro.

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